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Ausbreitung der Schweinegrippe "seems unlikely", aber sorgfältiges Monitoring notwendig - Das NEJM-"H1N1 Influenca Center"

Artikel 1553 Es ist gerade einen Monat her, dass die ersten aktuellen Fälle einer Erkrankung an dem unter der griffigen Bezeichnung "Schweinegrippe" kommunizierten H1N1-Grippevirus beobachtet wurden und bisher auch eine wider Erwarten geringe Anzahl von Erkrankten an dieser Erkrankung verstarb.

Seriöse Experten, Institutionen und Medien kommen zu zwei Zwischenerkenntnissen, die in klarem Gegensatz zu der seit zwei Wochen insbesondere in zahlreichen Massenmedien betriebenen Pandemie-Weltuntergangsstimmung stehen.
Offensichtlich kommt die Kommunikation gesundheitlicher Risiken seit einigen Jahren nicht mehr ohne die regelmäßige (Neu-)Entdeckung von Killer- (so im Titel eines ARD-Filmes) oder "Weltviren" (so der Titel der SPIEGEL-Ausgabe vom 4.5.2009) aus: Zu den prominenten und zu Beginn ähnlich kommunizierten Vorgängern gehören neben der "normalen" Virusgrippe SARS und die Vogelgrippe, massenhaft kommunizierte bakterielle Weltbedrohungen waren in der Vergangenheit z.B. Ebola oder Denge. Dem Menetekel und dem häufig bemühten aber grottenschiefen Vergleich mit der Grippepandemie der Jahre 1918/19 mit ihren rund 50 Millionen Toten folgt aber zumindest in den Massenmedien nur selten eine Darstellung und Bewertung der weiteren Verläufe der Krankheit und ihrer zum Teil erfolgreichen Bekämpfung. So kommt es auch zu solch bizarren Informationssituationen, dass z.B. die jährlich rund 500.000 Toten der "normalen" Virusgrippe ganz zu schweigen von den Millionen von Menschen, die jährlich an Malaria oder an Durchfallerkrankungen weitgehend vermeidbar versterben, gegenüber den bisher an der Vogel- und Schweinegrippe verstorbenen mehreren hundert Menschen (jeder Tote ist selbstverständlich einer zu viel) fast ignoriert werden. Unbekannt bleibt bzw. es wird nicht dargestellt, dass an der ebenfalls als potenziell pandemisch kommunizierten SARS-Erkrankung seit Jahren maximal 1.000 Menschen starben.

Umso wichtiger ist es aus gesundheitswissenschaftlicher wie -politischer Sicht endlich eine inhaltlich klare, wissenschaftlich solide und korrekte, ohne Verängstigung verlaufende öffentliche Risikokommunikation zu gewährleisten.

Das angesehene US-Medizinjournal "New England Journal of Medicine (NEJM)" versucht dies nun für die Schweinegrippe hin zu bekommen und formuliert zum Beginn seiner Bemühungen in einem Editorial seiner Ausgabe vom 7.Mai 2009 zwei wichtige Ausgangsaspekte:

• "It seems unlikely that this outbreak will lead to widespread, severe illness and deaths."
• "However, this may be just the first wave, and we will carefully monitor this outbreak"

Um nicht selbst bei nächster Gelegenheit dem Hang zur selbstorganisierten Vergesslichkeit zu verfallen, richtet die NEJM-Redaktion ab sofort ein allen Interessenten offenes und kostenlos zur Verfügung stehendes "H1N1 Influenca Center" ein, das auf einem vorrangig an "health professionals" gerichteten Niveau Forschungsarbeiten und andere wissenschaftliche Artikel des NEJM zum Thema dokumentiert sowie Zusammenfassungen anderer Arbeiten aus der "Journal Watch"-Redaktion und andere Kommentare wichtiger Artikel in anderen Publikationsorganen an einem Ort zugänglich macht.
Damit entfällt zum Teil das oft gehörte Argument, der Zeitaufwand, sich diesen Wissensstand selber im Internet und Bibliotheken zu verschaffen, sei zu hoch.
Zusätzlich findet auf der Center-Seite auch stets aktualisierte Überblicke über den Stand der Verbreitung und unerwünschten Folgen der Schweinegrippe und das dafür verwandte Datenmaterial der WHO und der US-"Centers for disease control and prevention". Für die immer größer werdende Zahl von Menschen, deren Problemwahrnehmung blickorientiert verläuft, gibt es auch noch eine interaktive Landkarte mit den wichtigsten Eckdaten der Schweinegrippenentwicklung in den USA und dem Rest der Welt.

Ergänzt werden die Publikationen zur aktuellen Entwicklung durch historische Arbeiten über vergangene Grippe- und auch Schweinegrippeepidemien und -pandemien z.B. 1976 in den USA oder eben auch die in der Tat bedrohliche Referenz-Pandemie des Jahres 1918. Die Artikel aber durchaus noch zurück bis zum Jahre 1837.

Ergänzend zu diesen Aufsätzen lohnt sich die Lektüre einer gerade vom "Institute of Medicine (IOM)" der USA als freies PDF-Dokument wiederveröffentlichten Studie über den Verlauf und den Umgang mit einer bereits 1976 in den USA aufgetretenen Schweinegrippen-Epidemie. Der darüber von Richard E. Neustadt und Harvey V. Fineberg 1978 verfasste Report hat den Titel "Swine Flu Affair Decision-Making on a Slippery Disease", enthält auf 166 Seiten eine ausführliche Darstellung des von der damaligen US-Regierung verabschiedeten Immunisierungsprogramms und stellt zum Teil hochaktuelle "lessons" dar, "to help cope with similar situations in the future". Zu den Problemen des Umgangs mit dieser Erkrankung deutet bereits der Titel der Studie eine wesentliche Grundbedingung an, ihre schlechte Fassbarkeit. Entsprechend charakterisierten Neustadt und Fineberg die damalige Intervention als eine Abfolge von Kontroversen, Verspätungen, Verwaltungsdurcheinander, gesetzliche Unklarheiten, unvorgesehene Nebeneffekten und einem fortschreitenden Verlust der Glaubwürdigkeit der damaligen Public Health-Autoritäten. Selbst wenn viele Einzelheiten dieses Berichts keinen unmittelbaren Nutzen haben, stellt er ein bemerkenswertes Beispiel dar, wie komplex und flexibel wirksame gesundheitliche Programme aussehen müssen und was sie gefährdet.

Die Studie von Neustadt und Fineberg "Swine Flu Affair Decision-Making on a Slippery Disease" ist vom IOM kostenlos als PDF-Datei erhältlich.

Das NEJM-Editorial "H1N1 Influenza A Disease — Information for Health Professionals" von Lindsey R. Baden, Jeffrey M. Drazen, Patricia A. Kritek, Gregory D. Curfman, M.D., Stephen Morrissey, Ph.D. und Edward W. Campion, M.D. ist kostenlos erhältlich. Die direkte Adressierung bedeutet aber nicht, dass Nicht-Ärzte nichts mit Informationen anfangen könnten.

Das H1N1 Influenca Center ist entweder über das Editorial oder direkt zu erreichen und steht mit seinen Inhalten zumindest im Moment kostenlos jedermann zur Verfügung.

Dies gilt auch für die "Gesundheits- oder Krankheits-Landkarte".

Bernard Braun, 10.5.09