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Diagnosebezogene Fallgruppen DRG


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DRG-Vergütung im Krankenhaus beeinträchtigt patientennahe Pflegetätigkeiten

Artikel 0623 Die Einführung der diagnosebezogenen Vergütung in Krankenhäusern (Diagnosis Related Groups - DRGs) hat auch Veränderungen in der Pflege bewirkt. Diese Veränderungen haben aus Sicht der Pflegekräfte Verschlechterungen ihrer Arbeitsbedingungen mit sich gebracht: Durch eine Abnahme der Selbstbestimmungsmöglichkeiten bei der Arbeit und die verstärkte Erfahrung, mehr unnötige Aufgaben wie Küchen- und Hausarbeit erledigen zu müssen. Für die Genesung der Patienten erscheint problematisch, dass der zeitliche Aufwand der Pflegenden für direkte und gezielte Kommunikation mit Patienten abgenommen hat. Dies sind die zentralen Befunde der Bilanzierung einiger schon veröffentlichter Studien zur Einführung von DRGs und deren Effekte für die Pflegetätigkeit. Der Aufsatz von Sabine Bartholomeyczik wurde jetzt in der Zeitschrift "Dr. med Mabuse" veröffentlicht.

In einer Untersuchung im Institut für Pflegewissenschaft der Universität Witten/Herdecke wurden 2003, 2004 und 2005 an drei Krankenhäusern der Maximalversorgung in jeweils zwei Stationen Informationen über die Pflegearbeit erfasst. Dazu wurden zum einen die Pflegenden nach ihren subjektiven Eindrücken über die derzeitige Situation befragt und zum anderen jeweils über sieben Tage hinweg eine Multimomentaufnahme (MMA) der pflegerischen Arbeit durchgeführt. Bei der MMA wurde während einer ganzen Woche alle 10 beziehungsweise 5 Minuten festgehalten, was die Pflegenden der Station gerade tun.

Als Ergebnis zeigte sich: Der relative Anteil patientennaher Tätigkeiten (pflegerische Tätigkeiten und Mitarbeit bei ärztlicher Diagnostik und Therapie) ist zwischen 2003 und 2005 zurückgegangen. Dies beruht vor allem auf einem Rückgang der direkten Pflege, während die Mitarbeit bei ärztlichen Aufgaben leicht zugenommen hat. Innerhalb der pflegerischen Aufgaben nahm vor allem die direkte und gezielte Kommunikation mit den Patienten (Krankheitsfragen, organisatorische Aspekte) ab. Hervorgehoben wird, dass unter den beobachteten Bedingungen einer Arbeitsverdichtung im Krankenhaus die zeitlichen Anteile an Küchen- und Hausarbeit eher zunehmen und insgesamt die Anteile von Kommunikation oder Körperpflege deutlich übersteigen.

Aus einem anderen Projekt stammen Daten zu beruflichen Belastungen und Beanspruchungen der Pflegenden. Dort wurde eine leichte Zunahme quantitativer Anforderungen deutlich, gekoppelt mit der Erfahrung, dass Einflussmöglichkeiten auf Arbeitsinhalte abgenommen haben und das Gefühl sich verstärkt, mehr unnötige Aufgaben erledigen zu müssen. "Die Entfremdung scheint demnach deutlich zuzunehmen", bilanziert Bartholomeyczik.

In einer weiteren Studie schließlich, dem sog. "Arbik-Projekt " - Arbeitsbedingungen im Krankenhaus wurden Pflegende und Ärzte nach der Wahrnehmung der jeweils anderen Berufsgruppe befragt. Hier zeigte sich, dass es von beiden Seiten wenig Verständnis für die jeweils andere berufliche Situation und vorhandene Probleme gibt. Vielfach fühlen sich die Pflegenden von den Ärzten nicht geschätzt, beklagen die schlechte Organisierbarkeit der Visiten, während die Ärzte eine fehlende Verbindlichkeit von Absprachen kritisieren.

Insgesamt zeigen die Studien, dass Pflegende in den letzten Jahren relativ seltener bei den Patienten sind, obwohl diese im Durchschnitt kränker werden, also mehr direkte Unterstützung benötigen. Der Umfang der von Ärzten delegierten Tätigkeiten hat nicht abgenommen, wohl aber die direkte Pflege und darin vor allem die Kommunikation. Problematisch erscheint dies, da Patienten bei einer kürzer werdender Verweildauer besser informiert und angeleitet werden sollten, damit sie das Krankenhaus schneller verlassen können. Tatsächlich ist dies jedoch nicht der Fall. Pflegekräfte erleben nach eigener Aussage einen zunehmenden Druck von "oben" und "außen": Vor allem ökonomisch begründete Argumente führen zu dem Gefühl stärkerer Fremdbestimmtheit verbunden mit dem Eindruck, dass ein Teil der Arbeit völlig unnötig ist. Eingebettet ist diese Arbeitssituation in eine von Konflikten durchsetzte, wenig vertrauensvolle Kooperation zwischen Pflegenden und Ärzten, wodurch die Belastungen noch einmal spürbar erhöht werden.

Der Aufsatz ist hier als PDF-Datei verfügbar: Sabine Bartholomeyczik: Reparaturbetrieb Krankenhaus - DRGs und ihre Auswirkungen aus Sicht der Pflege (Langfassung des Artikels aus Dr. med. Mabuse Nr. 166, März/April 2007)

Gerd Marstedt, 13.3.2007