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Epidemiologie
Übergewicht, Adipositas


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Der Body-Mass-Index (BMI): Deutsche Längsschnittstudie stellt seine Aussagekraft in Frage

Artikel 1750 In einer Vielzahl epidemiologischer Studien wurde bislang der Body-Mass-Index (BMI) verwendet. Eine deutsche Längsschnitt-Studie mit zwei verschiedenen Stichproben und insgesamt etwa 10.500 Teilnehmern hat jetzt überprüft, welche Aussagekraft unterschiedliche Indikatoren haben, die zur Erfassung von Übergewicht Verwendung finden. Dabei zeigte sich, dass das Verhältnis von Taillenumfang zur Körpergröße (Waist to Height Ratio, "WHtR") mehrere Krankheits-Indikatoren am besten vorhersagt. Für den Body-Mass-Index zeigte sich in der Studie sogar das paradox anmutende Ergebnis, dass jene Gruppe in der Stichprobe mit dem höchsten BMI deutlich niedrigere Erkrankungsrisiken aufweist.

Der Body-Mass-Index war lange Zeit die mit Abstand wichtigste Kennzahl zur Abschätzung von Übergewicht und Adipositas und damit zusammenhängenden Erkrankungsrisiken. Er fand in praktisch allen nationalen und internationalen Erhebungen Verwendung. Der BMI wird so errechnet: Körpergewicht in kg dividiert durch Körpergröße zum Quadrat. 1996 führte die Weltgesundheitsorganisation (WHO) folgende Grenzwerte weltweit verbindlich ein: BMI größer als 25: Übergewicht, BMI größer als 30: Adipositas. Der BMI, so nahm man an, kann als Schätzwert verwendet werden, da ein relativ hoher Zusammenhang mit dem Fettanteil an der Körpermasse besteht. In letzter Zeit wurden jedoch zunehmend Zweifel laut an der Aussagekraft des BMI.

Studien hatten gezeigt, dass zumindest leichtes Übergewicht (BMI 25-30) kein erhöhtes Mortalitätsrisiko mit sich bringt, sondern im Gegenteil sogar vorteilhaft ist für die Lebenserwartung. Allerdings gilt dies nicht für Adipositas. (vgl. Ein bisschen rund und Erneut zeigt eine Studie). Anhand von zwei deutschen Längsschnitt-Untersuchungen wurde jetzt einmal geprüft, wie aussagekräftig auch andere Indikatoren zur Erfassung von Übergewicht sind.

Dabei handelte es sich einmal um knapp 6.400 Teilnehmer an der DETECT-Studie (Diabetes Cardiovascular Risk-Evaluation: Targets and Essential Data for Commitment of Treatment), bei der Patienten eingeschlossen waren, die an einem festgelegten Tag im September 2003 eine Allgemein-Arzt-Praxis besuchten. Daten dieser Patienten wurden im Durchschnitt 3,3 Jahre lang beobachtet. Die zweite Studie mit Namen "SHIP - Study of Health In Pomerania" (SHIP) umfasste 4.300 Teilnehmer im Nordosten Deutschlands (Pommern), die im Durchschnitt 8,5 Jahre im Hinblick auf kritische Krankheits-Ereignisse verfolgt wurden.

Als solche kritischen Ereignisse wurden ein Herzinfarkt, Schlaganfall und auch Todesfälle wegen solcher kardiovaskulärer Erkrankungen in den späteren Analysen berücksichtigt. Als unterschiedliche Indikatoren zur Vorhersage dieser Ereignisse verglichen die Wissenschaftler miteinander:
• das Verhältnis Taillenumfang zu Körpergröße, (Waist to Height Ratio, WHtR)
• den Taillenumfang (waist circumference, WC)
• das Verhältnis Taillenumfang zu Hüftumfang (Waist to Hip Ratio, WHR)
• den Body-Mass-Index (BMI).

In Analysen, bei denen eine große Zahl anderer denkbarer Einflussfaktoren statistisch mitberücksichtigt wurde (unter anderem Alter, Geschlecht, Bildungsniveau, beruflicher Status, Familienstand, Rauchen, körperliche Bewegung, Krebs- und andere Erkrankungen), zeigte sich dann, dass der Indikator Taillenumfang dividiert durch Körpergröße die beste Vorhersagekraft hatte, was spätere Herz-Kreislauferkrankungen und Todesfälle anbetrifft. Die Wissenschaftler hatten dazu alle Teilnehmer vier gleich großen Gruppen zugeordnet, je nachdem welchen Wert ihre Übergewichts-Indikatoren aufwies. Es wurden also vier Gruppen gebildet mit unterschiedlichem WHtR, WHR, WC und BMI, wobei die jeweils erste Gruppe diejenige mit den niedrigsten werten war.

Dann zeigten sich folgende unterschiedliche Risiken für Sterbefälle aufgrund von Herz-Kreislauf-Erkrankungen, jeweils im Vergleich oberstes Viertel (höchste Werte) zu unterstes Viertel: WHtR: 2,75 - WC: 1,74 - WHR: 1,71 - BMI: 0,74. Das heißt, Teilnehmer mit den höchsten WHtR-Werten hatten ein 2,75mal so hohes Risiko, im Beobachtungszeitraum an Herzinfarkt oder Schlaganfall zu sterben wie Teilnehmer mit den niedrigsten Werten. Für Erkrankungen zeigten sich ähnliche Unterschiede der Übergewichts-Indikatoren, auch hier war der BMI wenig aussagekräftig.

Der Wert von 0,74 für den BMI zeigt sogar das paradoxe Ergebnis, dass Teilnehmer mit den höchsten BMI-Werten ein niedriges Sterberisiko aufwiesen im Vergleich zu Teilnehmern mit den niedrigsten BMIs. Die Forscher erklären dies daraus, dass ihre Stichprobe nicht repräsentativ ist für die BMI-Verteilung. Personen mit ausgeprägter Adipositas und sehr hohen BMI-Werten sind nur sehr schwach in der Stichprobe vertreten. Exakt für diese Gruppen hatten sich jedoch in früheren Studien besonders hohe Sterbe- und Erkrankungs-Risiken gezeigt. Es bleibt also abzuwarten, ob auch in zukünftigen Studien mit ausgewogenerer Zusammensetzung des BMI diese Ergebnisse sich bestätigen. Und abzuwarten bleibt auch, ob die von den Wissenschaftlern diskutierten kritischen Werte für den Indikator WHtR sich durchsetzen. Vorgeschlagen werden hier als gesundheitsriskante Werte im Alter unter 40 WHtR höher als 0,5, Alter über 50 WHtR höher als 0,6.

Hier ist ein Abstract: Harald J. Schneider et al: The Predictive Value of Different Measures of Obesity for Incident Cardiovascular Events and Mortality
(J Clin Endocrin Metab. First published ahead of print February 3, 2010 as doi:10.1210/jc.2009-1584)

Gerd Marstedt, 7.3.10