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Keine "Halbgötter in Weiß" mehr? Fakt ist: Der weiße Arztkittel ist für das Arztvertrauen bedeutungslos

Artikel 0611 Fördert ein weißer Arztkittel das Vertrauen von Patienten in die medizinische Kompetenz? Oder baut diese standestypische Kleidung ganz im Gegenteil eher Kommunikationsbarrieren auf und drängt Patienten in eine Rolle, in der sie ihre Ängste und Wünsche nicht mehr freimütig artikulieren können? Dieser Frage sind jetzt Wissenschaftler aus New Jersey und Philadelphia in einer experimentellen Studie nachgegangen.

Meinungen von Patienten darüber, welche Kleidung ein Arzt in seiner Praxis tragen sollte, wurde bereits einige Male in Studien untersucht. Allerdings wurden Patienten dort nur in Fragebögen nach ihren Wünschen und Erwartungen gefragt und es wurde nicht überprüft, ob hier nicht möglicherweise nur Stereotype und Klischees erfasst wurden. Die Frage, ob die persönlich erlebte Bekleidung eines Arztes womöglich unterschwellig die Patientenzufriedenheit beeinflusst oder auch die Wahrnehmung von ärztlicher Autorität und fachlichem Können, war bislang offen geblieben.

Um ihr nachzugehen, bekamen 20 Ärzte und Ärztinnen einer großen gynäkologischen Universitätsklinik in New Jersey, USA, während einer dreimonatigen Studie unterschiedliche Anweisungen zu ihrer Bekleidung. Sie wurden dazu per Zufall einer von drei Gruppen zugeteilt. Sie mussten in diesem Zeitraum in ihrer Sprechstunde
• entweder legere, ganz normale Alltags- und Straßenkleidung tragen
• oder aber die typische Standeskleidung von Ärzten mit einem langen weißen Arztkittel
• oder auch typische Krankenhauskleidung, mit (meist grüner oder blauer) Jacke und Hose.
Die Ärztinnen und Ärzte bekamen hierzu ganz penible und detaillierte Anweisungen, was erlaubt war in Bezug auf die Schuhe, Hosen und Röcke, Jacken und Hemden.

Rund 1.100 Patientinnen, die in dem dreimonatigen Zeitraum der Studie mit einem oder einer der Gynäkologen/innen ein Arztgespräch von zumindest 10 Minuten Dauer hatten, wurden dann nach diesem Gespräch gebeten, einen kurzen Fragebogen auszufüllen. Gefragt wurde dort, ob sie sich während des Gesprächs wohl gefühlt hatten, ob ausreichend Zeit für Fragen war, ob der Arzt fachlich kompetent war und ihre Fragen verständlich und fundiert beantworten konnte, ob man Vertrauen in ihn/sie hatte, ob man ihn oder sie anderen empfehlen und auch selbst in die Sprechstunde wiederkommen würde. Die Kleidung selbst wurde im Fragebogen nicht angesprochen.

Bei der Auswertung der Fragebögen zeigte sich dann als Ergebnis: Zwischen den drei etwa gleich großen Patientengruppen zeigten sich keinerlei Unterschiede, was die Patientenzufriedenheit anbetraf. Sowohl hinsichtlich der Gesamtbewertung (als Summe aus den einzelnen Aspekten Wohlfühlen, Vertrauen, Kompetenz, Fachkenntnisse usw.) als auch hinsichtlich der Empfehlung an Freunde und der Prognose, ob man selbst wieder zu diesem Arzt oder dieser Ärztin gehen würde, unterschieden sich die Gruppen nicht. Bei dieser Analyse wurden auch Merkmale der Patientinnen: Hautfarbe, Alter, Schwangerschaft usw. mit berücksichtigt.

Das zentrale Ergebnis der Studie, dass der weiße Arztkittel oder auch die grüne oder blaue Klinik-Kluft keine zusätzliche Autorität verschaffen und auch keine anderen Image-Aspekte positiv fördern, hat wohl besonderes Gewicht dadurch, dass die Studie bei Gynäkologen stattfand. Aufgrund der im Vergleich zum Allgemeinärzten oder auch anderen Fachärzten sehr viel größeren Intimität der Situation hätte man erwarten können, dass Patienten sich hier vielleicht eine eher professionelle Arztkleidung wünschen, um eigene Ängste oder Scham in Grenzen zu halten. Dass sich dies überhaupt nicht gezeigt hat, deutet vielleicht auch an, dass das Image der "Halbgötter in Weiß" heute für Ärzte kaum mehr zutrifft und Patienten ein sehr viel abgeklärteres Bild von Medizinern haben.

Die Wissenschaftler weisen auch noch einmal darauf hin, dass ihre Ergebnisse früheren Studien widersprechen, in denen eine Vorliebe der meisten Patienten für eine Standeskleidung mit weißem Kittel und Stethoskop gefunden wurde. "Offensichtlich", so argumentieren sie, "ist in diesen früheren Studien von Patienten nur das in Fernseh-Sendungen über Ärzte und in Anzeigen von Ärzten selbst verbreitete Klischee abgefragt worden." Sie heben hervor, dass Kommunikationsfähigkeit und Fachwissen für Patienten entscheidend sind, und nicht äußere Attribute eines Arztes. Mit einem kleinen Seitenhieb auf die nach wie vor jedoch große Vorliebe mancher Ärzte für den weißen Kittel weisen sie zum Schluss ihrer Studie dann darauf hin, dass dieser Kittel einer der größten Bakterienherde in medizinischen Settings ist. So fand eine Studie bei jedem dritten Arztkittel eine Vielzahl von Baterienkolonien des Typs Staphylococcus aureus im Bereich des Kragens.

• Hier ist eine Pressemitteilung des Cooper University Hospital: Dress to Impress: Study Finds Doctor’s Clothing Does Not Affect Patient’s Perception of Care
• Hier ist das Abstract der Studie (Am J Obstet Gynecol 2007;196:186.e1-186.e5)
• Die Langfassung der Studie steht hier zur Verfügung: Does physician attire influence patient satisfaction in an outpatient obstetrics and gynecology setting?

Gerd Marstedt, 4.3.2007