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Patienten
Patienteninformation, Entscheidungshilfen (Decision Aids)


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"Entscheidungshilfen" für Patienten: Überaus hilfreich, aber im deutschen Gesundheitssystem noch ein Fremdwort

Artikel 0756 Entscheidungshilfen ("Decision Aids") sollen Patienten dabei helfen, bei anstehenden Diagnoseverfahren oder Behandlungsmethoden die für sie persönlich sinnvollste Wahl zu treffen: Soll ich zur Darmkrebsfrüherkennung gehen? Einen PSA-Test machen? Ist ein Kaiserschnitt für mich besser oder eine Vaginalgeburt? Operation oder Chemotherapie? Im deutschen Gesundheitssystem sind solche Informationspakete (schriftlich oder als PC-gestütztes interaktives Programm) noch weitgehend unbekannt oder werden argwöhnisch als Einmischung in ärztliche Kompetenzen betrachtet. Im anglo-amerikanischen Sprachraum liegen inzwischen einige Hundert Studien und fast ein Dutzend Metaanalysen vor, in denen der Ertrag solcher Formen der Patienteninformation systematisch überprüft wurde. Einhelliges Fazit: Entscheidungshilfen vermehren das Wissen des Patienten über ihre Krankheit und stärken die sog. Therapietreue, erhöhen die Patientenzufriedenheit mit dem Arzt und reduzieren Unsicherheiten und Konflikte. In einigen Studien wurde darüber hinaus sogar ein besserer Therapieerfolg festgestellt.

Eine neuere Studie über die Effekte von Entscheidungshilfen bei schwangeren Frauen hinsichtlich der Geburtsart wurde jetzt im "British Medical Journal" veröffentlicht. Über 700 schwangere Frauen aus England und Schottland, die zuvor schon eine Kaiserschnitt-Geburt hatten, wurden per Zufall drei verschiedenen Gruppen zugeordnet. Eine Kontrollgruppe erhielt die normale medizinische Betreuung im Rahmen der Geburtshilfe. Eine zweite Gruppe bekam über ein PC-Programm Informationen über die unterschiedlichen Risiken einer Vaginalgeburt, einer vorher beschlossenen und einer im Notfall durchgeführten Kaiserschnitt-Geburt. Eine dritte Gruppe schließlich erhielt zusätzlich zu diesen Informationen die Möglichkeit, die unterschiedlichen medizinischen Risiken für Mutter und Kind, aber auch die Vorteile der Geburtsarten bei positivem Verlauf auf einer Skala nach ihrer persönlichen Wichtigkeit von 0-100 einzustufen. Diese Bewertungen wurden dann systematisch ausgewertet und mündeten in eine Handlungsempfehlung, die mit den schwangeren Frauen noch einmal diskutiert wurde.

Als Ergebnis zeigte sich, dass in beiden Interventionsgruppen das Ausmaß an Ängsten und Entscheidungskonflikten deutlich niedriger, die Zufriedenheit mit der medizinischen Betreuung deutlich höher war als in der Kontrollgruppe (mit normaler medizinischer Betreuung ohne Entscheidungshilfen). Darüber hinaus entschieden sich sich in der Gruppe mit detailliertem "Entscheidungsbaum" und Bewertung der Wichtigkeit unterschiedlicher Aspekte der Geburtsrisiken und -vorteile mehr Frauen für die normale Vaginalgeburt (37%) im Vergleich zu den beiden anderen Gruppen (30%). Die Studie ist hier im Volltext nachzulesen: Two decision aids for mode of delivery among women with previous caesarean section: randomised controlled trial (BMJ 2007;334:1305, 23 June)

Die Studie ist ein weiterer Beleg dafür, dass Entscheidungshilfen für Patienten ein überaus nützliches Instrument sind. Die mit schwerwiegenden Entscheidungen über eine Zustimmung zu diagnostischen Verfahren (die häufig auch körperliche und seelische Risiken in sich bergen) oder zu unterschiedlichen Therapieformen verbundenen Ängste und Konflikte können erheblich reduziert werden. Eines der wenigen Projekte in Deutschland, die für einzelne Erkrankungen an der Entwicklung solcher Informationspakete arbeiten, wird vom BMG finanziert. Für Depressionen, Diabetes, Bluthochdruck und Rückenschmerzen werden dort zur Zeit solche deutschsprachigen Materialien entwickelt und erprobt: Der Patient als Partner im medizinischen Entscheidungsprozess - Entscheidungshilfen.

Bereits im Jahre 2002 hatte die renommierte "Cochrane Collaboration" eine systematische Literaturübersicht vorgelegt, in der auf der Basis von 131 Studien der Nutzen von Decision Aids noch einmal bilanziert wurde. Fazit der Wissenschaftler war: "Die Studien zeigen, dass Entscheidungshilfen das Wissen der Patienten erweitern und der Entwicklung realistischer Erwartungen dienen. Sie fördern eine aktive Beteiligung am Entscheidungsprozess, verringern Entscheidungskonflikte, senken den Anteil derjenigen Patienten, die sich nicht entscheiden können und verbessern die Übereinstimmung zwischen persönlichen Werten und der tatsächlich getroffenen Wahl." Die Cochrane-Review ist hier zu finden: Decision aids for people facing health treatment or screening decisions (DOI: 10.1002/14651858.CD001431)

Vier Jahre später, im August 2006, hat das Picker Europe Institut, Oxford, in einer Veröffentlichung eine noch größere Zahl von Meta-Analysen über Decisions Aids bilanziert. Das Ergebnis fiel ähnlich positiv aus, wenn auch ein wenig differenzierter. Angela Coulter und Jo Ellins kommen dort zu folgender Zusammenfassung ihrer Befunde über die Effekte von Entscheidungshilfen:
- bessere Kenntnisse der Patienten
- stärkere Beteiligung am Entscheidungsprozess, weniger Entscheidungskonflikte, bessere Übereinstimmung der Entscheidung mit persönlichen Wertvorstellungen, keine Auswirkungen auf Ängste oder Depressionen, unterschiedliche Ergebnisse hinsichtlich der Patientenzufriedenheit
- einige Hinweise auf stärkere Verbesserungen des Gesundheitszustands, aber keine einheitlichen Ergebnisse
- keine negativen Effekte gefunden

Die Literaturstudie steht hier zum Download zu Verfügung: Improving Clinical Decision Making (PDF, 1.1 MB, 29 Seiten)
Die Studie ist ein Teil der Veröffentlichung "Patient-focused interventions - A review of the evidence (PDF, 10.9 MB, 277 Seiten)

Gerd Marstedt, 26.6.2007