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Alternative Medizin: Patienten sind zufriedener, obwohl der Therapieerfolg nicht optimal ist

Artikel 1119 Patienten, die bei einem alternativmedizinischen Arzt in Behandlung waren, äußern sich zufriedener über die Behandlung und geben auch öfter an, dass ihre Erwartungen voll erfüllt worden sind - und dies, obwohl ihre Krankheitssymptome und Beschwerden sich weniger stark besserten als bei einer Kontrollgruppe anderer Patienten, die bei einem schulmedizinischen Arzt in Behandlung waren. Diesen bei erster Betrachtung paradoxen Befund stellten jetzt Schweizer Wissenschaftler in einer Studie vor, die in der Zeitschrift "Journal of Evaluation in Clinical Practice" veröffentlicht wurde.

Die Daten der Befragung stammen aus dem in der Schweiz durchgeführten Modellvorhaben zur Alternativ- und Komplementärmedizin "Programm Evaluation Komplementärmedizin (PEK)", bei dem alle Schweizer Bürger knapp 6 Jahre lang kostenfreien Zugang zu Heilmethoden der anthroposophischen Medizin, Homöopathie, Neuraltherapie, Phytotherapie und traditionellen chinesische Medizin hatten (vgl.: Modellversuch zur Alternativmedizin in der Schweiz beendet). Für die Datenanalysen berücksichtigt wurden Patienten, die wegen einer Herz-Kreislauf-Erkrankung (überwiegend: Bluthochdruck) in Behandlung gewesen waren. Ein Teil dieser Gruppe beantwortete zum Ende der Therapie knapp 25 Fragen, bei denen sie ihre Erfahrungen mit der Behandlung beschrieben. Dabei wurden fünf verschiedene Themen angesprochen, darunter die Arzt-Patient-Kommunikation, die Gründlichkeit der Untersuchung und der Therapieerfolg, die Informations- und Beratungsqualität.

Einbezogen in die Analysen waren dann 482 Patienten, die bei 199 Ärzten in Behandlung gewesen waren. Etwa ein Viertel der Ärzte behandelte ausschließlich nach schulmedizinischen Prinzipien, ein Viertel wendete Methoden der Schul- und Alternativmedizin an, ohne für die Alternativmedizin zusätzliche Qualifikationen erworben zu haben. Etwa die Hälfte wendete beide Methoden an, hatte jedoch eine zusätzliche Ausbildung absolviert, etwa für Homöopathie oder Akupunktur.

In der statistischen Analyse wurde dann verglichen, ob die Patientenerfahrungen Unterschiede aufwiesen, je nachdem, ob die Patienten einen schul- oder alternativmedizinischen Therapeuten in Anspruch genommen hatten. Hierbei wurden verschiedene zusätzliche Bedingungen statistisch mit kontrolliert, wie Alter der Patienten, Geschlecht, Bildungsniveau, weitere Erkrankungen. Als Ergebnis zeigte sich dann:

• Patienten, die von einem Schulmediziner behandelt worden waren, äußerten häufiger (25%), dass die Krankheitssymptome vollständig verschwunden waren (18% bei ausschließlich alternativmedizinischer Behandlung)
• Gleichwohl waren Patienten eines Schulmediziners weniger zufrieden mit der Behandlung (56% vs. 66%)
• und gaben auch seltener an (31% vs. 41%), dass ihre Erwartungen an die Behandlung vollständig erfüllt worden wären.

Dieser vermeintliche Widerspruch erklärt sich nach Annahme der Wissenschaftler daraus, dass Patienten in der Alternativmedizin eine bessere Qualität der Kommunikation und Information erfahren und auch angeben, dass die Zeitdauer des Gesprächs mit dem Arzt länger ist.
• Diese Zeitdauer des Gesprächs wird beim Alternativmediziner mit 22,5 Minuten im Durchschnitt beziffert, bei Schulmediziner hingegen nur mit 16,3 Minuten
• Bei allen Fragen zur Qualität der Arzt-Patient-Kommunikation wird diese bei Patienten in alternativmedizinischer Behandlungen sehr viel besser bewertet, der Grad der Zufriedenheit ist im Durchschnitt anderthalb mal so hoch. Dies betrifft beispielsweise die Aspekte: "Es war genug Zeit während der Konsultation", "Der Arzt zeigte Interesse an meiner persönlichen Situation", "Er machte es mir leicht, meine Probleme zu schildern", "Er hörte mir aufmerksam zu".

Deutlich wird aus den Ergebnissen der Studie einerseits, dass die Qualität der Kommunikation mit dem Arzt ein zentraler, wenn nicht "der" beherrschende Einflussfaktor für die Patientenzufriedenheit ist. Andererseits wird aber auch deutlich, dass Patienten in der medizinischen Versorgung nicht immer und ausschließlich nur eine Kuration von Krankheitssymptomen suchen. Möglicherweise erfüllt das Gespräch mit dem Arzt für eine bestimmte Patientengruppe auch die Funktion einer niederschwelligen Psychotherapie oder zumindest Mitteilung psychosozialer Probleme, eine Funktion, die Alternativmediziner offensichtlich besser erfüllen als schulmedizinisch tätige Ärzte. (vgl. hierzu auch: "Alternative Medizin" - was steckt hinter der boomenden Nachfrage?)

Hier ist ein Abstract der Schweizer Studie: Klazien Matter-Walstra u.a.: Patient-based evaluations of primary care for cardiovascular diseases: a comparison between conventional and complementary medicine (Journal of Evaluation in Clinical Practice 14 (1), 75-82. doi:10.1111/j.1365-2753.2007.00799.x)

Gerd Marstedt, 27.1.2008