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Deutschland: Gesundheits- und Sozialstatistik


Vom "Gesundheitsbericht für Deutschland" 1998 zum Bericht "Gesundheit in Deutschland" 2015: Die "weißen Flecken" werden weniger (16.3.16)
Der Datenfriedhof ist mittlerweile ganz schön lebendig oder Routinedaten in der Gesundheitsforschung (3.12.14)
"Nichts ist unmöglich" oder SchülerInnenzahl in Pflegefachberufen nimmt zwischen 2007/08 und 2011/12 kräftig zu (20.7.14)
Keine Trendwende bei der Beschäftigungssituation von 55+-Personen - "Verbesserungen" bei gering entlohnten Teilzeitbeschäftigungen (1.7.14)
Wer viel Zeit hat, stellt sich Zeitreihen selber zusammen, wer weniger, schaut in "histat" nach. (12.6.14)
Zwischen 14 und 20% aller abhängig Beschäftigten haben nach Einführung des Mindestlohns Anspruch auf Lohnerhöhung (4.3.14)
Datenreport 2013: Ein "Sozialatlas über die Lebensverhältnisse in Deutschland" jenseits von Wahlkampfphrasen und Kopflangertum (26.11.13)
Die Lichtseite eines Teils der oft beklagten Dokumentationsarbeit im Krankenhaus: Fallpauschalenbezogene Krankenhausstatistik 2011 (5.11.12)
Nicht nur für Landeskinder und Medizinalstatistiker: Landesgesundheitsbericht 2011 des Landes Nordrhein-Westfalen (12.3.12)
"vdek-Basisdaten des Gesundheitswesens" zum sechzehnten Mal erschienen! (21.1.12)
Sozial-"Datenreport 2011": Zunahme von gesundheitlicher Ungleichheit zwischen Gering- und Vielverdienern seit den 1990er Jahren (12.10.11)
Gleichstellungsbericht: Nachteile für individuelle Verwirklichungschancen und die künftige soziale Sicherheit von Frauen. (18.6.11)
Absenkung der Arbeitskosten durch Senkung der Sozialbeiträge für Geringverdiener schafft keine Arbeitsplätze, sondern Probleme! (1.6.11)
OECD: Einkommensungleichheit wächst - Deutschland an der Spitze - "Wegheiraten" keine Lösung und der Ruf nach Regierungstransfers. (4.5.11)
Mehr Frauen erwerbstätig aber mit sinkender Arbeitszeit - deutscher "Sonderweg": Ein notwendiger Nachtrag. (2.5.11)
Frauen zurück an den Herd? Zur Empirie der Einnahmenschwäche der GKV. (10.4.11)
"Statistisches Jahrbuch 2010" für Deutschland kostenlos erhältlich (2.1.11)
Trotz Aufschwung: Auch 2010 stagniert die Bruttolohnquote als eine Basis der GKV-Einnahmen auf dem erreichten niedrigen Niveau (5.12.10)
8% Lohnkluft zwischen Männern und Frauen von insgesamt 23 % ist Ungleichbehandlung Gleicher oder Diskriminierung (25.10.10)
9 Jahre ambulante Versorgung und Gesundheitspolitik aus Versichertensicht: "Gesundheitsmonitor"-Daten frei zugänglich! (19.5.10)
Sprungbrett in die Sackgasse oder "von nichts kommt nichts"! Wie sehen Niedriglöhne in Deutschland aus und was bewirken sie? (10.2.10)
Überblick über die "Gesundheitsgeschichte" der Bundesrepublik Deutschland seit dem Fall der Mauer. (8.2.10)
"Das Design bestimmt das Bewusstsein" nicht nur in Bayern - Wissenswertes und Hilfreiches für Jedermann zu Gesundheitsberichten (31.3.09)
GBE-Heft "Hypertonie" : Zu geringe Bekanntheit, unter- und fehlbehandelt, schlecht kontrolliert, unzureichende Lösungsvorschläge! (18.12.08)
Alle 4 Jahre wieder - "Angaben zur Krankenversicherung" aus dem Mikrozensus 2007 des Statistischen Bundesamtes (11.12.08)
Komponenten der GKV-Einnahmeschwäche: Mehr Frauen erwerbstätig aber mit sinkender Arbeitszeit - deutscher "Sonderweg". (3.12.08)
Ein Klassiker: "Datenreport 2008: Ein Sozialbericht für Deutschland" (22.11.08)
Daten, Fakten und Trends zum demographischen Wandel (14.6.2008)
Das "Statistische Jahrbuch 2007 für die Bundesrepublik Deutschland" - komplett und kostenlos! (19.10.2007)
Angebot von interaktiven "Ad hoc-Tabellen" des Statistischen Bundesamtes - Von der "Standard"- zur "Maß"-Tabelle (18.1.2007)
Arbeits- und Sozialstatistik des Bundesarbeitsministeriums 2006 erschienen (29.11.2006)
Basisdaten GKV (26.10.2006)
Robert-Koch-Institut: Themenhefte zur Gesundheitsberichterstattung (GBE) (26.10.2006)
Basisdaten der GKV und des Gesundheitswesens in Deutschland 2005 (28.12.2005)
Sachverständigenrat zur Begutachtung der Entwicklung im Gesundheitswesen (29.7.2005)
Zahlen und Fakten zur Gesundheit (27.7.2005)
Gesundheits-, Arbeits- und Sozialstatistik (27.7.2005)
Statistisches Taschenbuch Gesundheit 2005 (27.7.2005)
Soziale und gesundheitliche Indikatoren in Zeitreihen (25.7.2005)
Gesundheitsberichterstattung des Bundes (12.7.2005)
Sozialpolitik aktuell (10.7.2005)

