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Grippeschutzimpfungen: Kein stichhaltiger Beleg für ihren Nutzen?

Artikel 0578 Alljährlich im Frühjahr rufen Ärzte wieder dazu auf, dass zumindest Ältere und Kinder, Patienten mit einem Grundleiden, Bewohner von Alten- und Pflegeheimen vorsorglich zur Grippeschutzimpfung gehen sollten. Die Impfung soll das Risiko der Influenza für Folgekrankheiten - Lungenentzündungen, Infektionen des Herzens oder Gehirns - und auch für Todesfälle nachhaltig reduzieren. Jetzt behauptet ein Wissenschafter im renommierten British Medical Journal jedoch: Es gibt keinerlei stichhalte Belege für die Wirksamkeit dieser Impfung.

Tom Jefferson ist Immunologe am "Cochrane Vaccines Field" in Rom, eine immunologisch ausgerichtete Mitgliedsgesellschaft der berühmten Cochrane Collaboration, die die wissenschaftliche medizinische Literatur systematisch auswertet und bilanziert, und so das Vorgehen der Ärzte auf ihre wissenschaftliche Fundierung ("Evidenz") überprüft. Er hat eine Vielzahl wissenschaftlicher Veröffentlichungen zu Schutzimpfungen gegen die Influenza noch einmal genau unter die Lupe genommen und zweierlei festgestellt. Zum einen weist eine große Zahl der Untersuchungen so große methodische Mängel auf, dass die Befunde für ihn keine "Evidenz" (hieb- und stichfeste wissenschaftliche Beweise) für die behauptete Wirksamkeit der Impfung haben. Zum anderen werden Studien, die keine Effekte oder sogar negative Effekte zeigen, oftmals verschwiegen.

Im Einzelnen weist er auf viele Probleme hin, die das gesellschaftlich meist einhellige Urteil "Impfen schützt" zumindest bei der Influenza in Frage stellen. Das erste Problem besteht darin, dass es kaum "randomisierte" Studien gibt, also Versuchspläne, nach denen Patienten nach dem Zufallsprinzip einer Gruppe zugewiesen werden, mit und ohne Schutzimpfung, und bei ihnen dann später die Wirkung überprüft wird. Von daher ist eine Interpretation der Ergebnisse der methodisch weniger fundierten Studien schwierig. So fand Jefferson, dass nur 26 von 40 Berichten über den jeweils vorherrschenden Influenza-Typ informierten und nur 21 von 40 über den verwendeten Impfstoff. Da die Influenza-Erreger jedoch jedes Jahr anders ausfallen, ist dies eine zwingend notwendige Information zur Bewertung der Effekte. Andernfalls vergleicht man Äpfel mit Birnen.

Überdies zeigt er auf, dass eine der am häufigsten zitierten Studien über die Grippeimpfung bei Älteren ausschließlich unter Heimbewohnern durchgeführt wurde. Dass jedoch Erkenntnisse aus dem Krankheitsverlauf von Pflegepatienten nicht ohne Weiteres auf ältere Menschen schlechthin übertragen werden können, bedarf für Jefferson keiner weiteren Erläuterung. Bei keiner Studie, so führt er weiterhin aus, werde exakt zwischen Influenza und grippeartigen Erkrankungen unterschieden, weil die Symptome teilweise recht ähnlich ausfallen. Manche Untersuchungen legten auch nahe, dass ein Todesfall oft nachträglich als grippe-verursacht eingestuft wird.

Und auch vergleichende Studien zwischen Geimpften und nicht Geimpften seien wenig aussagekräftig. Denn wer sich impfen lasse, habe meist auch einen gesundheitsbewussteren, präventiven Lebensstil und oftmals auch sozial und materiell günstigere Lebensumstände. Die Zusammenhänge zwischen Präventionsneigung und Schichtzugehörigkeit sind hinlänglich bekannt. Von daher sei es jedoch auch denkbar, dass Geimpfte einfach weniger krankheitsanfällig sind. Methodisch schwach bis mangelhaft seien auch mehrere Studien über die Wirksamkeit der Impfung bei Kindern. Hierzu liegen insgesamt 10 Studien vor. Bei keiner konnte das Ausmaß der Wirksamkeit aufgrund methodischer Unzulänglichkeiten jedoch exakt belegt werden.

Auf der anderen Seite berichtet Jefferson über Studien, deren Ergebnisse oftmals unterdrückt werden. So hatten Impfungen bei einer Gruppe von Kleinkindern keine bessere Wirkung als in einer Vergleichsgruppe, die jedoch lediglich mit einem Placebo (Scheinmedikament ohne medizinische Wirkstoffe) geimpft wurden. Und eine weitere Studie unter älteren, aber gesunden Patienten über 65 hat gezeigt, dass in zwei Gruppen mit und ohne Schutzimpfung mehrere Indikatoren (Krankheitstage, Aufenthaltstage im Krankenhaus, Todesfälle durch Grippe oder Komplikationen durch Grippe) keinerlei Unterschiede aufwiesen. Problematisch erscheint dem Wissenschaftler auch, dass es kaum fundierte Informationen zur Sicherheit der Impfung und über mögliche Nebenwirkungen oder Komplikationen gibt.

Jefferson äußert in seinem Artikel keine grundsätzlichen Einwände gegen die Schutzimpfung, insbesondere nicht bei älteren und kranken Personen. Er möchte darauf hinwirken, dass die wissenschaftlichen Erkenntnisse über die Schutzimpfung nicht mehr auf so tönernen Füssen wie derzeit steht. Aktuell sei es so, dass Gesundheitspolitiker dazu neigen, das zu propagieren, was gerade machbar ist - eben Schutzimpfungen. Und sie würden argumentieren, man könne nicht darauf warten, bis wir perfekte Datensammlungen haben. Diese Position erscheint Jefferson jedoch problematisch, und er möchte, dass "amerikanische und europäische Steuerzahler alarmiert werden und anfangen, Fragen zu stellen", äußerte er sich in einem Bericht der Zeitschrift "Forbes", da Schutzimpfungen ja in ganz erheblichem Maße öffentliche Gelder kosten.

Der Artikel von Jefferson ist hier im Volltext nachzulesen: Influenza vaccination: policy versus evidence (British Medical Journal, BMJ 2006;333:912-915, 28 October)

Gerd Marstedt, 16.2.2007