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Prävention
Präventionspolitik, Präventionsprogramme


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Studie kritisiert fehlende wissenschaftliche Grundlagen und unzureichende Evaluation der Prävention in Deutschland

Artikel 0976 Maßnahmen zur Gesundheitsförderung und Präventionsprogramme in Deutschland werden derzeit eher nach Gutdünken der Veranstalter oder Lust und Laune der finanzierenden Einrichtungen durchgeführt, nicht aber nach wissenschaftlich fundierten Kriterien, die eine Bewertung der Erfolgschancen und Effektivität erlauben. Zu dieser zentralen Aussage kommen Wissenschaftler des Instituts für Gesundheitsökonomie und klinische Epidemiologie (IGKE) an der Universität zu Köln auf der Grundlage einer Literaturauswertung von Evaluationsstudien zu Präventionsmaßnahmen.

Die Kritik der Forscher, Prof. Dr. Karl Lauterbach und PD Dr. Markus Lüngen, gilt einerseits der unzureichenden Diskussion darüber, welche Zielsetzungen im Bereich der Prävention vorrangig verfolgt werden sollten, woraus eine weitgehend ungesteuerte Ausgabe von Fördergeldern resultiert, deren Ertrag ungewiss ist. Problematisch erscheint ihnen allerdings ebenso der Forschungsstand - nach wie vor sei es so, dass Evaluationen von Präventions- und Gesundheitsförderungs-Maßnahmen methodisch äußerst dürftig seien, auf einem Wissensstand, wie ihn die Medizin vor einem Vierteljahrhundert aufwies: "In Deutschland konzentriert sich die Diskussion in der Prävention und Gesundheitsförderung derzeit wesentlich auf die Mittelherkunft, also darum, welche Beteiligten welche Summen aufbringen müssen. Kaum eine Diskussion gibt es um die entscheidendere Frage, für welche Projekte die Mittel ausgegeben werden sollten. (...) Unsere Studie hat gezeigt, dass die Situation zum Nachweis von Effektivität in Prävention und Gesundheitsförderung auch im internationalen Umfeld in etwa den Stand der kurativen Medizin von vor 25 Jahren aufweist. Belastbare und ausreichend erprobte Kataloge zur Bewertung und anschließenden Priorisierung von Präventionsangeboten fehlen weitgehend."

Die Kölner Gesundheitsökonomen werteten anhand eines umfassenden Kriterienkatalogs rund 120 Evaluations-Studien aus, die wiederum Präventionsprogramme aus 13 Staaten bewerteten. Die Untersuchung bezieht Studien aus den USA, Kanada, Australien, Neuseeland, Großbritannien, Frankreich, den Niederlanden, den nordischen Ländern, Österreich und der Schweiz ein. Ihre Fragestellung ist: Lassen sich im Ausland Präventions-Konzepte identifizieren, die einer systematischen, methodisch anspruchsvollen wissenschaftlichen Prüfung unterzogen wurden und sich in dieser Evaluation als wirkungsvoll erwiesen? Angesichts von mehreren tausend Präventionsprogrammen konzentrierten sich die Forscher dazu exemplarisch auf vier Themen: Bewegungsprogramme im Betrieb und speziell für Mädchen und Frauen; Depressions-Prävention in der Schule; gute Ernährung für Schüler sowie Raucherentwöhnung bei Schwangeren.

Zusammenfassend heben sie hervor, dass trotz der massiven methodischen Defizite der meisten Evaluationsstudien und ebenso der mangelhaften Konzepte von Gesundheitsförderungs-Programmen gleichwohl einige Tendenzen erkennbar seien, auf denen man aufbauen könne. Dies betrifft zunächst Erkenntnisse über die Unwirksamkeit einer Reihe von Maßnahmen: "So sind zur Förderung der Bewegung Plakate mit der Aufforderung zum Gebrauch der Treppe statt des Aufzugs in Betrieben nicht effektiv. Bei Jugendlichen kann eine Zunahme der Bewegung nur mit kombinierten Angeboten, welche Schule und/oder Eltern einbeziehen, erreicht werden, nicht mit Programmen, die rein edukativ ansetzen. Die Änderung des Ernährungsverhaltens konnte von isolierten Programmen kaum nachgewiesen werden, lediglich die Kombination mit verstärkter Bewegung unter Einbeziehung der Familien / Eltern zeigt vermehrt Effektivität. Die Änderung des Rauchverhaltens bei Schwangeren wird am ehesten dann erreicht, wenn als Autoritäts- oder Fachpersonen wahrgenommene Gruppen im Programm beteiligt werden, etwa Ärzte oder Hebammen. Auch im Bereich Depression scheint sich zu zeigen, dass rein edukative Ansätze kaum Wirkung zeigen, jedoch Programme mit verhaltenstherapeutischen Ansätzen eher effektiv sind."

Auf der anderen Seite erkennen sie aber auch einige wenige erfolgversprechende Konzepte, etwa im Bereich Bewegung. Im Handlungsfeld Frauen und Mädchen und Bewegung existieren zwei zumindest teilweise effektive Studien, die von ihnen als " stark empfehlenswert" eingestuft werden. Diese Studien schlossen eine vorherige Befragung der Zielgruppe ein und integrierten möglichst alle Beteiligten wie Schule, Gemeinde etc. Auch für andere Maßnahmefelder (Ernährung, Ernährung und Bewegung, Rauchen, Prävention von Depressionen) finden sie einige hoffnungsvolle Ansätze.

Für dringend erforderlich halten sie gesetzliche Vorgaben, damit endlich eine wissenschaftlich fundierte Bewertung von Präventions- und Gesundheitsförderungsmaßnahmen erfolgen kann: "Auf Grund der Heterogenität der Erhebungsmethoden und der Effektparameter sollte der Gesetzgeber dafür Sorge tragen, dass bundesweit einheitliche Evaluationsstandards erarbeitet werden. Nach dem Ablauf einer genügend großen Zahl von Interventionen und nachfolgender Evaluation können dann Empfehlungen ausgearbeitet werden, welche Interventionstypen Erfolg versprechend sind. Der Gesetzgeber sollte daher auch vorsehen, dass in einem angemessenen Zeitraum eine umfassende Zusammenführung der durchgeführten Interventionen beziehungsweise ihrer Evaluationen erfolgt."

• Pressemitteilung der Hans-Böckler-Stiftung "Studie von Gesundheitsökonomen der Uni Köln: Qualitätssicherung von Präventionsprogrammen hat international große Defizite
• Zusammenfassung der Studienergebnisse: International erfolgreiche Interventionen der Prävention und ihre Übertragbarkeit auf Deutschland
• Die komplette Studie (PDF, 208 Seiten): G. Klever-Deichert, A. Gerber, MA Schröer, E. Plamper: International erfolgreiche Interventionen der Prävention und Gesundheitsförderung und ihre Übertragbarkeit auf Deutschland. Entwicklung und exemplarische Anwendung eines Bewertungsinstruments

Gerd Marstedt, 23.10.2007