Home | Patienten | Gesundheitssystem | International | GKV | Prävention | Epidemiologie | Websites | Meilensteine | Impressum

Sitemap erstellen RSS-Feed

RSS-Feed
abonnieren


Weitere Artikel aus der Rubrik
Prävention
Betrieblicher Arbeits- und Gesundheitsschutz


Fundgrube zum Burnout von Krankenhausbeschäftigten, von den Ursachen bis zu möglichen Lösungen (6.8.19)
Abbau oder Vermeidung von arbeitsbezogenem Stress beim Gesundheitspersonal durch Yoga und Qigong evident - andere aber nicht! (20.7.19)
Evidenz für Kombination von Maßnahmen: "mehr Pflegepersonal" und besseren Arbeitsbedingungen gleich hohe Überlebenschance (28.10.17)
Weniger Stress mit dem was "Stress" sein könnte: elf Risikobereiche psychischer Belastungen (26.11.15)
Schadstoffbelastung von Schulgebäuden (k)ein Thema für die Generationengerechtigkeit (22.3.15)
Was kosten 50 Jahre Abstand zwischen Wissen und Handeln? Bei Asbest bis zu 26.000 Menschenleben! (1.2.15)
Was beeinflusst die Arbeitsunfähigkeit junger Beschäftigter? Blausaufen und -machen oder die Existenz einer Personalvertretung? (9.10.14)
Wie viel kostet Unternehmen ein rauchender Mitarbeiter pro Jahr und was ist am teuersten? (29.7.14)
Wie oft werden Sie während wichtiger Arbeiten unterbrochen? Wenn oft, könnte dies auch die Qualität ihrer Arbeit beeinträchtigen! (15.7.14)
Anzahl älterer Arbeitnehmer mit Wechselschicht nimmt zu - schlechter Gesundheitszustand ebenfalls (22.11.13)
Altersgemischte Teams: wirksamste Maßnahme die Beschäftigungsdauer älterer Arbeitnehmern bis zur Altersgrenze zu verlängern! (14.3.13)
Was tun Betriebe um die sozialen Folgen des "drohenden" Mangels an leistungsfähigen Erwerbstätigen zu verhindern? 2011: zu wenig! (2.11.12)
Geringe Arbeitsfähigkeit im mittleren Alter ein Frühwarnindikator für große Gesundheitsprobleme im Alter (11.12.11)
Drei Seiten der Medaille: Gesundheitsrisiken in Berufen, Krankheitslast von Berufen und Belastungen in Berufen mit viel Krankheit (26.11.11)
Wer oder was gefährdet den Wirtschaftsstandort Deutschland jenseits von Lohnnebenkostensenkung? Beispiel Arbeitszufriedenheit! (13.8.11)
Arbeitsbedingungen im IT-Bereich: Weder belastungsfrei noch ohne Präventionspotenzial (13.8.11)
Betriebliches Gesundheitsmanagement: "Geld spielt (k)eine Rolle!?" (4.3.11)
Dauerproblem Arbeitslärm ist auch mit einem erhöhten Risiko von Herzerkrankungen assoziiert. (20.10.10)
Betriebliche Gesundheitsförderung zur Änderung des Lebensstils zeigt Erfolge bei Risikogruppen (3.7.10)
Senken körperliche Trainingsprogramme die Krankmeldungen von Rückenschmerzpatienten? (3.6.10)
Sie wissen, was sie tun! "National Research Council" der USA analysiert Sicherheitsrisiken des US-Biowaffenlabors Fort Detrick (11.4.10)
Prävention von Burnout: Interventionen sind erfolgreich, wirken aber zeitlich nur begrenzt (5.4.10)
Lieber krank feiern als krank arbeiten oder umgekehrt!? Was fördert oder hemmt die beiden Umgangsweisen mit Krankheit? (22.1.10)
Unterschätzte Risiken und überschätzte Wirksamkeit präventiver Maßnahmen im Arbeitsschutz - Das Beispiel Lärm (28.7.09)
Gesundheitsförderung für Krankenhausärzte und in Krankenhäusern - Fehlanzeige! (19.7.09)
Selbstverwaltung in der Gesetzlichen Unfallversicherung der 1990er Jahre: Mehr Präventionsorientierung durch Weiterbildung!? (7.7.09)
Gesundheitsbezogene Interventionen in der Arbeitswelt: Komplexe Maßnahmen sind effizienter (17.6.09)
Ambivalent: Nachtschichtarbeit als mögliche Ursache von Brustkrebs bei Krankenschwestern und Flugbegleitern in Dänemark anerkannt! (29.3.09)
Erhöht die Existenz von Gewerkschaften das Niveau des Gesundheits- und Arbeitsschutzes und die gesellschaftliche Wohlfahrt? (12.2.09)
EuGH-Entscheidung: Worauf erstreckt sich das EU-Diskriminierungsverbot wegen einer Behinderung? (1.9.2008)
Arbeitsunfähigkeitstage: Risikomarker von späterer Erwerbsunfähigkeit- oder Behinderungsrente (9.6.2008)
Wie ungesund können Arbeitsplätze im Gesundheitswesen sein? Beispiel Bildschirmarbeitsplätze an Großgeräten im Krankenhaus (20.5.2008)
Ist gesundes Sitzen kaufbar? Bedeutung des dynamischen Sitzens zur Prävention von Muskel- und Wirbelsäulenproblemen überschätzt! (13.4.2008)
Schicht- plus Hausarbeit = erhöhtes Risiko von Frühberentung und Behindertenrente für Frauen!? (20.1.2008)
WHO-Krebsforschungszentrum: Schichtarbeit und Nachtarbeit mit "hoher Wahrscheinlichkeit krebserregend" (8.12.2007)
Wie verhindert man arbeitsbedingte Nacken- und Schulterbeschwerden? - Wenig Evidenz für Ergo-Tastaturen oder Gymnastik (4.10.2007)
Betriebliche Krankenstandspolitik heute: Mit eine Ursache der Krankheiten von morgen (29.3.2007)
Wirksame arbeitsplatzbezogene Prävention der "Volkskrankheit Rückenschmerzen" Fehlanzeige !? (2.1.2007)
Wie sicher sind Operationssäle in deutschen Krankenhäusern? Erschreckendes aus Chirurgen- und Pflegekräftesicht. (19.12.2006)
Evidente Wege zum Rauchenaufhören im Betrieb (19.12.2006)
"Gute Arbeit" - Eine neue Offensive zur Humanisierung der Arbeit (3.11.2006)
Handbuch über die Erscheinungen, Ursachen und Prävention psychischer Belastungen und Erkrankungen in der Arbeitswelt (28.11.2005)
USA: Längere Arbeitszeiten und Überstunden als Unfall- und Erkrankungsrisiko (12.9.2005)

