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Ist das Risiko von Langzeit-Arbeitsunfähigkeit erkennbar und verhinder- oder minderbar? IGA: Theoretisch und praktisch ja!

Artikel 1268 Die diversen auf der Analyse von Arbeitsunfähigkeitsdaten basierenden betrieblichen oder Branchen-Gesundheitsberichte einer Vielzahl von gesetzlichen Krankenkassen weisen durchweg auf die quantitative und qualitative Bedeutung der Langzeit-Arbeitsunfähigkeit hin.
Diese Form der Arbeitsunfähigkeit (AU), in der Regel ein länger als 6 Wochen dauernder AU-Fall, betrifft zwar lediglich ca. 5 % aller AU-Fälle, löst aber rund 41 % aller AU-Tage aus. 2004 entstanden der GKV durch die für diese Versicherten anfallende Zahlung von Krankengeld nach Berechnungen der Betriebskrankenkassen ein Ausgabenposten von 6,4 Mrd. Euro oder Ausgaben von durchschnittlich 3.015 Euro pro Fall. Langzeit-AU konzentriert sich dabei auf relativ wenige Krankheitsarten. So folgte etwa ein Drittel aller Krankengeldausgaben aus Erkrankungen des Muskel- und Skelettsystems, 18 % aus Verletzungen/Vergiftungen und 13 % aus psychiatrischen Erkrankungen.

Aus den erwähnten Berichten und Forschungsarbeiten weiß man auch, dass Langzeit-AU von einer Vielzahl von Faktoren abhängt, zu denen vor allem das Lebensalter, der Sozialstatus sowie die Anzahl und Dauer des vorangehenden AU-Geschehens gehören. Von den 64 Milliarden Euro Krankengeldleistungen sind nach Schätzungen wenigstens 23 % auf arbeitsbedingte Belastungen zurückzuführen.

Ein großer Anteil der Langzeit-AU-Fälle kommt nicht aus dem Nichts, sondern baut sich über eine bestimmte und zum Teil regelhafte Reihe von kleineren Ereignissen und Erkrankungsepisoden auf, die direkt oder über Indikatoren zu beobachten sind. Eine Konstellation mit hohem prädiktivem Wert ist die Anzahl von AU-Fällen pro Jahr: Je mehr davon bei einer Person auftreten, desto wahrscheinlicher ist eine Langzeit-AU in den Folgejahren.

Beispielsweise zeigt der in der GEK-Edition "Schriften zur Gesundheitsanalyse" als Band 51 im Dezember 2006 veröffentlichte Sammelband "Vom Quer- zum Längsschnitt mit GKV-Daten", herausgegeben von Rolf Müller und Bernard Braun aus dem Zentrum für Sozialpolitik (ZeS) der Universität Bremen, im Aufsatz "Chronizität arbeitsbedingter Rückenbeschwerden am Beispiel von fünf Berufsgruppen" (Seite 103 ff.) von Melanie Zinke, Rolf Müller und Bernard Braun diese und andere Zusammenhänge konkret auf der Basis von GKV-Daten.

Zum Wert der Kenntnis einer regelmäßig größeren Anzahl von Arbeitsunfähigkeitstagen für die Prognose eines erhöhten Erwerbsunfähigkeits- oder Behinderungsrisikos gibt es außerdem verlässliche Belege. Die möglichst genaue und frühzeitige Kenntnis spezifischer personengruppen- oder arbeitsbereichsbezogener Risikoprofile hat somit einen hohen präventiven Nutzen für die betroffenen Personen, ihre Krankenversicherungen, Arbeitgeber und Rentenversicherungsträger.

Der im Mai 2008 erschienene 15-seitige IGA(Initiative Gesundheit und Arbeit)-Report 14 "Frühindikatoren für Langzeit-Arbeitsunfähigkeit Entwicklung eines Vorhersageinstruments für die Praxis in Betrieben und Krankenkassen" von Wolfgang Bödeker und Katja Zelen gibt einerseits einen kompakten Überblick über diese und andere Zusammenhänge von Erkrankungen und Langzeit-AU und die darauf beruhenden Analyse-Modelle. Zum anderen stellt der Report die Entwicklung, die Hauptindikatoren und den anwendungsbezogenen Nutzen eines elektronischen Instruments dar, das es technisch unaufwändig und nach Eingabe weniger Arbeitsunfähigkeitsdaten ermöglicht, das Risiko des weiteren gesundheitlichen Verschleisses abzuschätzen.
Die IGA wird getragen vom BKK Bundesverband, der Deutschen Gesetzlichen Unfallversicherung (DGUV), dem AOK-Bundesverband und dem Arbeiter-Ersatzkassen-Verband (AEV).

Der Bericht und das elektronische Prognoseinstrument entstand im Projekt "Vorhersagbarkeit von Langzeit-Arbeitsunfähigkeit" der IGA. Hier sollte ein Vorhersageinstrument von Langzeit-Arbeitsunfähigkeit für Unternehmen entwickelt werden, das ohne Rückgriff auf die Daten der Krankenkassen auskommt und daher z. B. im betriebsärztlichen Alltag eingesetzt werden kann. Den Versicherten werden vom Betriebsarzt einige Fragen zur Arbeitsunfähigkeit der Vorjahre gestellt. Aus den Antworten wird die Wahrscheinlichkeit errechnet, mit der eine künftige Langzeit-Arbeitsunfähigkeit zu erwarten ist. Der Betriebsarzt kann sodann bei den Beschäftigten mit hohem Risiko eine Ursachen bezogene Analyse beginnen. Die Analyse kann erkennen lassen, welche beruflichen oder außerberuflichen Belastungen im Kontext der drohenden Langzeit-Arbeitsunfähigkeit gesehen werden müssen und daher einer dringlichen Intervention bedürfen.

