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Gesundheitssystem
Finanzierung und Kosten, Lohnnebenkosten


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Lohnneben-, Arbeits- und Lohnstückkosten in Deutschland - Wie gefährdet ist der "Wirtschaftsstandort" wirklich?

Artikel 0569 Nach dem Zerfall der empirischen Evidenz der "Kostenexplosion" im Gesundheitswesen rückten seit den 1990er Jahren die Arbeitskosten und darin speziell die den Arbeitgeber belastenden "Lohnnebenkosten" in den Rang der massiv politikorientierenden Vokabel auf. Im Vergleich dieser "Kosten" mit denen im europäischen oder gar außereuropäischen Ausland erschien der "Wirtschaftsstandort Deutschland" hoffnungslos benachteiligt und einer turmhoch überlegenen Preis- und Innovationskonkurrenz ausgesetzt.

Der tatsächliche Anteil der Lohnnebenkosten oder gar der Arbeitgeberbeiträge zur GKV an den Gesamtkosten (im verarbeitenden Gewerbe lag dieser Anteil Anfang dieses Jahrzehnts deutlich unterhalb von 2 %) und die schon oberflächlich irritierende gleichzeitige Performance der deutschen Volkswirtschaft als Dauer-"Exportweltmeister" nährten schon seit längerem Zweifel an der Stimmigkeit des "Lohnnebenkosten-Krisenszenario". Genaueres findet sich u.a. in früheren Beiträgen dieses Forums.

Auch die im Februar 2007 veröffentlichten neuesten Statistiken des Statistischen Bundesamtes über die "Lohnnebenkosten im europäischen Vergleich" und die "Arbeitskosten: Wo steht Deutschland in Europa?" relativieren die herrschenden Dramatisierungen erheblich.

Die wichtigsten Ergebnisse der international vergleichenden Berechnungen des Bundesamtes für die Lohnnebenkosten im Jahr 2004 lauten:

• Europäischer Vergleich: Deutschland beim Anteil der Lohnnebenkosten im Mittelfeld. In Deutschland zahlten die Arbeitgeber in der Privatwirtschaft auf 100 Euro Bruttolohn und -gehalt zusätzlich gut 33 Euro Lohnnebenkosten. In der Europäischen Union (EU27) lag der vergleichbare Wert - berechnet als gewichtetes Mittel - mit 36 Euro gut 3 Euro höher.
• Auch wenn man nur die per Gesetz vorgeschriebenen Arbeitgeberbeiträge zur Sozialversicherung betrachtet, bleibt die unterdurchschnittliche "Belastung" in Deutschland erhalten: Für Deutschland sind es 20 Euro auf je 100 Euro Bruttolohn und -gehalt. Zum Vergleich: Während im Durchschnitt der Europäischen Union rund 23 Euro gezahlt wurden, waren es in Belgien mit knapp 39 Euro deutlich mehr und in Dänemark gerade einmal 1 Euro. Auch im Vereinigten Königreich (8 Euro) und den Niederlanden (11 Euro) waren die gesetzlichen Arbeitgeberbeiträge vergleichsweise niedrig.
• Bei allen Vergleichen werden die unterschiedlichen Leistungsniveaus ausgeblendet, d.h. insbesondere das in vielen Ländern mit mehr aber natürlich auch niedrigeren Sozial-Lohnnebenkosten im Vergleich mit Deutschland geringere Niveau. Würde man eine Niveaustandardisierung durchführen, wäre die Position Deutschlands mit hoher Wahrscheinlichkeit noch deutlich besser.

Diese Ergebnissen stimmen im übrigen mit den neuesten Analysen der OECD überein, die unter der Überschrift "Taxing Wages: 2004-2005" u.v.a. die in Deutschland im Jahr 2005 OECD-weit eher unterdurchschnittliche Belastung der Arbeitgeber und eine gleichzeitig überdurchschnittliche direkte Belastung der Arbeitnehmer mit Beiträgen für die soziale Sicherung belegen.

