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Klinikpflegekräfte verwenden 23,6 % ihrer Wochenarbeitszeit für Dokumentation. Digitale Assistenzsysteme als Lösung?

Artikel 2714 Praktisch alle Angehörigen von patientenbehandelnden Berufen im stationären und ambulanten Bereich klagen seit Jahren über die laufende Abnahme ihrer Arbeitszeit für patientennahen Tätigkeit durch die wachsenden Dokumentationsarbeiten. Für jede Pflegefachperson wurde zu Beginn der Nuller-Jahre geschätzt, dass für diese Tätigkeit von einer 38,5 Stundenwoche fachgebietsübergreifend etwa 20 Prozent der Arbeitszeit und damit 7,7 h pro Woche verwendet werden musste.

Wie die Ist-Situation von Pflegekräften in Krankenhäusern aktuell aussieht, wie technikaffin die Pflegekräfte sind und welche Lösungsvorstellungen sie haben, wurde methodisch aufwändig im Rahmen des Forschungsprojektes "Eingabefreie Station - Bewegungsbasierte Aufnahme von Pflegetätigkeiten zur automatisierten Dokumentation im Krankenhaus" am Dortmunder Fraunhofer-Institut für Materialfluss und Logistik IML untersucht. Gefördert wurde dieses Projekt durch die Europäische Union und das Land Nordrhein-Westfalen im Zuge des Leitmarktes Gesundheit.NRW.

Die Situation wurde mit zwei Methoden erfasst:

• Mit einer standardisierten Online-Befragung aller Pflegekräfte in zwei Krankenhäuser der Grund- und Regelversorgung (200 und 228 Betten) und eine Rehabilitationsklinik (121 Betten). Von den insgesamt 531 im Februar und März 2021 befragten angestellten Pflegefachpersonen in den drei Pilotkrankenhäusern beantworteten 74 oder rund 14 Prozent den Fragebogen.
• Mit einer sensorbasierte Langzeitmessung für die die Pflegestationen sowie Pflegefachpersonen mit innovativer Sensorik ausgestattet und die Messdaten durch Deep Learning-Algorithmen ausgewertet wurden.

Die Ergebnisse beider Erhebungen sahen folgendermaßen aus:

• Der in der Onlinebefragung selbst eingeschätzte Zeitaufwand für Dokumentationsarbeiten betrug pro Schicht durchschnittlich 52 Minuten.
• Der mit Sensoren technisch gemessene Zeitaufwand je Schicht betrug mehr, nämlich mit durchschnittlich 109 Minuten mehr als das Doppelte. Zusätzlich lieferte die technische Messung weitere differenzierte Kennzahlen für zeitliche Aufwände für patientennahe und -ferne Tätigkeiten: Von der gesamten Arbeitszeit pro Schicht entfielen auf die Arbeit am Patienten und den Wegen dazwischen 51 %, auf die Arbeit im Stationsraum Küche 12,4 %, die Arbeit außerhalb der Station 6,9 % und den Aufenthalt in Stationszimmern 27,7 % (davon 22,5 % im Stationsstützpunkt). Geht man immer noch von einer 38,5-Stundenwoche aus, entfallen 23,6 % der gesamten wöchentlichen Arbeitszeit oder etwas mehr als 9 Stunden auf Dokumentationsarbeiten.
• Die Autor:innen halten es für möglich, dass fast die Hälfte der im Arbeitsablauf auftretenden Probleme durch digitale Assistenzsysteme behoben werden könne.
• Danach gefragt, wodurch sie wieder mehr Zeit für Patientenbetreuung bekommen könnten, nennen die Pflegekräfte an vorderster Stelle eine Absenkung der Anzahl der Patient:innen pro Pflegekraft. 77 Prozent der Befragten können sich vorstellen, dies zukünftig durch technische Assistenzsysteme schaffen zu können. 71 Prozent gaben an, sich vorstellen zu können, dass digitale Assistenzsysteme einen Teil der Dokumentation vollständig übernehmen.

