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GKV
Beitragssatz, Finanzierung, GKV-PKV
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GKV-Beitragssatz könnte um 1-2 Prozentpunkte gesenkt werden (11.2.2006)
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Komponenten der GKV-Einnahmeschwäche: Mehr Frauen erwerbstätig aber mit sinkender Arbeitszeit - deutscher "Sonderweg".
Auf den engen Zusammenhang zwischen den Strukturen des Arbeitsmarktes bzw. der Beschäftigung und ihren gewaltigen Veränderungen innerhalb der letzten Jahre mit der einkommensabhängigen Finanzierung der Sozialversicherungssysteme in Deutschland wurde im Forum-Gesundheitspolitik als einer Ursache der Einnahmeschwäche von Sozialversicherungsträgern bereits mehrfach hingewiesen.
Auf die Auswirkungen eines deutschen "Sonderwegs" im Bereich der Frauenerwerbstätigkeit weist jetzt eine im Auftrag der Hans Böckler Stiftung (HBS) am Institut Arbeit und Qualifikation (IAQ) der Universität Duisburg-Essen erstellte Studie hin. Dort geht es darum, dass in Deutschland zwar langfristig und zäh die Erwerbstätigkeit von Frauen zunimmt aber die Arbeitszeit und damit das Einkommen der erwerbstätigen Frauen genauso langfristig abnimmt.
Die Studie basiert auf einer Sonderauswertung, den so genannten IAQ/HBS-Arbeitszeitmonitor, des Mikrozensus des Statistischen Bundesamtes für den Zeitraum 2001 bis 2006. Die Datenbasis ist die größte repräsentative Erhebung zu den Arbeits- und Lebensbedingungen in Deutschland.
Die wichtigsten Trends:
• Der Anteil der Frauen in Deutschland, die einer Erwerbstätigkeit nachgehen, nimmt langfristig zu und betrug 2006 61,5% aller Frauen im Alter von 15 bis 64 Jahren. Auf Vollzeitstellen umgerechnet stagniert dieser Anteil jedoch seit Beginn des Jahrzehnts, weil vor allem durch den Minijob-Boom die Arbeitszeit pro Person abnimmt.
• Der deutsche Sonderweg ist dadurch charakterisiert, dass die auf Vollzeitstellen umgerechnete Beschäftigungsquote von Frauen in den letzten Jahren unter den EU-Durchschnitt gesunken ist. Die Arbeitszeiten von Frauen (Vollzeit und Teilzeit zusammengenommen) sind die zweitkürzesten in Europa, bei den Teilzeitbeschäftigten sogar die kürzesten. Der so genannte "gender gap", d.h. die Differenz zwischen den vollzeitäquivalenten Beschäftigungsverhältnissen für Männer und Frauen in Prozentpunkten hat mit 22,9 % in Deutschland den dritthöchsten Wert in Europa (Durchschnitt der EU 27 = 20,6 %).
• Auch wenn der Anteil der Männer an den Teilzeitbeschäftigten sich in den letzten Jahren erhöht hat, ist Teilzeitarbeit insbesondere in Westdeutschland ein mehrheitlich weibliches Phänomen: 2006 waren rund 87 % aller Teilzeitbeschäftigten Frauen. Die Teilzeitbeschäftigung liegt dann aber auch stundenmäßig recht niedrig, nämlich durchschnittlich 16,9 Stunden bei den Männern und 18,2 Stunden bei den Frauen.
• Bei den Durchschnittsarbeitszeiten aller Vollzeit- und Teilzeitbeschäftigten nimmt die Kluft zwischen den Arbeitszeiten von Männern und Frauen in Deutschland insgesamt weiter zu.
• Trotz aller öffentlichen Debatten über die Vereinbarkeit von Familie und Beruf hat sich der Einfluss von Ehe und Kindern auf die Arbeitszeiten von Frauen in den letzten Jahren weiter verstärkt. Verheiratete Frauen und Frauen mit Kindern arbeiten heute mit 29,1 Stunden mehr als eine Stunde pro Woche weniger als 2001, und die Schere zwischen ihren Arbeitszeiten und denen von Männern mit Kindern hat sich weiter geöffnet. Männer arbeiten in Deutschland 2006 im Durchschnitt 38,4 Wochenstunden, d.h. fast genauso lange wie 2001. 2001 arbeiteten Männer 8,8 Stunden länger als Frauen. 2006 betrug der Unterschied 9,3 Stunden.
• Außerdem sinkt bei Frauen die Anzahl der Arbeitsstunden mit steigender Anzahl der Kinder, während dies bei den Vätern genau umgekehrt verläuft. Mütter mit zwei Kindern arbeiteten 2006 im Durchschnitt 23 Stunden in der Woche, Väter mit ebenfalls zwei Kindern dagegen 41,5 Stunden.
Neben den einkommens- und familienpolitischen Auswirkungen dieser Entwicklung verschlechtert sich durch sie bei unveränderten Beitragssätzen auch das Volumen der Beitragseinnahmen z. B. der Gesetzlichen Krankenversicherung, ohne dass die GKV daran etwas verändern kann. Hier handelt es sich also um die Verlagerung der belastenden Wirkungen eines gesellschaftspolitisch gewünschten oder beeinflussten Zustands in ein Solidarsystem bzw. einen kleinen "Zug" im "Verschiebebahnhof-Geschehen".
Die als IAQ-Report 2008-04 Immer mehr Frauen sind erwerbstätig - aber mit kürzeren Wochenarbeitszeiten" von Angelika Kümmerling, Andreas Jansen und Steffen Lehndorff veröffentlichten Ergebnisse sind auf 12 Seiten komplett und kostenlos erhältlich.
Bernard Braun, 3.12.08