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Patienten
Disease Management (DMP), Qualitätssicherung


Überversorgung in der Medizin aus Sicht von Patienten und Ärzten (8.12.19)
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Qualitätsmanagement und Hygiene in Arztpraxen. Ergebnisse einer "nicht inzentivierten" Ärztebefragung (6.5.12)
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(Fehl)-Versorgung von Rücken- und Ischiasschmerzen: Besser normale Alltagsaktivitäten statt Bettruhe! (17.6.10)
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Qualitätssicherung in der medizinischen Versorgung: Was denken Patienten und Versicherte? (6.1.10)
Kanada: Fast keine Auswirkungen veröffentlichter Performance-"Report cards" auf die Versorgungsqualität in Krankenhäusern (18.11.09)
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Unerwünschte Ereignisse in schwedischen Krankenhäusern - 70 Prozent wären vermeidbar (18.7.09)
1990-2007: "Lack of detection and widespread under-reporting". Qualitätssicherung durch Ärzte-"peer review" in US-Krankenhäusern (29.5.09)
Hausgeburten sind bei Müttern mit geringem Geburtsrisiko und guter Notfall-Infrastruktur so sicher wie Krankenhaus-Entbindungen (19.4.09)
Erste Ergebnisse einer Evaluationsstudie: Patienten mit Diabetes profitieren von der Teilnahme an einem DMP nachhaltig (13.8.2008)
Evaluation von Programmen zum Disease-Management (DMP): Die Bilanz ist gemischt (17.12.2007)
Bessere Versorgungsqualität für Diabetes-Patienten im Disease Management Programm der Barmer (2.12.2007)
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KBV kündigt den "Ärzte-TÜV" für niedergelassene Haus- und Fachärzte an (9.5.2007)
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P4P: Typische US-Modeerscheinung oder Zukunftsmodell "für alle"? (26.11.2006)
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Qualitätssicherung in der medizinischen Versorgung: Was denken Patienten und Versicherte?

Artikel 1702 Das Konzept der Qualitätssicherung wird in Deutschland nicht selten mit Argwohn betrachtet, zumindest dann, wenn es nicht um die Qualität von Hi-tec-Geräten oder Produkten der Automobilindustrie geht, sondern um die medizinische Versorgung. Minister Rösler: "Ich habe angefangen Medizin zu studieren, weil ich mit Menschen zu tun haben wollte. Als ich fertig war, hatte ich mehr mit Qualitätssicherungsbögen zu tun. Also mehr Zeit für Bürokratie als für Behandlung. Da habe ich mir gesagt: Jetzt kannst du gleich selber in die Politik gehen und solche unsinnigen Gesetze abschaffen. Wenn es ein gutes Vertrauensverhältnis zwischen Arzt und Patienten gibt, wenn Ärzte und Pfleger Zeit für ihr berufliches Ethos bekommen, brauchen Sie auch keine Qualitätssicherungsbögen."

Diese Aussage des neuen Bundesgesundheitsministers Philipp Rösler in einem Interview mit der Bild-Zeitung charakterisiert ein durchaus gängiges Verständnis von Qualitätssicherung in der medizinischen Versorgung, in dem das allerorten verhasste Merkmal der Bürokratisierung und Gängelung ärztlichen Handelns im Vordergrund steht. Neue und ungewohnte Dokumentationspflichten werden weniger als Qualitätskontrolle zum Nutzen von Patienten, sondern eher als stupide Verwaltungsarbeit wahrgenommen, die von genuin ärztlichen Tätigkeiten abhält.

Dass diese genuin ärztlichen Tätigkeiten nicht selten auf veralteten Kenntnissen beruhen, überholte Behandlungsmethoden einsetzen und in manchen Fällen Patienten mehr schaden als nutzen, wird dabei gerne übersehen, obwohl es für diese Defizite durch medizinische Über-, Unter- und Fehlversorgung eine Vielzahl seriöser Belege gibt. Und wie sieht es aus auf Seiten der Bevölkerung? Erkennen Patienten und Versicherte solche Defizite im Versorgungssystem, dass deshalb Veränderungen in der Qualitätssicherung nötig sind? Inwieweit werden ärztliche Fortbildungsmaßnahmen und Praktiken der Zulassung als Arzt als sinnvolle Qualitätssicherungs-Maßnahmen bewertet und welche Einstellungen gibt es zum sogenannten "Ärzte-TÜV" und zu Arztbewertungsportalen? Der "Gesundheitsmonitor" der Bertelsmann-Stiftung hat dazu Daten veröffentlicht, die aus Erhebungen im Herbst 2008 und Frühjahr 2009 stammen, wobei jeweils eine repräsentative Stichprobe von ca. 1.500 Männern und Frauen im Alter von 18-79 Jahren befragt wurde. Wesentliche Befunde der Befragung waren folgende:

• Es zeigt sich eine überaus starke Kritik an der Versorgung, etwa, wenn fast 60 Prozent sagen, es gäbe einige gute Dinge in unserem Gesundheitswesen, aber einschneidende Maßnahmen seien nötig, um es zu verbessern. Und ein ähnlich großer Anteil der Bevölkerung erwartet Verschlechterungen im Hinblick auf die Qualität der medizinischen Leistungen, die Zeitdauer für das Arzt-Patient-Gespräch und Wartezeiten auf Praxis-Termine.

• Vor diesem Hintergrund werden dann auch umfassende Forderungen zur Qualitätssicherung laut (vgl. Grafik). Durchweg alle in der Befragung genannten Vorschläge werden mehrheitlich befürwortet, mit Zustimmungsquoten zwischen 55 und 83 Prozent. Eindeutige konzeptuelle Präferenzen sind dabei nicht erkennbar: Kontrollmaßnahmen (wie der "Ärzte-TÜV") stoßen ebenso auf große Zustimmung wie veränderte Regelungen bei der beruflichen Fortbildung, Kriterien der Zulassung als Arzt oder auch eine Ausweitung von Informationen über die Behandlungsqualität von Arztpraxen.



• Überraschend ist, dass in diesem Zusammenhang ärztliche Kommunikation als Qualitätsmerkmal ganz besonders hervor gehoben wird: Die von Patienten am meisten unterstützten Maßnahmen betonen eine Berufsausbildung mit mehr sozial-kommunikativen Inhalten und Ansätze eines Pay for Performance, die das ausführliche Gespräch mit Patienten honorieren. Und auch bei der Zulassung als Arzt sollen nach Patientenmeinung Aspekte wie Gesprächsführung oder Einfühlungsvermögen stärker berücksichtigt werden.

• Eine differenzierte Analyse, ob dabei bestimmte Bevölkerungsgruppen besonders lautstark ihre Stimme erheben, ergibt einen ebenso überraschenden wie nachdenklich stimmenden Befund: GKV-Versicherte erheben in diesem Zusammenhang sehr viel nachdrücklicher Forderungen zur Qualitätssicherung als dies bei privat Versicherten der Fall ist. Es liegt nahe, dass dies auch ein Reflex auf Medienberichte über eine "Zwei-Klassen-Medizin" ist, deren Wahrheitsgehalt zwar von Gesundheitspolitikern bestritten, von Ärzteverbänden jedoch immer wieder unterstrichen worden ist.

Der Aufsatz steht hier im Volltext zur Verfügung Gerd Marstedt, Juliane Landmann: Qualitätssicherung im Versorgungssystem: Patienten fordern weit reichende Veränderungen (Gesundheitsmonitor Newsletter 4/2009)

Gerd Marstedt, 6.1.10