"Erstmalig" wurde in der Studie die zeitliche Verteilung auf der Pflegestation in verschiedenen vordefinierten Räumlichkeiten erfasst. Sie liefert nach Meinung der Autor:innen "neue Erkenntnisse zum operativen Stationsalltag und können zur Prozessverbesserung beitragen." Während des Aufnahmezeitraums der Messung sind die folgenden Kennzahlen sichtbar Arbeit am Patienten und den Wegen dazwischen rund 51 Prozent (inkl. Wegzeit über Flure) Arbeit im Stationsraum Küche 12,4 Prozent, Arbeit außerhalb der Station: 6,9 Prozent und Aufenthalt in Stationszimmern: 27,7 Prozent (davon 22,5 Prozent im Stationsstützpunkt).

So berechtigt das Ziel ist, Arbeitszeit für patientenferne Tätigkeiten vor allem durch digitale Assistenzsysteme zu verringern, vernachlässigt diese Studie aber, wie aufwändig und langwierig (z.B. durch möglichst einheitliche Technik und die Weiterbildung für Beschäftigte) die Implementation solcher Systeme in den Klinikalltag ist.
Ein Teil des Dokumentationsaufwand beruht auf dem wechselseitigen Misstrauen von Krankenkassen und Kliniken, vom jeweils anderen "über den Tisch gezogen zu werden" was spiralförmig oder nach dem "Hase-Igel-Prinzip" zur ständigen Zunahme und Verfeinerung der Nachweise "korrekten" Verhaltens und "berechtigter" Kontrolle führt, ohne dass dies zum Abbau des Misstrauens führt. Experten sind sogar der Ansicht, dass solche immer komplexere und kompliziertere Systeme sogar die Suche nach Umgehungs- oder Untertunnelungsmöglichkeiten geradezu provozieren. Stattdessen lohnte sich aber u.U. das Nachdenken über vertrauensbildende Maßnahmen auf der Basis intrinsischer Motivationen zu quantitativ und qualitativ "korrekten" Alltags.

Das 24-seitige Whitepaper Pflegedokumentation in Krankenhäusern - Eine quantitative Studie von Kaczmarek, S./Hintze, M./ Fiedler, M. und Grzeszick R. ist im September 2023 veröffentlicht worden und komplett kostenlos erhältlich.

Bernard Braun, 18.11.23


Welche Methode ist die Beste: Face-to-Face-Interview oder Fragebogenbefragung?

Artikel 2345 Viele Studien über die Bewertung von Gesundheitssystemen, der Gesundheitspolitik und der gesundheitlichen Versorgung beruhen auf standardisierten Surveys bei für die gesamte Bevölkerung oder spezifische Gruppen repräsentativen Personen. Dabei stellt sich die Frage mit welchen Erhebungsmethoden valide und reliable Ergebnisse gewonnen werden können und von welcher Methode es besser wäre bei bestimmten Fragen die Finger zu lassen. Dabei werden oft standardisierte mündliche Erhebungen durch Interviewer (face-to-face interviews) als Goldstandard gepriesen, während schriftlich standardisierte Erhebungen mit einem persönlich auszufüllenden Fragebogen oft lediglich aus Kosten- oder Komfortgründen für akzeptabel gehalten werden.

Eine dänische WissenschaftlerInnengruppe hat nun durch den Vergleich der Antworten auf inhaltlich identische Fragen in einem 2010 durchgeführten "face-to-face"-Gesundheitssurvey" in Süd-Dänemark und in dem ebenfalls 2010 erhobenen "self-administered"-Danish Health and Morbidity Survey untersucht, welche Unterschiede es wirklich gibt. Das Besondere dieses Vergleichs war, dass den Ergebnissen auf individueller Ebene eine Reihe von administrativen Daten zugeordnet wurde und insofern "subjektive" durch "objektive" Daten überprüft werden konnten.

