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WHO-Kompendium zu Gesundheitstechnologien für die 3. Welt: Eine Dauerwerbesendung der Medizintechnikindustrie

Artikel 2099 In letzter Zeit wird speziell in Deutschland mehr darüber geredet, auch die Zulassung und den Einsatz von medizintechnischen Apparaten und Verfahren mindestens von einem bei der Zulassung von Arzneimitteln relativ etablierten Nachweis der Wirksamkeit, des Nutzens und der Sicherheit abhängig zu machen. Nicht alles wo "wissenschaftlich-technischer Fortschritt" draufsteht und auf wo ein TÜV-Siegel klebt sollte zum "Menschenversuch" zugelassen werden.
Davon völlig unberührt scheint die weltweite Public Health-Institution Weltgesundheitsorganisation (WHO) zu sein, wenn es um ein Kompendium zu Gesundheitstechnologien ausgerechnet oder gerade für Entwicklungsländer geht.

Dieses Kompendium ist ein drastisches Beispiel dafür, dass die WHO bei Bedarf nicht mehr die Interessen der Patienten und Krankenversicherten in ihren Mitgliedsländern vertritt, sondern vorrangig die der Anbieter von Gesundheitsleistungen. Die extreme Nähe der WHO bzw. eines Teils ihrer Fachberater zur Herstellerfirma des Schweinegrippe-Medikaments Tamiflu war offensichtlich kein einmaliger Ausrutscher.

Die WHO hebt bei dem Kompendium zunächst dessen Neutralität hervor: "The compendium of new and emerging technologies that address global health concerns has been created as a neutral platform for technologies which are likely to be suitable for use in low-resource settings."
Ihr Kompendium soll zu einem notwendigen Dialog zwischen Gesundheitspolitikern in der Dritten Welt, Produzenten, Ärzten und anderen Akteuren des Gesundheitswesens beitragen und zu einer stärkeren Verbreitung verschiedener Gesundheitstechnologien in den ärmeren Ländern beitragen. So weit, so gut: "The compendium 2011 is a first snapshot of several health technologies which might have the potential to improve health outcomes or to offer a solution to an unmet medical need in low-resource settings. The compendium specifically focuses on innovative technologies that are not yet widely available in developing countries, and product concepts under way."

Die im Kompendium auf jeweils einer Seite vorgestellten und bewerteten in Entwicklung befindlichen oder auch bereits vertriebenen Gesundheitstechnologien wurden von Mitgliedern der internationalen Gesundheitstechnologie-Agentur EuroScan-Gruppe und der WHO "based on data and information provided by the developers of the technologies" ausgewählt.

Die Anbieterabhängigkeit oder -geneigtheit ist aber nicht nur bei der Auswahl, sondern auch bei einigen für die weitere Entscheidungsfindung über den Einsatz der Gesundheitstechnik-Innovationen wichtigen Informationen bestimmend.
In erfreulicher Offenheit heißt es dazu im Kompendium: "However, the evaluation by EuroScan member agencies and WHO has been solely based on a limited assessment of data and information submitted in the developers' applications and, where available, of additional sources of evidence, such as literature search results or other publicly available information. There has been no rigorous review for safety, efficacy, quality, applicability, nor cost acceptability of any of the technologies. Therefore, inclusion in the compendium does not constitute a warranty of the fitness of any technology for a particular purpose. Besides, the responsibility for the quality, safety and efficacy of each technology remains with the developer and/or manufacturer."

Bei der Lektüre der Steckbriefe von insgesamt 44 Gesundheitstechnologien findet man dann auch fast keine unabhängige Bewertung zur Qualität der Innovation, sondern nahezu ausschließlich Herstellerprospekt-Angaben.

Selbst wenn die WHO an einer Stelle beteuert, sie wolle "not be held to endorse nor to recommend any technology included in the compendium", zeigt dies lediglich das eigene Unbehagen über ihren Versuch, in den ärmeren Ländern mit solchen tendenziösen und dürftigen Informationen Aufmerksamkeit für Gesundheitstechnologien zu wecken.

Angesichts der Herstellerorientierung des Kompendiums spielt es schon keine Rolle mehr, was an einzelnen Technologien vorgestellt wird und ob sie wirklich dem Bedarf der BewohnerInnen und Kranken in Ländern der Dritten Welt entsprechen. Bei den in Entwicklung befindlichen Techniken stehen neben durchaus sinnvollen Geräten zur Trinkwasserhygiene telemedizinische und -kommunikative Geräte und Prozeduren im Vordergrund. Wer einmal in den ländlichen Regionen oder den Elendsvierteln der Großstädte eines Entwicklungslandes unterwegs war, wird allerdings Zweifel an der Praxisgerechtigkeit eines "Medical data communication system" oder von "Mobile technology to connect patients to remote doctors" für die meisten der dortigen BewohnerInnen hegen. Tragbare Diagnoseinstrumente und Wasserfilter sind dagegen schon eher von Nutzen.

Das 54-seitige "Compendium of new and emerging health technologies 2011" der WHO gibt es komplett kostenlos.

Bernard Braun, 17.3.12