Etwas anders sieht es bei den Rängen aus, wenn die Arbeitskosten verglichen werden. Dann liegt Deutschland im Jahr 2004

• "deutlich über dem EU-Durchschnitt", was konkret für die
• gesamte Privatwirtschaft, d.h. "alle Unternehmen mit zehn und mehr Arbeitnehmern im Produzie-renden Gewerbe und in den marktbestimmten Dienstleistungs-bereichen", "Rang 6" bedeutet: "Die Arbeitskosten in der Privatwirtschaft in Deutschland waren im Jahr 2004 im europäischen Vergleich überdurchschnittlich hoch. Während ein Arbeitgeber in Deutschland 28,17 Euro für eine geleistete Arbeitsstunde zahlte, betrug der Durchschnitts-wert - berechnet als gewichtetes Mittel - für die Europäische Union (EU27) 20,66 Euro. Deutschland lag damit hinter Dänemark (31,98 Euro), Schweden (31,15 Euro), Belgien (30,36 Euro), Luxemburg (30,09 Euro) und Frankreich (28,85 Euro) auf Rang sechs in der Europäischen Union. Die geringsten Arbeitskosten verzeichneten Bulgarien mit 1,62 Euro sowie Rumänien mit 1,90 Euro."
• Für das verarbeitende Gewerbe allein, liegt "Deutschland auf Rang 3 in Europa. Im besonders im internationalen Wettbewerb stehenden Verarbeitenden Gewerbe betrugen im Jahr 2004 die Kosten für eine geleistete Arbeitsstunde in Deutschland durchschnittlich 31,15 Euro. Damit lag Deutschland knapp 55 Prozent über dem Durchschnitt für die Europäische Union (20,15 Euro) und hatte hinter Belgien (32,36 Euro) und Schweden (32,11 Euro) die dritthöchsten Arbeitskosten in diesem Wirtschaftsbereich. Bulgarien (1,39 Euro) und Rumänien (1,60 Euro) verzeichneten wiederum die geringsten Arbeitskosten."
• Dies wird allerdings schon etwas durch eine Darstellung der Entwicklung der Arbeitskosten relativiert, die das Statistische Bundesamt bei der Vorstellung der "Arbeitskostenentwicklung im europäischen Vergleich im November 2005" in den Jahren 200-2004 gemacht hat: "Der Vergleich der Arbeitskostenentwicklung in Deutschland mit der Europäischen Union bzw. mit dem Euro-Währungsgebiet erlaubt eine bessere Einordnung der deutschen Ergebnisse: Die Veränderungsraten der Arbeitskosten in Deutschland liegen in den letzten Jahren deutlich unter den Werten für alle EUMitgliedstaaten bzw. das Euro-Währungsgebiet. Die aktuelle Veränderungsrate der Arbeitskosten für das 2. Quartal 2005 für Deutschland in Höhe von +0,8% ist die mit Abstand geringste Rate unter den vorhandenen europäischen Daten. Obwohl die deutschen Ergebnisse mit einem Gewicht von über einem Drittel in die Berechnungen für das Euro-Währungsgebiet einfließen, liegt die Veränderungsrate für dieses Gebiet mit +2,3% beinahe dreifach so hoch."

Könnte man sich also bei den letzten Daten und wenn man sich durch die "Exportweltmeister"-Stellung der selben deutschen Volkswirtschaft nicht beirren lässt, nicht doch auf den Gedanken kommen, die Wirkung der hohen Lohnnebenkosten und Löhne seien nachteilig und sich Gedanken um deren Absenkung machen?

Dass dies mindestens vorschnell wäre, hebt das Statistische Bundesamt in seiner Publikation mit dem Hinweis auf die Nichtberücksichtigung der Arbeitsproduktivität hervor. Ob Arbeitskosten "zu hoch" sind, entscheidet sich in der Tat daran, was oder wie viel die zu diesen Kosten beschäftigten Arbeitnehmer produzieren. Entscheidend sind also systematisch die so genannten Lohnstückkosten.