Seite mit den Texten aller Artikel aufrufen:
Betrieblicher Arbeits- und Gesundheitsschutz
 

Andere Rubriken in "Prävention"


Präventionspolitik, Präventionsprogramme

Betrieblicher Arbeits- und Gesundheitsschutz

Maßnahmen, Projekte zur Gesundheitsförderung

Gesundheitsverhalten (Rauchen, Ernährung, Sport usw.)

Wellness, Gesundheit als Lifestyle

Früherkennung, Screening

andere Themen



Betriebliches Gesundheitsmanagement: "Geld spielt (k)eine Rolle!?"

Artikel 1916 Eines der stärksten und auch schlecht wegzudiskutierendes Argument von Arbeitgebern gegen Maßnahmen der betrieblichen Gesundheitsförderung sind seit Jahrzehnten die dadurch entstehenden kurz- bis mittelfristigen Kosten, die "man" sich wegen der Wettbewerbsnachteile oder wegen der damit verbundenen Minderung der Investitionsmittel nicht leisten könne. Daran wird selbst dann mantramäßig festgehalten, wenn immer mehr Untersuchungen (vgl. für Deutschland u.a. die iga-Studie 16 von Kramer und Bödeker) neben dem gesundheitlichen Nutzen für die ArbeitnehmerInnen oder das "Humankapital" auch den mittel- bis langfristigen betriebswirtschaftlichen Nutzen von Investitionen ("return on investment") in Gesundheitsförderung nachwiesen.

