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Biomedizinische Forschung überwiegend von finanziellen Gewinnerwartungen motiviert

Artikel 1735 In den USA wurden im Jahr 2007 105,6 Mrd. Dollar in die biomedizinische Forschung investiert. Da die Geldgeber darüber bestimmen, welche Fragen untersucht werden und welche nicht, ist die Frage nach den Finanzierungsquellen von großer Bedeutung. Unterschieden wird beispielsweise zwischen "Investigator-Driven Clinical Trials" und "Industry-driven trials", also zwischen Studien, die entweder in erster Linie der wissenschaftlichen Neugier oder aber den Gewinnerwartungen der Industrie entspringen. Im Jahr 2009 hatten sich die European Medical Research Councils in einem Bericht für eine Stärkung der Industrie-unabhängigen Forschung, also der "Investigator-Driven Clinical Trials" ausgesprochen (wir berichteten).

70 bis 80 % der weltweiten biomedizinischen Forschungsleistungen werden in den USA erbracht. Die Trends in der Finanzierung sind das Thema einer kürzlich im Journal of the American Medical Association erschienen Untersuchung.
Die wesentlichen Geldgeber sind
• die amerikanische Regierung
• die Bundesstaaten
• private gemeinnützige Einrichtungen einschließlich Stiftungen
• die Industrie.

Auf Seiten der Industrie sind zu unterscheiden:
• die pharmazeutische Industrie
• Biotechnologiefirmen
• Hersteller medizinischer Geräte.

Die Gesamtsumme für biomedizinische Forschung stiegt von 75,5 Mrd. Dollar im Jahr 2003 auf $101,1 Mrd. Dollar im Jahr 2007. Inflationsbereinigt beträgt der Anstieg 14%, und ist damit etwas stärker als der Anstieg des Bruttosozialproduktes, das im selben Zeitraum um 12% stieg. Die jährliche Wachstumsrate hatte zwischen 1994 und 2003 noch durchschnittlich 7,8% betragen, zwischen 2003 und 2007 nur noch 3,4%. Die neuesten Zahlen aus dem Jahr 2008 weisen sogar auf eine Abnahme der Forschungsgelder hin.

Die National Institutes of Health (NIH) trugen im Jahr 2007 27% der Forschungsausgaben und damit den größten Teil (84%) der öffentlichen Ausgaben. Inflationsbereinigt nahm der absolute Betrag wie auch der Anteil an den Gesamtausgaben seit 2003 ab.

Größter Geldgeber war die Industrie mit 58,6 Mrd. Dollar im Jahr 2007, entsprechend einem Anteil von 58% der Gesamtausgaben. Im Jahr 2003 waren es noch 40 Mrd. gewesen, der Zuwachs bis 2007 beträgt inflationsbereinigt 25%. Die pharmazeutische Industrie stellt den größten Anteil der Ausgaben, gefolgt von den Biotechnologiefirmen und der Geräteindustrie. Die Stärke des Wachstums von 2003 auf 2007 verläuft umgekehrt - hier liegt die Geräteindustrie mit 59% vor den biotechnologischen Firmen (41%) und den pharmazeutischen Firmen (15%).

Zusammenfassend lässt sich feststellen, dass
• weiterhin mit hohem finanziellem Aufwand neue medizinische Technologien erforscht werden,
• in den letzten Jahren eine Dämpfung des Anstiegs der Zuwachsraten zu verzeichnen ist,
• sich die Anteile der Förderung weiter zuungunsten der öffentlichen Förderung in den Bereich der Industrie verschieben,
• die größten Hoffnungen der Anleger derzeit auf den Geräteherstellern und den Biotechnologiefirmen ruhen.

Vergleichsweise niedrig sind die Forschungsanstrengungen, wenn es darum geht, die Funktionalität der Gesundheitsversorgung und den Stellenwert neuer Technologien zu ergründen ("Health Policy
and Health Services Research"). Im Jahr 2008 stellten die amerikanische Regierung und private Einrichtungen dafür 2,2 Mrd. Dollar zur Verfügung. Die NIH waren mit 1,0 Mrd. Dollar beteiligt, die Agency for Healthcare Research and Quality mit 335 Mrd. Dollar und die Robert-Wood-Johnson-Foundation mit 523 Mrd. Dollar. Der Anteil für Forschung im Bereich Health Policy and Health Services an den Gesamtgesundheitsausgaben beträgt kärgliche 0,1 %. In die biomedizinische Forschung investieren die USA hingegen 4,5 %, ein Wert, der höher ist als in jedem anderen Land der Welt.

Dorsey ER, de Roulet J, Thompson JP, Reminick JI, Thai A, White-Stellato Z, et al. Funding of US Biomedical Research, 2003-2008. JAMA 2010;303(2):137-1. Abstract der Studie

Volltext der Vorläuferstudie Moses H, III, Dorsey ER, Matheson DHM, Thier SO. Financial Anatomy of Biomedical Research. JAMA 2005;294(11):1333-1342.

David Klemperer, 12.2.10