Der internationale Vergleich von Lohnstückkosten ist allerdings ein sehr schwieriges Feld, auf dem man schnell Opfer von problematischen Vergleichen und Indikatoren werden kann. Die "Bundeszentrale für politische Bildung" bringt die Dilemmata zweier Indikatoren auf einer ihrer Wissensseiten "Globalisierung - Lohnstückkosten" empirisch gut belegt auf folgenden Nenner: "Werden die Lohnstückkosten in der jeweiligen Währung dargestellt, kann nur die Entwicklung der Lohnstückkosten des jeweiligen Staates mit dem Basisjahr verglichen werden. Die internationale Wettbewerbsfähigkeit hängt aber entscheidend von Wechselkursänderungen ab, die hier unbeachtet bleiben. Werden hingegen die Wechselkurse berücksichtigt und die Lohnstückkosten in einer einheitlichen Währung abgebildet, wird die Arbeitskosten- und Produktivitätsentwicklung nicht mehr adäquat dargestellt. Ein Beispiel: In Deutschland sind die Lohnstückkosten in nationaler Währung zwischen 2002 und 2005 um 8,7 Prozent gesunken, in den USA haben sie sich um lediglich 3,7 Prozent reduziert. Bei einem internationalen Vergleich der Lohnstückkosten auf US-Dollar Basis hat sich die Wettbewerbsposition Deutschlands gegenüber den USA trotz steigender Arbeitsproduktivität und Lohnzurückhaltung verschlechtert. Grund dafür ist die Aufwertung des Euro gegenüber dem US-Dollar im gleichen Zeitraum. Aus Sicht der USA haben sich die Lohnstückkosten in Deutschland zwischen 2002 und 2005 nicht reduziert, sondern sind um gut 20 Prozent gestiegen."

Sowohl die von der "Bundeszentrale" zitierten Statistiker des U.S. Departement of Labor als ein "Wochenbericht" (14/2004) des "Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW)" über "Lohnkosten im internationalen Vergleich" und schließlich ein Aufsatz aus dem "Institut der deutschen Wirtschaft (IW)" über"Produktivität und Lohnstückkosten im internationalen Vergleich" sind sich aber über die folgenden Trends weitgehend einig:

• Das Niveau der Lohnstückkosten liegt den Jahren 2004 und 2005 in nationalen Währungen gerechnet in Deutschland (Indexwert: 96) unter dem Niveau der Jahre 1992 oder 1995 (das jeweilige Jahr = 100 gesetzt) und unter dem Großbritanniens (Indexwert: 119,6) und Südkoreas (Indexwert: 113,3). Derselbe Indikator zeigt aber auch, dass Deutschland einen mehr oder weniger höheren Indexwert hat als die Mehrzahl vergleichbarer Länder. Am nächsten kommen mit 86,3 Punkten die USA und am weitesten entfernt liegt mit 71,9 Punkten Schweden.
• Seit Beginn der 2000er Jahre sinken die Lohnstückkosten in Deutschland kontinuierlich und dabei stärker als beispielsweise in den USA oder Frankreich.

Verwendet man einen dritten, durchaus möglichen und von der EU-Kommission ("Statistik der Generaldirektion Wirtschaft und Finanzen der Europäischen Kommission aus dem Herbst 2005" angewendeten Indikator für die realen Lohnstückkosten, nämlich das Verhältnis von Arbeitnehmerentgelt je Arbeitnehmer zum nominalen BIP je Beschäftigten, ergibt das ein drittes Bild: Dieser Wert hat sich in Deutschland während der letzten 10 Jahre unterdurchschnittlich entwickelt: Wenn man die Lohnstückkosten von 1995 gleich 100 setzt, dann liegen sie in Deutschland gemessen mit diesem Indikator 2006 bei 95,1, in der Euro-Zone bei 95,5, in der EU der ursprünglichen 15 minus Luxemburg bei 96,8 und bei allen heutigen EU-Ländern bei 96,9.

Bei allen Lohnstückkostendebatten ist also zweierlei zu beachten:

• Die durchaus zulässige Wahl eines der genannten Indikatoren muss offen erfolgen und kann zu quantitativ unterschiedlichen Resultaten führen. Keiner Auswahl ist die Absicht der Datenmanipulation zu unterstellen.
• Zum zweiten aber ist generell zu beachten, dass auch empirisch durch die Exporterfolge belegt nicht der Preis allein über die internationale Konkurrenzfähigkeit der Produkte eines nationalen Produzenten entscheidet. Den Kosten - egal ob durch die Lohnstückkosten oder Währungseffekte hochgehalten - kommt nur ein relativer Stellenwert zu. Über den Kauf vergleichsweise teurer deutscher Produkte entscheidet also auch deren Originalität, Lieferpünktlichkeit, Kundenservice und Qualität mit.

Das hier Ausgeführte findet man mit zahlreichen weiteren Details und Hintergründen abgerundet auch noch auf den für alle wirtschafts- und sozialpolitischen Fragen immer lesenswerten "Nachdenkseiten".

Bernard Braun, 13.2.2007