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Prävention
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Prävention von Übergewicht bei Kindern: Die bisherige Bilanz erkennt sehr viele Defizite

Artikel 1635 Die Bilanz von Interventionen zur Prävention von Übergewicht und Adipositas bei Kindern und Jugendlichen fällt sehr uneinheitlich aus. Neben positiven Befunden gelungener Prävention werden viele Defizite und Mängel hervorgehoben und darüber hinaus auch Aspekte aufgezeigt (strukturelle Rahmenbedingungen wie etwa die Erhältlichkeit von Lebensmitteln), die zukünftig stärker berücksichtigt werden sollten.

Der bereits 2005 veröffentlichte systematische Cochrane-Review über die Ergebnisse von 22 randomisierten kontrollierten Studien mit einer Mindest-Interventionsdauer von 12 Wochen bei unter 18-jährigen Kindern und Jugendlichen aus Asien, Süd- und Nordamerika sowie Europa im Zeitraum seit 1990, präsentiert ein durchwachsenes Bild. Einer Reihe von Studien, deren unterschiedliche Interventionen wirksam die Entstehung oder die Weiterentwicklung von Übergewicht verhindern konnten, stehen andere gegenüber, in denen keinerlei präventiven Wirkungen beobachtet wurden. 10 der Studien hatten eine Mindestdauer von 12 Monaten (Langzeitstudien) und 12 eine Dauer von 12 Wochen bis 12 Monaten (Kurzzeitstudien). Das Maximum der Studiendauer lag bei 3 Jahren.

• 19 Studien umfassten Interventionen im Schul- und Vorschulbereich, eine war eine Community-Studie bei Familien mit niedrigem Einkommen und zwei Studien zielten auf nicht-übergewichtige Kinder von übergewichtigen Eltern. Die Interventions-Konzepte und die Ergebnisse variierten zwischen den folgenden Polen:
• 6 der 10 Langzeitstudien kombinierten Ernährungserziehung und körperliche Aktivitäten. Von diesen Studien zeigten 5 keine Unterschiede beim Übergewichtsstatus gegenüber den Kontrollgruppenangehörigen. In einer Studie gab es Verbesserungen, aber allein bei Mädchen.
• 2 Studien fokussierten allein auf körperliche Aktivität. Allein die Studie mit einem Multi-Media-Ansatz war aber bei der Verhinderung von Übergewicht wirksam.
• 2 andere Studien, die allein auf Ernährungserziehung fokussierten, waren beide unwirksam bei der Prävention von Übergewicht.
• 4 der 12 Kurzzeitstudien zielten allein darauf, die Niveaus der körperlichen Aktivität zu erhöhen. Zwei dieser 4 Studien führten zu geringfügigen Verringerungen des Übergewichts.
• Die restlichen 8 Kurzzeitstudien kombinierten Ratschläge zur Ernährung und körperlicher Aktivität, ohne damit irgendeinen signifikanten Effekt zu erzielen.
• Keine der Studien liefert Daten zur Kosteneffektivität der Interventionen.

Auch wenn diese Interventionen nicht wirksam bei der Prävention von Gewichtszunahmen sind, können sie wirksam bei der Förderung einer gesunden Ernährung und erhöhter körperlicher Bewegung und Aktivität sein, die ihrerseits zukünftig unerwünschte Wirkungen von Übergewicht mindern können. Der in einer früheren Arbeit der Reviewer bereits konstatierte Mangel an Langzeitstudien besteht trotz einer zwischen 2000 und 2004 erkennbaren Zunahme dieses Studientyps fort. Die Autoren zeigen aber an einem neueren Beispiel, dass derartige Studien keineswegs zwangsläufig bessere Ergebnisse zeitigen, d.h. einen höheren präventiven Nutzen der Interventionen zeigen als die kürzeren Interventionen. So zeigte auch eine umfassende multizentrische und auf viele Verhaltensaspekte gerichtete Intervention über drei Jahre trotz einer signifikanten Verbesserung des Wissens und Verhaltens der StudienteilnehmerInnen keine Veränderung ihres Gewichts.

Trotz einiger Verbesserungen bei epidemiologischen Studien fehlen weiterhin gute Interventions-Studien, welche die soziale Ungleichheit bei der Prävalenz von Übergewicht beachten. Dies gilt auch für Studien, welche so genannte "upstream factors" wie die Erhältlichkeit von Nahrungsmitteln, die Finanzierungsmöglichkeit gesünderer Lebensmittel und Bewegungsformen, sichere Spielplätze oder Partnerschaften zwischen Gemeinden und Schulen berücksichtigen. So bleibt den Reviewern nur ein nachdenkliches Fazit übrig: "Diese Bilanz zeigt eine paradoxe Situation. Zu einer Zeit, in der die Prävention von Übergewicht als vorrangige Aufgabe von Public Health genannt wird, gibt es nur eine sehr begrenzte Zahl von Studien, deren Ergebnisse überprüfbar wären."

Wodurch die unbefriedigend paradoxe Erkenntnislage und damit auch eine gewisse praktische Lähmung möglicherweise überwunden werden könnte, fassen sie so zusammen: "Wir empfehlen, dass Betroffene (Familien, Schulen usw.) in die Entscheidungen darüber einbezogen werden, welche Maßnahmen und Strategien gewählt werden sollen. Eine Maßnahme, die bessere Umgebungsbedingungen und Verhaltensänderungen im Bereich körperlicher Bewegung, dauerhaftes Sitzen und Ernährung bewirken soll, sollte auch größere Effekte bewirken als die in dieser Bilanz erfassten Interventionen - zumindest sollte die Wahrscheinlichkeit dafür größer sein."

Kostenlos erhält man von diesem Review eine dreiseitige Zusammenfassung: Summerbell CD, Waters E., Edmunds LD, Kelly S, Brown T., Campbell KJ: Interventions for preventing obesity in children (The Cochrane Library 2009, Issue 2. 71 Seiten)

Bernard Braun, 31.8.09