Home | Patienten | Gesundheitssystem | International | GKV | Prävention | Epidemiologie | Websites | Meilensteine | Impressum

Sitemap erstellen RSS-Feed

RSS-Feed
abonnieren


Weitere Artikel aus der Rubrik
Gesundheitssystem
Internationaler Gesundheitssystem-Vergleich


Verantwortungsvolle Gesundheitsfinanzierung: Verfahren und Gestaltung gleichermaßen wichtig (25.5.17)
Zu viel und zu wenig Medizin - Artikelserie Right Care im Lancet (2.3.17)
"Englische Zustände" oder "point of reference": OECD-Report zur Versorgungsqualität in Großbritannien (29.2.16)
"Und träumen vom Sommer in Schweden" aber auch vom dortigen Gesundheitssystem!? (6.1.15)
Mehr Gesundheitsausgaben, mehr Lebenszeit und Gesundheit oder auch weniger!? Interessantes aus OECD-/US-Bundesstaaten-Vergleichen (6.11.14)
Spieglein, Spieglein an der Wand…Gesundheitssystemvergleich und was bei 11 Ländern von USA bis Deutschland aktuell herauskommt (19.6.14)
Schlusslicht der stationären pflegerischen Versorgung in Europa für das deutsche Gesundheitssystem - und Griechenland. (18.12.13)
Zugang zu, Erschwinglichkeit von und Bürokratielasten in den Gesundheitssystemen von 11 entwickelten Ländern (14.11.13)
Weltgesundheitsbericht 2013: Research for universal health coverage (10.11.13)
Was wäre, wenn die Gesundheitsausgaben in den USA seit 30 Jahren "nur" so hoch gewesen wären wie in der Schweiz? 4 Ipads for all! (23.3.13)
Gesundheitssystemvergleich aus Verbrauchersicht - Ist ein 14. Platz für das deutsche System gut oder schlecht? (18.6.12)
Zu kurze Liegezeiten können gefährlich werden (4.1.12)
Weltgesundheitsbericht 2010 der WHO: Der Weg zu universeller Sicherung (26.11.10)
"Ein bisschen Niederlande aber nichts aus den USA" - Eine Leseliste zur ersten Orientierung über Gesundheitssystemvergleiche (18.11.10)
"Health: Key tables from OECD" - Zeitreihen und Ländervergleiche ausgewählter Gesundheitsdaten (26.1.10)
OECD Systemvergleich 2009: Deutsches Gesundheitssystem zeigt gute Leistungen, aber zu sehr hohen Kosten (8.12.09)
Befragung von über 10.000 Allgemeinärzten aus 11 Ländern zeigt Defizite auf: Leitlinien sind in deutschen Praxen wenig gefragt (25.11.09)
Warum kostet ein Medikament in Heraklion nur ein Viertel so viel wie in Husum? 27 Arznei-Preis- und Erstattungssysteme in der EU! (14.12.08)
Internationaler Vergleich der Versorgung von chronisch Kranken in acht Ländern: Deutschland - wie gewohnt - im Mittelfeld! (21.11.08)
"Äpfel-mit-Birnen”-Vergleiche oder worauf man beim Vergleich unterschiedlicher Gesundheitssysteme achten muss? Acht Beispiele. (6.5.2008)
Europäischer Gesundheitssystem-Vergleich 2007: Deutschland schwächelt bei Patientenrechten und Patienteninformation (3.10.2007)
Deutsche Ärzte erkennen Mängel in der medizinischen Versorgung sehr viel seltener als ihre Kollegen im Ausland (25.9.2007)
Aktualisierter Gesundheitssystem - Vergleich des CWF: Deutschland auf Platz 2, USA wieder mal auf dem letzten Platz (29.5.2007)
Health Policy Monitor: Was passiert gesundheitspolitisch in 20 Ländern? (11.2.2007)
Deutsches Gesundheitssystem: Mängel bei Patientenrechten und -information (11.1.2007)
Praxisausstattung von Primärarzt-Praxen in sieben Industrieländern (6.11.2006)
Ergebnisse des Gesundheitssystemvergleichs von 9 OECD-Ländern 2005 (6.11.2006)
Gesundheitssysteme in Europa: Große Lösungen und komplette Systemwechsel sind chancenlos (2.12.2005)
Deutsches Gesundheitssystem: Positive Patienten-Noten, aber auch mit Reformbedarf (10.11.2005)
Deutsches Gesundheitssystem: Positive Patienten-Noten, aber auch mit Reformbedarf (10.11.2005)
Vergleich der Gesundheits- und Pflegeversorgung älterer Menschen in 19 OECD-Ländern (19.9.2005)
Deutsches Gesundheitssystem jetzt auf Platz 1 (1.9.2005)
Deutsches Gesundheitssystem in Europa auf Platz 3 (14.8.2005)

