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Alterung der Bevölkerung ein Treibsatz für starkes Wachstum der Gesundheitsausgaben? Nein sagt ein WHO-Report und zwar bis 2060!

Artikel 2671 Zu den gewichtigsten Ursachen einer scheinbar nicht vermeidbaren Explosion der Gesundheitsausgaben in den jeweils nächsten Jahrzehnten gehört die Kombination der zunehmenden Anzahl älterer Einwohner mit deren steigenden Lebenserwartung.
Zahlreiche auch in diesem Forum vorgestellte Studien haben nachgewiesen, dass es sich dabei um einen der hartnäckigsten Mythen oder Irrtümer der Gesundheitspolitik handelt.
Mythentypisch ist zunächst, dass eine Tatsache, nämlich die in der Regel höheren Gesundheitsausgaben älterer Personen, am Anfang der Argumentationskette steht. Wie hoch der Tatsachengehalt der sich darauf aufbauenden dramatischen Prognosen aber dann ist, hat nun eine Gruppe von europäischen und japanischen Gesundheitsökonomen und GesundheitspolitikforscherInnen für den Zeitraum 2020 bis 2060 für die EU, Japan und Indonesien etwas genauer untersucht.

Zu unterscheiden sind zwei Grundannahmen und Projektionen:

• Unter der Annahme, dass sich die Prokopf-Gesundheitsausgaben junger und älterer Personen nicht verändern und damit auch das Verhältnis der Ausgaben beider Personengruppen, erhöht sich der Anteil der Gesundheitsausgaben am Bruttoinlandsprodukt (BIP) in der EU um 1,3 Prozentpunkte und in Japan um 1,8 Prozentpunkte - gestreckt über 40 Jahre! Das sind in der EU 0,03 Prozentpunkte Zunahme pro Jahr! Für das in der Studie mituntersuchte Indonesien, das sicherlich gegenüber Japan und der EU einen enormen Nachholbedarf bei den Gesundheitsaufwendungen hat, berechnen die AutorInnen einen jährlichen Zuwachs um 0,08 Prozentpunkte.
• In einem zweiten Schritt untersuchen die WissenschaftlerInnen wie die Gesundheitsausgaben wachsen, wenn die gesundheitliche Versorgung der älteren Personen im Untersuchungsraum kostspieliger wird als heute. Sie machen dies durch vier einzelne Szenarien in denen ein kräftiges Wachstum des Versorgungsvolumens, der Preise und Intensität der für ältere Personen konzipierten Behandlung und eine Veränderung der Finanzierungsstrukturen und des Angebotssystems für Ältere angenommen wird. In einem "extremen" Szenario wird angenommen, dass die Effekte aller vier Szenarien auftreten. Der Zuwachs des Anteils der Gesundheitsausgaben für ältere Personen am BIP von 2020 bis 2060 beträgt dann bei dem extremen Szenario in der EU 2,2 Prozentpunkte oder 0,06 Prozentpunkte pro Jahr. Der Unterschied zwischen dem Zuwachs des Anteils der Gesundheitsausgaben für Ältere am BIP im extremen Szenario und dem Anteil bei einer Entwicklung mit der Dynamik des Status quo beträgt 2060 ungerundet 0,85 Prozentpunkte. Nimmt man realistischerweise an, dass nicht alle Annahmen der vier Szenarien wirklich eintreten, verringert sich der relativ geringe Unterschied noch.
• Zusätzlich weisen die Autoren darauf hin, dass es eine Reihe von bekannten und zum Teil sogar erprobten und evaluierten versorgungsbezogenen Strukturveränderungen gibt, die sich insbesondere bei der Behandlung von Älteren kostendämpfend und positiv auf deren Lebensqualität auswirken. Dies ist z.B. die Verlagerung der "end-of-life-care" von den relativ teureren Krankenhäusern in spezielle Palliativeinrichtungen oder ins häusliche Umfeld oder der Auf- und Ausbau von gesundheitliche und soziale Leistungen integrierenden Einrichtungen nach dem Modell des niederländischen "care in the neighbourhood"-Programms.
• Für die Autoren steht damit fest: "Our analysis suggests that population ageing on its own is not, and will not become, a major driver of growth in health expenditure. Rather, other determinants of the growth in spending such as prices, technologies, and the ways in which health services are organized, provided and paid for are more important."

Was wie bei vielen anderen Studien über altersassoziierte Veränderungen der Gesundheitsausgaben für Ältere über lange Zeiträume auch bei dieser Studie problematisch ist, ist das rigide ceteris paribus-Design, das sich nicht um mögliche Veränderungen z.B. des BIP oder anderer möglicher Einflussfaktoren kümmert. Die mythenangereicherte Debatte über die ökonomischen Folgen des Alterns dürfte daher noch lange nicht beendet sein.

Die im "WHO Centre for Health Development" im japanischen Kobe für die Reihe "The economics of healthy and active ageing series" des "European Observatory on Health Systems and Policies" der WHO erstellte 22-seitige Studie Sustainable health financing with an ageing population: will population ageing lead to uncontrolled health expenditure growth? von Gemma A Williams, Jonathan Cylus, Tomáš Roubal, Paul Ong und Sarah Barber ist im Oktober 2019 erschienen und kostenlos erhältlich.

Bernard Braun, 29.10.19