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Nicht nur für Landeskinder und Medizinalstatistiker: Landesgesundheitsbericht 2011 des Landes Nordrhein-Westfalen

Artikel 2096 Die Zeiten als Gesundheitsberichte der Landesministerien oder des öffentlichen Gesundheitsdienstes problemfreie Medizinalstatistik-Datenwüsten waren, sind erfreulicher Weise vorbei. Stattdessen gibt es zunehmend von epidemiologisch und gesundheitswissenschaftlich qualifizierten ExpertInnen verfasste, fundierte problemorientierte Darstellungen der gesundheitlichen Verhältnisse als soziale Verhältnisse.
Ein anregendes Beispiel ist der gerade erschienene "Landesgesundheitsbericht 2011" für das Land Nordrhein Westfalen, der unter der Leitung des Düsseldorfer Allgemeinmediziners und Versorgungsforschers Heinz Harald Abholz erstellt wurde.

Zu den auch außerhalb von NRW interessanten Ergebnissen zählen u.a. die folgenden verständlich formulierten und gut illustrierten Erkenntnisse:

• In der Debatte über die Folgen des demografischen Wandels ist die Feststellung wichtig, dass nicht nur die Lebenserwartung, sondern auch die Zahl der gesunden Lebensjahre, hier gemessen an der durchschnittlichen Lebenszeit, die eine Person frei von Behinderungen höheren Grades (> 50 %) verbringen kann. Dabei nahm in den Jahren 2000 bis 2009 die beschwerdefreie Lebenszeit sogar stärker zu als die Zeit der mittleren Lebenserwartung: "Der Gewinn an Lebensjahren geht also mit einem Gewinn an Gesundheit einher und relativiert so die immer wieder öffentlich formulierten Befürchtungen, dass mit dem Älterwerden der Bevölkerung pauschal eine mehr oder weniger zwangsläufige Zunahme von Krankheiten, Behandlungsbedarf und Kosten im Gesundheitswesen verbunden sei."
• Die AutorInnen sehen angesichts der auch im Bericht erkennbaren Zunahme multimorbider Patientinnen und Patienten das Ideal einer an evidenzbasierten Leitlinien orientierten Versorgung an Grenzen stoßen. Die damit verbundenen Herausforderungen sehen so aus:"Leitlinien richten sich bisher auf die Behandlung einer Erkrankung und können im Falle des Auftretens von mehreren Erkrankungen nicht einfach additiv eingesetzt werden. Weitere Erkrankungen stellen oft Kontraindikationen zu dem dar, was zur Behandlung einer bestimmten Erkrankung vorgegeben wird."
• An eine besonders problematische Grenze stößt der Versuch multimorbide Menschen additiv zu behandeln auf dem Gebiet der Medikation: "Mit der Zahl der verordneten Medikamente sinkt tendenziell die Möglichkeit der Kontrolle von Wechsel- und Nebenwirkungen. Zugleich ist mit dem Auftreten von Nebenwirkungen und der Einschränkung der individuellen Lebensqualität die sog. Therapietreue der Patientinnen und Patienten gefährdet." Zu den von Polypharmazie betroffenen Personen zählen insbesondere ältere PatientInnen. Der Vorschlag auch und gerade wegen des u.a. für die Polypharmazie verantwortlichen Nebeneinanders mehrerer Ärzte den Hausazt stärker zu einer koordinierenden Stelle aufzuwerten, ist eine Möglichkeit hier Abhilfe zu schaffen. Dies erfordert aber nach allem was über die Qualität der Hausärzte bekannt ist, noch eine wesentliche Verbesserung ihrer kognitiven und kommunikativen Fähigkeiten.