Zu der staatlichen Reaktion auf diese hartnäckige Weigerung, mehr in die betriebliche Gesunmdheitsförderung zu investieren, gehörte eine zum 1. Januar 2009 in Kraft getretene Änderung des § 3 Nr. 34 des Einkommensteuergesetzes.Dort heißt es u.a.: "Steuerfrei sind … zusätzlich zum ohnehin geschuldeten Arbeitslohn erbrachte Leistungen des Arbeitgebers zur Verbesserung des allgemeinen Gesundheitszustandes und der betrieblichen Gesundheitsförderung, die hinsichtlich Qualität, Zweckbindung und Zielgerichtetheit den Anforderungen der §§ 20 und 20 a des Fünften Buches Sozialgesetzbuch genügen, soweit sie 500 Euro im Kalenderjahr nicht übersteigen".
Die Verfasser eines Projekts, das die Inanspruchnahme dieser Regelung evaluierte fassten die Absichten des Gesetzgebers so zusammen: "In der amtlichen Begründung zur Einführung dieser Norm nennt der Gesetzgeber als Ziel der Steuerbefreiung, dass die Bereitschaft des Arbeitgebers erhöht werden soll, seinen Arbeitnehmern Dienstleistungen zur Verbesserung des allgemeinen Gesundheitszustandes sowie zur betrieblichen Gesundheitsförderung anzubieten und entsprechende Barzuschüsse für die Durchführung derartiger Maßnahmen zuzuwenden. Als weiteres Ziel wird eine Vereinfachung für die Arbeitgeber und die Finanzverwaltung genannt, weil Prüfungen, ob bei Leistungen zur Gesundheitsförderung Arbeitslohn vorliegt oder nicht, bei Anwendung der neuen Steuerbefreiung entbehrlich würden. Die Unternehmen müssen also bei Maßnahmen, die unter die Steuerbefreiung fallen, nicht mehr nachweisen, dass die Leistungen im ganz überwiegend eigenbetrieblichen Interesse liegen, wenn sie steuerfrei bleiben sollen."

Ob und wie die Unternehmen diese Regelung nutzten, stand zwei Jahre nach dem Beginn der steuerlichen Begünstigung von Gesundheitsförderungsmaßnahmen im Mittelpunkt einer Onlinebefragung von 47 Krankenkassen- und 29 Unfallversicherungs-MitarbeiterInnen. Zusätzlich wurden Insgesamt wurden 20 telefonische Kurzinterviews mit Personen geführt, die in Unternehmen Ansprechpartner für das Thema betriebliche Gesundheitsförderung sind. Die Interviewpartner waren Personalverantwortliche, Mitglieder der Geschäftsführung, Betriebsärzte und Mitarbeiter der Personalabteilung oder der Lohnbuchhaltung. Zehn der befragten Unternehmen sind große Unternehmen mit mehr als 249 Beschäftigen und weitere zehn Unternehmen gehören der Kategorie der mittleren Untenehmen mit 50 bis 249 Beschäftigen an. Kleinunternehmen mit weniger als 50 Mitarbeitern wurden nicht befragt. Informationen über die Praxis in kleineren Unternehmen wurden schließlich durch Interviews mit Steuerberatern zusammengetragen.

Zusammengefasst war folgende Praxis erkennbar:

• Die Mehrzahl der Unternehmen ist über die Steuerbefreiung informiert.
• Es gibt keine Anhaltspunkte dafür, dass die Steuerbefreiung dazu geführt hat, dass Arbeitgeber vermehrt Leistungen zur Gesundheitsförderung anbieten.
• Die Anreizwirkung ist nicht groß genug, um bestehende Hemmnisse zu überwinden.
• Der Hauptgrund für die zu geringe Anreizwirkung ist darin zu sehen, dass mit der Regelung keine oder nur sehr geringe Vorteile für die Arbeitgeber verbunden sind.
• Ob es durch die Regelung einfacher geworden ist, steuerfreie Leistungen anzubieten, lässt sich nicht abschließend beurteilen. Es gibt aber Hinweise darauf, dass die Voraussetzungen und die Nachweispflichten als zu kompliziert empfunden werden. Weitere Hinweise sehen den qualitätssichernden Bezug auf den Leitfaden Prävention als zu einschränkend. Zwei Unternehmen kritisierten ausdrücklich, dass eine Bezuschussung von Fitnessstudio-Beiträgen nicht möglich sei.

Auch wenn die Befragungen nicht repräsentativ waren und die Ergebnisse daher nicht ohne weiteres verallgemeinert werden dürfen, zeigt sich deutlich, dass zumindest ein Teil der finanziellen Argumente gegen die Machbarkeit von Gesundheitsförderung vorgeschoben ist, Gesundheitsförderung also nicht allein oder entscheidend durch ein einfaches "noch Mehr" an Steuer- oder anderen Finanzerleichterungen initiiert werden kann. Auch das gut gemeinte Setzen auf "mehr und bessere Informationen" dürfte bei vielen Unternehmen nicht entscheidend dazu beitragen, überhaupt oder intensiver in die betriebliche Gesundheitsförderung einzusteigen. Zu besseren Informationen und vor weiteren finanziellen Anreizen allein müssen andere soziale Interventionen, mentale Veränderungen oder Sichtweisenveränderungen institutioneller und individueller Akteure erfolgen.

Der 24 Seiten-Projektbericht "Auswirkung der Steuerbefreiung auf die Verbreitung von betrieblicher Gesundheitsförderung" im Auftrag der "Initiative Gesundheit und Arbeit" der Sozialversicherungsträger ist kostenlos erhältlich.

Bernard Braun, 4.3.11