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Gesundheitsbericht des RKI zu Prostata-Erkrankungen: Eine vertane Chance

Artikel 0536 Mit dem Heft 36 "Prostataerkrankungen" ist vom Robert-Koch-Institut als Herausgeber eine weitere Publikation im Rahmen der "Gesundheitsberichtserstattung des Bundes" erschienen. Die Qualität eines Produktes darf und muss sich am eigenen Anspruch messen lassen. Um es vorneweg zu sagen: Das Heft 36 "Prostataerkrankungen" erfüllt den erhobenen Anspruch nur zum Teil und in vielen Fragen überhaupt nicht. Prinzipiell unterscheidet es sich nicht grundsätzlich von den vielen anderen Druckerzeugnissen zum Thema z.B. von diversen Pharmaunternehmen aus dem Hormontherapiebereich, aus dem urologisch-ärztlichen Bereich oder von anderen Interessenverbänden. Da hätte man sich an manchen Stellen schon mehr an kritischer Beurteilung einer in diesem Bereich leider sehr schwachen Datenlage erwartet, etwa im Abschnitt "Epidemiologie" beim Prostatakrebs.

Angesprochen als Leser- und Nutzerkreis der GBE-Produkte sind "Gesundheitspolitikerinnen und -politiker, Expertinnen und Experten in wissenschaftlichen Forschungseinrichtungen und die Fachöffentlichkeit. Zur Zielgruppe gehören auch Bürgerinnen und Bürger, Patientinnen und Patienten, Verbraucherinnen und Verbraucher und ihre jeweiligen Verbände." Angesichts dieses Leserkreises hätte man sich in einer neueren Veröffentlichung mehr an kritischer Beurteilung erwartet, etwa im Abschnitt "Epidemiologie" beim Prostatakrebs.

• Da beispielsweise nach neueren Studien (vgl. Hölzel et al. 2002: Qualität der Angaben von Todesbescheinigungen: Ist die Todesursachenstatistik zu Krebserkrankungen besser als ihr Ruf?) ca. 30% der Todesbescheinigungen recht fehlerhaft ausgestellt sind, kann folglich keinesfalls geschlossen werden, dass 11 000 Todesfälle jährlich (wie zu lesen ist) auf diese Erkrankung zurückzuführen sind. Die Rate liegt sicherlich deutlich niedriger. Wahrscheinlich sterben die allermeisten Männer nicht an sondern mit ihrem Prostatakrebs und die scheinbar hohe Mortalität ist eher darin begründet, dass das mittlere Erkrankungsalter mit ca. 72 Jahren sehr hoch liegt und damit auch andere Todesursachen nahe sind.
• Ob sich die Überlebensrate in den letzten Jahren verbessert hat, wie im Text zu lesen steht, erscheint ebenso fraglich. Ist es vielleicht nicht eher so, dass durch den PSA-Test der Diagnosezeitpunkt nur vorverlegt wurde?
• Oder an anderer Stelle: Wie und wodurch lässt sich denn die Aussage stützen, dass durch die "Früherkennung" des gesetzlichen Früherkennungsprogramms bei Prostatakrebs "mit besseren Aussichten auf Heilung behandelt werden kann"? Der einfache Tatbestand, dass es sich bei den meisten Prostatakrebsen um eine nicht lebensbegrenzende Erkrankung handelt (sog. insignifikantes Karzinom oder "Haustierkrebs") und es sich bei den wenigsten um eine hoch aggressive Art ("Raubtierkrebs") handelt, sowie die Bedeutung für die Diagnostik und die Therapie, kommt nirgendwo im Heft 36 deutlich zum Ausdruck.
• Und doch gibt es im Gegensatz zur Meinung der Autoren des Heftes eine Methode (die DNA-Zytometrie, vgl. Prostatakrebs: Diagnose und Prognose), die einen wichtigen Beitrag zur Risikoabschätzung der Aggressivität des Tumors leisten kann und das auch noch für äußerst wenig Geld.

Hier liegt sogar eine bedenkliche Lücke in der Recherche vor. Ebenso wird nichts berichtet wird über die Feinnadelaspirationsbiopsie als Biopsiemethode, die bei höherer Trefferquote für die betroffenen Männer außerdem nebenwirkungsärmer und schonender ist sowie für die Kostenträger wesentlich preiswerter. Erwartet hätte man sich bei den avisierten Zielgruppen der Broschüre weiterhin selbstverständlich auch eine detailliertere Darstellung der Nebenwirkungen bei den verschiedenen Therapieverfahren, sollte der Inhalt des Heftes in irgendeiner Weise Betroffenen oder Informationsvermittlern Hilfen bei der Therapiewahl bieten sollen.

Unkritisch und undiskutiert wird auch einfach festgestellt, dass ein "kontrolliertes Zuwarten" als Therapieoption (wohlgemerkt sind die allermeisten Prostatakrebse auch ohne Therapie nicht lebensbegrenzend!) in Deutschland im Vergleich zu anderen Ländern relativ selten verfolgt wird (Man fragt sich: Was könnte da wohl die Ursache sein?). Dass eine Hormonentzugs-Therapie in vielen Fällen und in Abhängigkeit vom Malignitätsgrad ausgesprochen lebensverkürzend sein kann (vgl. Tribukait 1993: Nuclear deoxyribonucleic acid determination in patient with prostate carcinomas: Clinical research and application. Eur Urol 23 (suppl 2), 64-76), bleibt ebenfalls unerwähnt, obgleich diese Therapieform allein oder in Kombination mit einer anderen hierzulande fast an der Tagesordnung ist - und das selbstverständlich nicht nur bei organüberschreitenden Prostatakrebs. Und, so möchte man im Gegensatz zum unkommentierten tabellarischen Dahinschreiben der Autoren hinzufügen (siehe Tab.2 in der Broschüre auf Seite 18): Sie ist noch reichlich teuer und wahrscheinlich trotzdem meist nutzlos und überflüssig.

Kurz: Nichts Neues aus dem RKI. Schade, eine Chance wurde vertan, endlich einmal gründlich zu recherchieren und etwas Fundiertes und Kritisches für den Umgang mit dem Thema zu schreiben, was dringend notwendig wäre angesichts der Bedeutung von Prostataerkrankungen und insbesondere angesichts des Problems des Prostatakrebses.
Dr. med. Walter Samsel

Hier finden Sie das Heft 36 zur Gesundheitsberichterstattung des Bundes Prostataerkrankungen, Herausgeber: Robert Koch-Institut

ws, 2.2.2007