Seite mit den Texten aller Artikel aufrufen:
Internationaler Gesundheitssystem-Vergleich
 

Andere Rubriken in "Gesundheitssystem"


Umgestaltung, neue Modelle

Finanzierung und Kosten, Lohnnebenkosten

Demografie, Krankheitslast

Medizinisch-technischer Fortschritt

eHealth / IT: Versichertenkarte, Patientenakte

Das Märchen von der Kostenexplosion

Internationaler Gesundheitssystem-Vergleich

Gesundheitswirtschaft

Andere Themen



Gesundheitssystemvergleich aus Verbrauchersicht - Ist ein 14. Platz für das deutsche System gut oder schlecht?

Artikel 2136 Gesundheitssystemvergleiche, -rankings oder -benchmarkings gehören zum Standardrepertoire gesundheitspolitischer Debatten und lösen immer wieder Import-/Export-Pläne aus. Dass es dafür weder "die" gültigen Indikatoren gibt, noch soziale Systeme wie unterschiedliche Supermärkte sind aus denen man die jeweils günstigsten Leistungen, Strukturen oder Ergebnisse herauspicken und zu einem neuen Super-Supermarkt/-system bündeln kann, gehört aber auch zu den Erkenntnissen der Beschäftigung mit vielen dieser Vergleiche. Hinzu kommt, dass allein schon die Auswahl der Indikatoren häufig zu deutlich unterschiedlichen Rangpositionen der Systeme führt.

Allein schon die häufig für den Vergleich benutzte Größe der Gesundheitsausgaben führt je nach der gewählten Variante beim beliebten Deutschland-Niederlande-Vergleich zu drei unterschiedlichen Rangreihen. Nimmt man den Indikator Anteil der Gesundheitsausgaben am Bruttoinlandsprodukt nimmt das deutsche Gesundheitssystem sortiert nach der Höhe Platz 4 unter den OECD-Ländern ein und das der Niederlande Platz 9. ein. Nutzt man den Indikator Gesamtausgaben für Gesundheit pro Kopf in kaufkraftbereinigten US-Dollars fällt Deutschland auf Platz 8 und die Niederlande steigt auf Platz 5 der OECD-Rangreihe. Berücksichtigt man schließlich die Tatsache unterschiedlicher Altersstrukturen und damit auch Ausgabenhöhen in den OECD-Ländern und adjustiert die Gesundheitsausgaben pro Kopf nach der Altersstruktur, ist das niederländische Gesundheitssystem 15,49 % teurer als das deutsche. Dieses ist bei dieser Betrachtungsweise dann um 4%, 11% und 37% teurer als die Gesundheitssysteme in Schweden, Großbritannien oder Portugal.

Noch wichtiger als die Auswahl der Indikatoren für ein- und denselben Sachverhalt ist aber welche Strukturen, Abläufe und Ergebnisse eines Gesundheitssystems auf dem "Steckbrief" landen und welche oder wessen Blickwinkel dabei leitend sind.
Einen Versuch aus dem Blickwinkel der Verbraucher im Gesundheitswesen stellt der seit 2005 gerade zum sechsten Mal erschienene "Euro Health Consumer Index (EHCI)" (siehe u.a. den Forums-Bericht zu einer früheren Ausgabe) dar.

