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Versorgungsforschung: Diabetes, Bluthochdruck


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"Stille Killer"-Gesundheitsrisiken in der Selbstwahrnehmung von Individuen: Zwischen "lautlos" und verschwiegen werden.

Artikel 0774 Als verlässliche Datenquelle für die Gesundheit von Bevölkerungen gilt seit einiger Zeit der mit schriftlichen und mündlichen Befragungsverfahren und einer standardisierten Fragebatterie erhobene selbstwahrgenommene Gesundheitszustand. In einer Reihe von Studien hatte dieser Indikator sogar für das Sterberisiko einen höheren prädiktiven Wert als medizinische Messungen.

Dass dies nicht bedeuten sollte, auf Messungen zu verzichten und sie sogar bei einigen Gesundheits- oder Erkrankungszuständen zuverlässiger sind, zeigt die aus dem April 2007 stammende Studie von David W. Johnston et al. in der Diskussionspapier-Reihe des Bonner "Forschungsinstituts zur Zukunft der Arbeit (IZA)" (IZA DP No. 2737).

Die drei Wissenschaftler verglichen direkt Surveyantworten zum Gesundheitszustand mit gemessenen Werte für dieselben Personen. Beim Indikator für gesundheitliche Beschwerden oder als Risikofaktor wählten sie den in Industriestaaten stark verbreiteten Bluthochdruck und bei dem so betrachteten Surbey handelt es sich um den "Health Survey for England (HSE)", der seit 1992 durch das "Department of Health", die "Joint Health Surveys Unit of Social and Community Planning Research" und das "Department of Epidemiology and Public Health" an der Universität London in einer Kombination von "face-to-face"-Interviews, einen selbst auszufüllenden Fragebogen und eine medizinische Untersuchung mit einer Reihe von Messungen und Untersuchungen durchgeführt wird.

Beim Vergleich fanden sie eine substantielle Differenz zwischen dem Anteil der Befragten, die Bluthochdruck als eine chronische Erkrankung berichteten und dem Anteil, der nach Messungen durch ausgebildete Krankenschwestern feststand. Rund 85 % der Personen mit gemessenem Bluthochdruck gaben ihn selber nicht als chronische Erkrankung an.
Ein weiterer gravierender Unterschied der Ergebnisse betrifft den Zusammenhang von sozialer Position/sozialer Gradient und Bluthochdruck. Bei denjenigen, die selbst einen hohen Blutdruck wahregenommen und berichtet hatten, gab es praktisch keine Spur eines solchen Zusammenhangs. Ganz anders stellt sich dies bei den Personen mit gemessenem Bluthochdruck dar: Hier hatten Personen aus Haushalten mit niedrigem Einkommen gegenüber den Selbstberichtern eine signifikant höhere, nämlich 14fache Wahrscheinlichkeit, hohe Werte und auch wesentlich ernster zu nehmende zu haben.

Interessant für die notwendige abwägende und konkrete Bewertung weiterer aus Befragungen gewonnenen Indikatoren ist eine "falsch negative" Selbstwahrnehmung der Inanspruchnahme medizinischer Dienstleistungen. Dies meint, dass Personen, die zwar angaben, einen Arzt oder eine andere Dienstleistung in Anspruch genommen zu haben, keine damit in Zusammenhang stehende gesundheitliche Störung berichteten. Dies trifft für rund die Hälfte der häufigsten chronischen Beschwerden zu. Auch diese Diskrepanz ist bei Befragten aus ärmeren Haushalten statistisch signifikant höher.

Diese Phänomene treten wahrscheinlich auch bei anderen häufig auftretenden aber lang oder immer symptomlosen oder asymptomatischen Krankheiten wie Diabetes, bestimmte Herzerkrankungen und Krebs auf. Wenn man sich also nur auf die Selbstwahrnehmungen von Individuen verlässt, unterschätzt man mit großer Wahrscheinlichkeit vor allem die einkommensspezifischen Ungleichkeiten beim Erkrankungsrisiko und zieht falsche versorgungspolitische Schlüsse.

Das 34 Seiten umfassende IZA-Discussion-Paper "Comparing Subjective and Objective Measures of Health: Evidence from Hypertension for the Income/Health Gradient" von David W. Johnston, Carol Propper und Michael A. Shields kann hier als PDF-Datei kostenlos heruntergeladen werden.

Bernard Braun, 4.7.2007