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Personalabbau in Betrieben schädigt die psychische Gesundheit - auch der ungekündigten Arbeitnehmer

Artikel 0699 Ängste um den Arbeitsplatz beinträchtigen nachhaltig die Gesundheit von Arbeitnehmern. Und Arbeitslose weisen überdurchschnittlich oft ein schlechteren psychischen und physischen Gesundheitszustand auf. So viel ist bekannt und durch viele Studien belegt. Eine neuere finnische Studie hat jetzt jedoch gezeigt, dass bei Personalabbau und Entlassungen auch diejenigen, die es nicht "erwischt" hat, in ganz erheblichem Maße von gesundheitlichen Beeinträchtigungen betroffen sind. Nachgewiesen wurde dies jetzt durch die sehr viel höhere Einnahme und medizinische Verordnung von stimmungsaufhellenden Medikamenten, Beruhigungs- und Schlafmitteln bei Arbeitnehmern, in deren Betrieb Entlassungen stattgefunden hatten.

Basis der jetzt im "Journal of Epidemiology and Community Health" veröffentlichten finnischen Studie sind Daten von über 22.000 Arbeitern und Angestellten des Öffentlichen Dienstes aus zehn finnischen Städten. Für den Zeitraum von 1994-2000 lagen für diese Arbeitnehmer einerseits Daten vor, in welchen Betrieben sie beschäftigt waren und wie sich der Personalbestand in diesen Unternehmen veränderte, also ob es größere Entlassungen gab oder personelle Kontinuität bzw. sogar zusätzliche Einstellungen. Die Beschäftigten wurden daraufhin drei Gruppen zugeordnet: Erwerbstätige in Unternehmen ohne nennenswerten Personalabbau, Erwerbstätige in Unternehmen mit Personalabbau und arbeitslos gewordene Beschäftigte.

Zum zweiten wurden diese Informationen dann verknüpft mit Daten des finnischen Sozialversicherung-Registers, das auch Daten über ärztliche Medikamentenverschreibungen enthält. Möglich war dies, weil jeder finnische Bürger bei der Geburt eine Identifikations-Nummer erhält, die bei allen Vorgängen im Kontakt mit den Einrichtungen des Wohlfahrtsstaats registriert ist.

Bei der Auswertung der Daten zeigte sich dann: Männliche Arbeitnehmer, in deren Betrieb größere Entlassungen stattgefunden hatten, nahmen wesentlich häufiger Medikamente gegen psychiatrische Erkrankungen ein im Vergleich zu Arbeitnehmern ohne diese Negativerfahrungen. Und dies lies sich auch feststellen für arbeitslos gewordene Beschäftigte. Die Quoten variierten dabei nach Geschlecht und ob jemand Angestellter oder Arbeiter war. Männliche Arbeiter, die arbeitslos geworden waren, nahmen 2,2mal so oft entsprechende Medikamente ein. Wenn sie Entlassungen in ihrem Betrieb erfahren hatten, war dies 1,7mal so oft der Fall. Berücksichtigt wurden Antidepressiva, Anxiolytika und Hypnotika (stimmungsaufhellende Medikamente, Beruhigungs- und Schlafmittel). Bei Angestellten lagen die Quoten (Odds-Ration) bei 1,4 bzw. 1,9.

Bei weiblichen Erwerbstätigen war der Einfluss von Entlassungs-Erfahrungen deutlich niedriger oder statistisch nicht signifikant. Statistisch kontrolliert wurde in der Studie, ob sich die drei Gruppen nicht im Hinblick auf Merkmale (wie Bildungsniveau, Alter, Geschlecht, Stellung im Beruf) unterscheiden, die ganz unabhängig von betrieblichen Entlassungs-Erfahrungen einen Zusammenhang zur Einnahme von Medikamenten aufweisen. Bei anderen Medikamenten, die nicht zur Therapie psychischer Beeinträchtigungen eingesetzt werden, konnten keinerlei Zusammenhänge festgestellt werden.

Die Studie zeigt damit in eindrucksvoller Weise auf, dass nicht nur Arbeitslosigkeit, sondern auch schon Arbeitsplatzunsicherheit aufgrund der mittelbaren Erfahrung betrieblichen Personalabbaus gesundheitliche Beeinträchtigungen hervorruft. Die zuletzt immer wieder in Auswertungen der GKV-Kassen von Arbeitsunfähigkeitsdaten beobachtete Zunahme psychiatrischer und insbesondere depressiver Erkrankungen kann in Anbetracht der Forschungsbefunde und der stets aufs Neue vermeldeten Berichte über beschlossene oder geplante Massenentlassungen großer Konzerne nicht mehr verwundern.

Die Studie ist hier im Volltext kostenlos verfügbar: Organisational downsizing and increased use of psychotropic drugs among employees who remain in employment (J Epidemiol Community Health 2007;61:154-158)

Bereits im Jahre 2004 hatte das finnische Forschungsteam eine Studie veröffentlicht, die mit einer vergleichbar großen Stichprobe (ebenfalls aus der sog. finnischen "10-Städte-Studie") andere gesundheitliche Negativeffekte für die Erfahrung von Personalabbau aufgezeigt hatte. Dort war deutlich geworden, dass Beschäftigte, deren Unternehmen Entlassungen durchgeführt hatten, in der Folgezeit deutlich häufiger krankgeschrieben waren und sogar eine zweimal höhere Mortalität aufgrund von Herz-Kreislauferkrankungen aufwiesen als Arbeitnehmer ohne solch beunruhigende Erfahrungen.
Auch diese Studie ist kostenlos im Volltext verfügbar: Organisational downsizing, sickness absence, and mortality: 10-town prospective cohort study (BMJ 2004;328:555, March, 6)

Gerd Marstedt, 10.5.2007