Die Ergebnisse sahen so aus:

• Während die Non-Responserate in der Fragebogenbefragung 37,9% betrug, lag sie bei mündlichen Befragungen bei 23,7%. In beiden Befragungstypen waren die wesentlichen Einflussraten auf die Nichtbeantwortung der Familienstand, der ethnische Hintergrund und der höchste Bildungsabschluss. Das Geschlecht und das Alter wirkten sich nur in der Fragebogenbefragung aus.
• Bei den Angaben zur Nutzung von Gesundheitsdiensten (z.B. die Rate der 3-Monats-Wiedereinweisung ins Krankenhaus) gab es keine signifikanten Unterschiede.
• Anders sah es bei den Angaben zur selbst wahrgenommenen gesundheitsbezogenen Lebensqualität, zum Gesundheitsverhalten, zu sozialen Beziehungen und zur Morbidität mit langanhaltenden Erkrankungen aus. Je nach Indikator gab es signifikante Unterschiede zugunsten von Interview- (z.B. mehr Lebensqualität, mehr Übergewicht und Rauchen und langandauernde Morbidität) oder Fragebogen- (z.B. bessere soziale Beziehungen)Befragten. In face-to-face-Befragungen stellen die Befragten häufig ihren Gesundheitszustand positiver dar als in Fragebögen, sind aber was ihr Gesundheitsverhalten angeht, "ehrlicher" als Fragebogenbeantworter. Sicherlich spielt hier die äußerliche Erkennbarkeit bestimmter Verhaltensweisen eine Rolle.

Wegen der teilweise gegenläufigen Methodenwirkungen empfehlen die Autoren, bei mehrmaligen Erhebungen bei einer Methode zu bleiben und bei der Auswahl der Methodik nicht nur die Kriterien Kosten und Effizienz anzuwenden.

Der Aufsatz Effect of survey mode on response patterns: comparison of face-to-face and self-administered modes in health surveys von Anne Illemann Christensen et al. ist 2014 in der Zeitschrift "European Journal of Public Health" (Vol. 24, No. 2) erschienen´. Das Abstract ist kostenlos erhältlich.

Bernard Braun, 5.4.14


"Gesundheit in Deutschland aktuell 2009" - Ein Gesundheitssurvey des Robert-Koch-Instituts

Artikel 1895 In der Studie "Gesundheit in Deutschland aktuell 2009" beantworteten 21.262 Menschen im Alter ab 18 Jahren zwischen Juli 2008 und Juni 2009 telefonisch etwa 200 Fragen zur Gesundheit und zur Lebenssituation. Die Ergebnisse des vom Robert-Koch-Institut (RKI) durchgeführten Gesundheitssurveys sind repräsentativ für die erwachsene, deutschsprachige Wohnbevölkerung. Für ausgewählte Gesundheitsindikatoren, die auch im Jahr 2003 erhoben wurden, lassen sich zeitliche Vergleiche ziehen.

Auf 33 so genannten "Faktenblättern" liefert der Survey z.B. Angaben zur subjektiven Gesundheit, Prävalenz chronischen Krankseins, 12-Monats-Prävalenz von Depression, Übergewicht und Adipositas, der körperlichen Aktivität, den Obstverzehr, die soziale Unterstützung, das Rauchen, gesundheitsschädigende Arbeitsbedingungen, die Inanspruchnahme der Grippeschutzimpfung in der Wintersaison 2007/2008, die Arztbesuche in den letzten 12 Monaten, oder die Anzahl der Krankenhausaufenthalte in den letzten 12 Monaten.

