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Hautbräune und "schwarze Schafe": Sonnenstudio jein danke oder ein Lehrstück für die Qualität freiwilliger Zertifizierung.

Artikel 1485 Wessen Winterdepression oder Eitelkeit so stark ist, dass er den Besuch eines Sonnenstudios erwägt, der sollte sich dies nach Kenntnisnahme der jüngsten, aus dem November 2008 stammenden 3. Überprüfung einer Stichprobe von 100 zertifizierten Sonnenstudios durch das "Bundesamt für Strahlenschutz (BfS)" doch lieber ein zweites Mal gründlich überlegen.
Die BfS-Recherche entdeckte nicht nur einige der häufig in solchen Überprüfungen üblichen aber rasch bagatellisierten "schwarze Schafe", sondern eine fast einheitlich "schwarze Studio-Herde". Dies ist umso bemerkenswerter als sich die gesamten 100 Studios werbewirksam mit Zertifikaten einer freiwilligen Überprüfung durch Zertifizierungseinrichtungen schmücken, es sich also im strengen Sinne um eine systematisch positiv verzerrte Stichprobe handelt. Zu erwarten gewesen wäre daher ein besseres Ergebnis als wenn eine wirklich repräsentative Stichprobe aus zertifizierten und nicht zertifizierten Betrieben untersucht worden wäre. Angesichts der fast rein "schwarzen" Ergebnisse ist dies aber schon arithemetisch gar nicht möglich.

Als einen Indikator dafür wie manipulationsanfällig freiwillige Zertifikate sein können, weist das BfS darauf hin, dass bereits im Vorfeld einer letzten EU-weit am 31.7.2008 endenden Frist zur Zertifizierbarkeit von Altgeräten in Sonnenstudios eine völlig ungewöhnliche Welle von über 600 Neu-Zertifizierungen zu beobachten war. Dies allein könnte natürlich auch nur bedeuten, dass gut arbeitende Studios in einer Art lang Versäumtes lediglich unter dem äußeren Druck nachgeholt haben.

Ob dies so ist oder auch nicht zeigen die Ergebnisse der Überprüfung der 100 ausgewählten Studios, die unangemeldet und durch anonyme Besucher erfolgte, die sich als erstmalige Besucher eines Sonnenstudios ausgaben und angaben, es einfach mal ausprobieren zu wollen.

Die von diesen Prüfern zur Prüfung genutzten Kriterien waren zwischen Studioanbietern und BfS vereinbart worden und waren öffentlich bekannt. Die Prüfung offenbarte folgende Qualitäts- und Sicherheitszustände:

• Sowohl die Dokumentation der Kundenberatung, der Dosierungspläne sowie die der unterschriebenen Einverständniserklärungen waren nur in etwa einem Drittel der geprüften Sonnenstudios vorhanden.
• "Bei 82 der 100 geprüften Studios wurde keine bzw. eine sehr mangelhafte Erstberatung, die nicht den Kriterien des BfS entsprach, durchgeführt. Es kamen grob falsche Aussagen wie z. B. "Hauttyp I darf sonnen" vor. Sehr oft wurde kein Dosierungsplan erstellt. Obwohl in zertifizierten Sonnenstudios grundsätzlich untersagt, konnten in etlichen Studios mit Einverständnis der Eltern auch Jugendliche unter 18 sonnen."
• Konnten die Sonnenbänke durch den Kunden durch einfachen Geldmünzeneinwurf gesteuert werden, ist dies eine Nichtbeachtung der Kriterien des BfS. Es wurden zwei Sonnenstudios gefunden, bei denen es sich um reine Selbstbedienungs- Sonnenstudios handelte. Eine Zertifizierung eines solchen Sonnenstudios ist nach den Kriterien des BfS ausgeschlossen. Des Weiteren wurden bei den 100 überprüften Sonnenstudios solche gefunden, die über einen Münzapparat an jeder Kabine oder über eine zentrale Einheit den Kunden die eigenverantwortliche Steuerung der Bänke und der Bestrahlungszeit erlauben. Die war bei 22 der 100 geprüften Sonnenstudios der Fall. Auch dies ist nach den Kriterien des BfS nicht zulässig.
• "Die Mitarbeiterin oder der Mitarbeiter der Sonnenstudios wurde gebeten, die schwächste und die stärkste Sonnenbank zu benennen. ... Es stellte sich heraus, dass die Mitarbeiterin oder der Mitarbeiter oftmals nicht die schwächste oder stärkste Bank kannten. Damit ist eine richtige Dosierung unmöglich."
• Weiterhin wurde überprüft, ob im Wartebereich der Solarien die nach den Zertifizierungskriterien geforderten Informationen den Nutzerinnen und Nutzern frei und in vollem Umfang zugänglich waren. Ohne Beanstandungen blieben hier etwa ein Drittel der überprüften Studios.