Die Entwicklung des Vorhersageinstruments begann mit einer Untersuchung, welche Faktoren eine Langzeit-Arbeitsunfähigkeit besonders beeinflussen. Im Folgenden soll daher zunächst die Bedeutung von Langzeit-Arbeitsunfähigkeit auch im Hinblick auf die zu Grunde liegenden Erkrankungen hervorgehoben werden. Sodann wird dargestellt, welche Zusammenhänge zwischen Langzeit-Arbeitsunfähigkeit und Arbeitsunfähigkeit in den Vorjahren bestehen. Schließlich wird beschrieben, wie auf der Grundlage dieser Ergebnisse das Vorhersageinstrument entwickelt wurde.

Für diese Untersuchungen wurden anonymisierte Arbeitsunfähigkeitsdaten von circa 56.000 Versicherten verwendet. Ein-bezogen wurden Versicherte, die über den Zeitraum von 2000 bis 2004 durchgehend versichert waren, so dass die Arbeitsun-fähigkeitsdaten längsschnittlich über einen Zeitraum von fünf Jahren vorlagen. Versicherte mit einer Langzeit-Arbeitsunfähigkeit im Jahre 2004 wurden den anderen Versicherten hinsichtlich des Arbeitsunfähigkeitsgeschehens der Vorjahre gegenübergestellt. Durch multiple logistische Regression wurden relative Langzeit-Arbeitsunfähigkeit-Risiken als Odds Ratios unter Adjustierung für verschiedene Störgrößen wie Alter und Sozialstatus geschlechtsspezifisch bestimmt. Die Stichprobe setzte sich zu 39 % aus Frauen zusammen. Circa die Hälfte der Versicherten war jünger als 40 Jahre, wobei im Vergleich der Geschlechter Männer durchschnittlich etwas älter waren. Bei beiden Geschlechtern verfügten mehr als die Hälfte über eine abgeschlossene Berufsausbildung ohne Abitur als höchsten Ausbildungsstand.

Die Modelle wurden in ein Excel-Programm überführt, das in der Praxis von Betrieben und Krankenkassen zur Vorhersage der Langzeit-Arbeitsunfähigkeit leicht angewendet werden kann. Die in eine Excelumgebung integrierte Eingabemaske erhebt neben Angaben zu Geschlecht, Alter und Ausbildungsstand auch die Informationen über das Arbeitsunfähigkeitsgeschehen in den letzten vier Jahren. Aus diesen Informationen wird anschließend die Wahrscheinlichkeit für eine künftige Langzeit-Arbeitsunfähigkeit geschätzt. Der Eingabemaske liegen die beschriebenen drei Modelle für Frauen und drei Modelle für Männer zugrunde, nämlich das minimale, das maximale und das optimal reduzierte Modell. Abhängig davon, welche Felder in der Eingabemaske ausgefüllt werden, wird das geeignete Modell ausgewählt und mit seiner Hilfe die individuelle Wahrscheinlichkeit für eine Langzeit-Arbeitsunfähigkeit geschätzt. Es müssen also nicht alle Informationen verfügbar sein bzw. erinnert werden.

Zeitgleich mit dem Ausfüllen der Eingabefelder wird eine Rückmeldung gegeben:
• Die Rückmeldung enthält zunächst die individuelle Wahrscheinlichkeit für eine Langzeit-Arbeitsunfähigkeit im nächsten Jahr.
• Diese Wahrscheinlichkeit wird in Relation zur Wahrscheinlichkeit der entsprechenden Alters- und Geschlechtsgruppe gesetzt. Das sich dadurch ergebende relative Risiko zeigt an, um wie viel höher oder geringer das Risiko für eine künftige Langzeit-Arbeitsunfähigkeit bei der betrachteten Person im Vergleich zu den Personen aus der gleichen Alters- und Geschlechtsgruppe ist.
• Die relativen Risiken werden in den folgenden Kategorien zusammengefasst und in einer Ampel visualisiert.

Das Programm ist lauffähig unter MS-Excel ab Version 2003. Die Autoren geben sicherheitshalber folgenden technischen Hinweis: "Um das Programm ausführen zu können, müssen gegebenenfalls Einstellungen geändert werden. Gehen sie dazu in MS-Excel unter "Extras" > "Optionen" auf das Blatt "Sicherheit" und klicken dort auf "Makrosicherheit". In dem sich dann öffnenden Fenster unter "Sicherheitsstufen" die Stufe "mittel" markieren. Mit dieser Einstellung lässt sich dann das Programm ausführen."

Den 215 Seiten umfassenden Sammelband "Vom Quer- zum Längsschnitt mit GKV-Daten" u.a. mit dem Aufsatz zur "Chronizität von Rückenbeschwerden" gibt es als PDF-Datei auf der Studienseite der Gmünder Ersatzkasse (GEK).

Der Report "Frühindikatoren für Langzeit-Arbeitsunfähigkeit Entwicklung eines Vorhersageinstruments für die Praxis in Betrieben und Krankenkassen" ist nur in elektronischer Form kostenlos herunterladbar.

Kostenlos erhältlich ist zur praktischen Übung und Anwendung auch das Excel-Programm "Vorhersage der Langzeit-AU im nächsten Jahr".

Bernard Braun, 15.6.2008