Folgende gesundheitswissenschaftlich wie -politisch interessanten Ergebnisse sind u.v.a. zu finden:

• Eine große Mehrheit der Bevölkerung erfreut sich guter Gesundheit. 68 Prozent der Frauen und 73 Prozent der Männer bewerten ihre Gesundheit als sehr gut oder gut. Bei den über 65-Jährigen geht es noch 46 Prozent der Frauen und 52 Prozent der Männer sehr gut oder gut. Im Vergleich zu 2003 ist der allgemeine Gesundheitszustand im Wesentlichen gleich geblieben; einen Gewinn an Gesundheit kann die Gruppe der über 65-jährigen Frauen verbuchen.
• Gut ein Zehntel der Befragten ist gesundheitlich erheblich eingeschränkt. Der Anteil der erheblich Eingeschränkten variiert nach dem Bildungsstatus. Frauen und Männer mit niedrigen Bildungsabschlüssen geben deutlich häufiger gesundheitliche Beeinträchtigungen an als diejenigen mit hohen Bildungsabschlüssen. Ab dem Alter von 65 Jahren ist ein Viertel der Frauen und ein Fünftel der Männer erheblich gesundheitlich eingeschränkt.
• Der Anteil der Sporttreibenden steigt. Fast zwei Drittel der Frauen und Männer treiben Sport. Mehr als vier Stunden sportliche Aktivität berichten ein Fünftel der Frauen und ein gutes Viertel der Männer. Der Anteil dieser stark sportlich Aktiven hat bei Frauen und Männern seit 2003 um vier Prozentpunkte zugenommen. Ab dem Alter von 45 Jahren treiben mehr Frau¬en als Männer Sport. Die Empfehlung, mindestens an fünf Tagen der Woche für jeweils mindestens 30 Minuten körperlich aktiv zu sein, erfüllen 20 Prozent der Frauen und 23 Prozent der Männer.
• Bei den über 65-Jährigen sind noch knapp die Hälfte der Frauen und etwas mehr als die Hälfte der Männer bei guter oder sehr guter Gesundheit, etwa die Hälfte der Befragten treibt Sport. Bezüglich einiger chronischer Krankheiten und gesundheitlicher Risikofaktoren (Diabetes, Asthma, Bluthochdruck, Adipositas) ist aber beim Vergleich zu den Daten von 2003 ein Anstieg der Häufigkeit bei den über 65-Jährigen zu beobachten. In wieweit dieser Anstieg durch die Alterung der Bevölkerung oder aber durch eine erhöhte Wachsamkeit und bessere Früherkennung bedingt ist, muss durch weitere Analysen geklärt werden.

Der 139 Seiten starke Beitrag zur Gesundheitsberichterstattung des Bundes "Daten und Fakten: Ergebnisse der Studie 'Gesundheit in Deutschland aktuell 2009' des Robert-Koch-Instituts gibt es als Vorabdruck aus dem September 2010 komplett kostenlos.

Bernard Braun, 16.1.11


Patientenzufriedenheitsbefragungen im Krankenhaus: "Nice to have" oder "Duschen ohne nass zu werden"

Artikel 1884 Egal ob es Gesetze und der Gemeinsame Bundesausschuss vorschreiben oder es "der Markt" fordert, erstellen alle oder die Mehrheit der Krankenhäuser Qualitätsberichte oder f�hren standardm��ig Patientenzufriedenheitsbefragungen durch. Welche Qualit�t die Qualitätsberichte haben, d.h. wie verst�ndlich, relevant und bedarfsorientiert sie für die Zielgruppen potenzielle Patienten und ambulante Leistungserbringer sind, wird seit einiger Zeit untersucht. Diese Untersuchungen zeigen trotz mehrfacher Appelle besser zu werden bis in die Gegenwart hinein erhebliche Umsetzungsdefizite auf, die den Nutzen des Entscheidungs-Hilfsmittels Qualitätsberichte zum Teil auf Null f�hrt.