Immerhin gab es auch noch ein paar positive Verhältnisse, zu denen u.a. gehörte:

• "Die Zwangsabschaltung nach einer maximalen erythemwirksamen Dosis von 875 J/m2 (3,5 MED) wurde, soweit an den Steuereinheiten nachvollziehbar, eingehalten. Die Notabschaltung an den Geräten war vorhanden. Augenschutzbrillen wurden in jedem geprüften Sonnenstudio angeboten. Hinweistafeln in den Kabinen mit Erst- und Schwellenbestrahlungszeiten sowie allgemeine Hinweise waren bis auf wenige Ausnahmen vorhanden. Zu den genutzten Geräten lagen in den meisten Fällen die Herstellerinformationen vor."
• "Zur Überprüfung des Betriebsablaufs wurde auf Sauberkeit und Hygiene geschaut und ob Desinfektionsmittel entsprechend der DGHM-Liste (Deutsche Gesellschaft für Hygiene und Mikrobiologie e.V.) verwendet werden. Hier wurde bis auf wenige Ausnahmen, bei denen das Desinfektionsmittels nicht eindeutig als in der DGHMListe verzeichnet gefunden wurde, keine gravierenden Mängel festgestellt."

Die Zusammenfassung des BfS ist nach diesen weitverbreiteten Mängeln auch entsprechend "tiefschwarz": "Bis auf 4 Studios (eines in Rheinland-Pfalz, 3 in Hessen), die vollständig die Kriterien des Bundesamtes für Strahlenschutz umsetzen, entsprach keines der als zertifiziert gemeldeten und nun überprüften 100 Sonnenstudios den Kriterien".

Neben den konkreten Mängeln sind die Ergebnisse aber auch geeignet, erhebliche Zweifel an der Validität, Glaubwürdigkeit und damit dem Orientierungswert von freiwillig durchgeführten Zertifizierungen zu nähren und die Forderung nach staatlich vorgeschriebenen Prüfroutinen vor der Ausgabe von Zertifikaten zu stützen.

Der 8 Seiten umfassende "Bericht 3. Solarienüberprüfung durch das BfS im Oktober und November 2008" ist kostenlos erhältlich.

Dies gilt auch für eine Presseerklärung der Anbieterorganisation "IGS! Initiative geprüfte Sonnenstudios", in der die Anbieter mit starken Worten versuchen, die "wirklichen Absichten" des BfS zu enthüllen:"Ihnen passt, ein altes Politiker-Zitat, die ganze Richtung nicht. Ihre Aktion zielt nicht auf Steigerung und Besserung durch kritische Prüfung sondern auf Verhinderung und Entmutigung durch gezielte Diffamierung. Damit dokumentieren Sie zweifelsfrei, dass Ihnen nicht - wie uns "Geprüften Sonnenstudios" - an Qualitätsverbesserung und Sicherheit für den Nutzer gelegen ist, sondern dass Sie mit Ihrer regel- und sittenwidrigen Aktion (gemeint ist wohl die unangemeldete und anonyme Überprüfung) die Solarienbranche als Ganzes treffen und die Glaubwürdigkeit der Qualitätsoffensive untergraben wollten."

Und schließlich gibt es natürlich auch die "Stellungnahme des BfS zu den Vorwürfen der Initiative geprüftes Sonnenstudio (igs!) bezüglich der 3. Solarienüberprüfung durch das BfS Ende 2008" im Internet.

Bernard Braun, 10.2.09