• Für den bereits angesprochenen Demografiediskurs sind auch die Angaben zur Entwicklung von Morbidität und Mortalität im Alter von großer Bedeutung. Was dabei Berichte wie der vorliegende leisten können, zeigen die folgenden Argumente zur Krebsmortalität exemplarisch: "2010 starben etwas mehr als 50.000 Personen an Krebs, darunter 23.300 Frauen und 27.200 Männer. Mit rund einem Viertel aller Todesfälle bleiben die bösartigen Neubildungen nach den Herz-Kreislauf-Krankheiten insgesamt die zweithäufigste Todesursache. Da viele Krebsarten erst im höheren Alter auftreten, ist mit dem Anstieg der durchschnittlichen Lebenserwartung auch zukünftig eine anhaltend hohe bzw. eventuell sogar steigende Zahl von Krebstoten und ein hoher Anteil der Krebserkrankungen an allen Todesursachen verbunden. Diese auf den ersten Blick alarmierende Prognose ist allerdings tendenziell irreführend, wenn es darum geht, das allgemeine Risiko einer vorzeitig zum Tode führenden Krebserkrankung zu beurteilen. Denn seit Jahrzehnten sinkt die altersstandardisierte Krebssterblichkeit kontinuierlich ab - allein in den vergangenen zehn Jahren für Frauen insgesamt um etwa 10 % und für Männer sogar um 16 %."
• Erfrischend unaufgeregt und differenziert sind auch die vorgestellten Daten zu den Schuleingangsuntersuchungen: "2009 waren insgesamt rund 7.000 Kinder in NRW (4,3 % der Mädchen und 4,6 % der Jungen) zum Zeitpunkt der Einschulungsuntersuchung als adipös einzustufen (Referenzwerte nach Kromeyer-Hauschild). Dementsprechend befindet sich im Durchschnitt in jeder ersten Grundschulklasse mindestens ein adipöses Kind, dazu kommen jeweils noch etwa zwei übergewichtige Kinder. Seit einigen Jahren bleiben die Prävalenzen für Übergewicht und Adipositas im Einschulungsalter stabil. Auffällig sind allerdings regionale Unterschiede mit der Tendenz zu mehr adipösen Kindern im Bereich des Ruhrgebiets und angrenzender Regionen."
• Und schließlich nimmt der Bericht auch ausgesprochene Eisen in die Hand, die weit über das Selbstverständnis und den engen Zuständigkeitshorizont der traditionellen Landesgesundheitsberichterstattung hinaus gehen. Ausgangspunkt ist ein positiv bewerteter Rückgang der Hormontherapie für post-menopausale Frauen. Trotzdem liegt die aktuelle Verordnungspraxis immer noch über dem Niveau anderer europäischer Länder, wie etwa den Niederlanden. Hinzu kommt, dass über 60 % der Anwenderinnen die Hormontherapie länger als 3 Jahre fortführen. Die VerfasserInnen des Berichts bewerten diesen Zustand als eine Über- bzw. Fehlversorgung. Zu den Ursachen dieser unerwünschten Behandlungssituation und zum "ob" und "wie" einer Änderung des Zustands führt der Bericht Folgendes aus: "Es hat sich gezeigt, dass die Anwendungsdauer der Hormontherapie bei der Mehrzahl der Frauen als viel zu lang eingestuft werden muss. Hierfür gibt es verschiedene Gründe: Zum einen verordnen die behandelnden Ärztinnen und Ärzte zu lange, zum anderen erscheint die Risikoaufklärung noch immer nicht ausreichend und schließlich fehlt eine wirksame Unterstützung beim Absetzen der Präparate. Hierzu bedarf es Anlaufstellen, die neutral und evidenzbasiert informieren bzw. beraten können und die die Frauen aktiv bei den Problemen der Wechseljahre begleiten und unterstützen. Dies scheint unerlässlich, wenn man bedenkt, dass es Frauen schwer zu fallen scheint, die einmal begonnene Einnahme von Hormonpräparaten wieder zu beenden. Für die Gesundheit der Frauen wie auch für das Gesundheitswesen insgesamt scheint es derzeit das Beste zu sein, wenn mit einer Hormontherapie erst gar nicht begonnen wird, da ein gewisses Abhängigkeitspotenzial offenbar nicht ausgeschlossen werden kann."

Der "Landesgesundheitsbericht 2011. Informationen zur Entwicklung von Gesundheit und Krankheit in Nordrhein-Westfalen" wurde im Auftrag des .Ministeriums für Gesundheit, Emanzipation, Pflege und Alter des Landes NRW von Heinz-Harald Abholz (Universität Düsseldorf) und sieben weiteren WissenschaftlerInnen verschiedener Universitäten und wissenschaftlichen Mitarbeitern landeseigener Einrichtungen verfasst und ist kostenlos erhältlich.

Bernard Braun, 12.3.12