In der Rangliste 2012 werden 34 nationale europäische Gesundheitssysteme (darunter die aller 27 EU-Mitglieder) mit Hilfe von 42 Indikatoren bewertet. Diese Bewertung besteht aus fünf Bereichen, die nach Ansicht der Experten des schwedischen Instituts Health Consumer Powerhouse für den Verbraucher im Gesundheitssystem wichtig sind: Patientenrechte und -informationen, Wartezeiten für ausgewählte Behandlungen, Häufigkeit der Diagnosen bestimmter Krankheiten, Vorsorge, Vielfalt und Umfang der angebotenen Leistungen und Pharmazeutika. Der Index wertet dafür öffentliche Statistiken, Patientenumfragen und Forschungsprojekte aus.

Die Autoren des Berichts geben dabei vorbildlich an, dass die Erstellung des "EHCI 2012 … mit unbegrenzten (!??? - Anmerkung durch bb) Fördergeldern von EFPIA (europäischer Dachverband der nationalen Verbände forschender Pharmaunternehmen und einzelner Pharmaunternehmen), Pfizer Inc., Novartis SA und Medicover SA unterstützt (wurde)". Und ein bisschen merkt man dies auch zumindest bei der Auswahl der Indikatoren für die Arzneimittelversorgung. Für die Einzelheiten der ausgewählten Indikatoren und ihrer Werte für jedes Land sei die Lektüre empfohlen.

Das in der öffentlichen Wahrnehmung meist einzig wahrgenommene Ranking der europäischen Gesundheitssysteme bei dem maximal 1.000 Punkte umfassenden EHCI sieht so aus:

• Das deutsche Gesundheitssystem liegt mit 704 Punkten auf Platz 14. Die Niederlande mit 872 Punkten, gefolgt von Dänemark (822), Island (799), Luxemburg (791) und Belgien (783) liegen auf den vorderen Plätzen. Schlusslichter sind Bulgarien und Serbien mit 456 und 451 Punkten.
• Dies bedeutet, dass das deutsche Gesundheitssystem 2012 deutlich schlechter bewertet wird als 2009: 2009 lag es noch auf Platz sechs. Deutschland liegt somit zum ersten Mal hinter Großbritannien und befindet sich auf dem gleichen Niveau wie Tschechien und Irland.
• Beim Vergleich aller Wellen des Index seit 2005 verbessert sich die Qualität der europäischen Gesundheitssysteme insgesamt stetig.
• Dennoch weisen die Autoren für das 2012 auf mögliche unerwünschte Wirkungen der ökonomischen Krise in den meisten EU-Ländern hin: Die Tendenz ist, dass man in den Ländern, auf die sich die Wirtschaftskrise am meisten ausgewirkt hat, länger auf teure Operationen warten muss, gesteigerte Selbstbeteiligungsraten für zahlreiche Behandlungen ertragen muss, ein Mangel an Verbesserungen und ein sich verschlechternder Zugang zu neuen Medikamenten besteht.
• Zu dem beim internationalen Vergleich für einige der Länder dringenden Verbesserungsbedarf gehören die Krankenhausinfektionen, die in jedem zweiten der 34 bewerteten Länder konstant berichtet werden. Ähnlich sieht es beim oft gesundheitlich nicht notwendigen und auch noch folgenträchtigen (z.B. Bildung resistenter Keime) Einsatz von Antibiotika aus. Ob das von der EU geplante Verbot des Verkaufs von Antibiotika ohne Rezept wirklich helfen würde, kann angesichts der gerade von der Über- und Fehlversorgung von verordneten Antibiotika geprägten Situation in Deutschland bezweifelt werden.

Den 81-seitigen Bericht "Euro Health Consumer Index 2012" von Arne Björnberg erhält man komplett kostenlos.

Bernard Braun, 18.6.12