Au�er der wissenschaftlichen Kritik an der Aussagefähigkeit des Zufriedenheitskonzepts und von verschiedenen Varianten der Zufriedenheitsbefragungen der WZB-Wissenschaftlerin Birgit Aust oder der ZUMA-Autoren Birgit Neugebauer und Rolf Porst, die aber bei der Entwicklung einiger Instrumente konstruktiv aufgegriffen wurde, gibt es zum Design der fast an jedem Krankenhaus aber auch in anderen Einrichtungen des Gesundheitswesens geradezu inflation�r pr�senten Zufriedenheitsbefragungen nur sehr wenig substantielle empirische Untersuchungen.
Noch weniger wei� man dar�ber, ob und wie die Ergebnisse der Befragungen genutzt werden. Einzelne Studien wie beispielsweise Befragungen von Pflegekr�ften �ber die Auswirkungen der DRG in den Jahren 2003 und 2006 zeigten, dass an mindestens 70 bis 85 % der Krankenh�user Patientenbefragungen durchgef�hrt wurden, zwischen 45% und 60 % der Befragten aber nichts �ber die Ergebnisse sagen konnten. Hinweise auf Tendenzen, dass solche Befragungen ausschlie�lich als Marketinginstrument oder Symbol f�r "Kundenorientierung" genutzt wurden, gab es also schon l�ngere Zeit.

Das "Institut f�r betriebswirtschaftliche Analysen, Beratung und Strategieentwicklung (ifabs)" hat nun aber im Rahmen einer "Forschungsinitiative Benchmarking" in einer kleinen, nicht repr�sentativen Untersuchung �ber die Befragungspraxis in 174 Klinikabteilungen verschiedener Krankenh�user und Fachrichtungen sowohl aktuellere als auch facettenreichere Ergebnisse nachgelegt.

Die wesentlichen Ergebnisse einer Art Best-Practice-Analyse lauten:

• In der Mehrheit der untersuchten Einrichtungen waren die Besch�ftigten lediglich oberfl�chlich �ber die Durchf�hrung solcher Patientenbefragungen informiert. In 62 % der Einrichtungen erfolgte die Verteilung der B�gen eher zuf�llig und wurden Patienten nicht systematisch daran erinnert, einen Bogen auszuf�llen. Knapp die H�lfte der Besch�ftigten sahen die Zufriedenheitsbefragungen nahezu folgerichtig nicht als notwendiges Instrument f�r die Entwicklung der Dienstleistungsqualit�t an.
• In lediglich 35% der untersuchten Abteilungen wurden die Resultate durchg�ngig kommuniziert, in den �brigen H�usern erfolgte die Information entweder selektiv nur f�r einzelne Mitarbeitergruppen (26%) oder gar nicht (39%).
• Lediglich 12% der Abteilungen setzten bei ihren Befragungen eine zweidimensionale Befragungsmethodik ein, mit der f�r die untersuchten Leistungsmerkmale sowohl deren Wichtigkeit f�r die Patienten als auch die Zufriedenheit mit der Umsetzung ermittelt werden. In 75 % der Befragungewn wurden au�erdem keine offene Fragen verwendet. Hauptgrund war das Vermeiden des gr��eren Auswertungsaufwandes.
• Die Frageb�gen enthielten zahlreiche Ausf�llbarrieren: In 51 % war die Schrift so klein, dass gerade �ltere Menschen sie nicht lesen konnten. 38 % der Frageb�gen waren un�bersichtlich gelayoutet und in 42 % der B�gen fehlten Erkl�rungen zum Ausf�llen der B�gen.
• In keiner der Kliniken, die Patienten-Befragungen durchf�hrten wurden parallel die Vorstellungen von Mitarbeitern �ber die von den Patienten abgefragten Leistungsmerkmale erhoben. Die Diskrepanz zwischen Patienten- und Besch�ftigtensicht und -bewertung sind aber die h�ufigsten Ursachen f�r Unzufriedenheit der Patienten oder auch frustrierenden Erfahrungen von Krankenhaus-Personal.
• 19 % der untersuchten Abteilgten unterschieden in ihren Analysen nach Patientengruppen wie beispielsweise �ltere von J�ngeren.
• In 64 % der Kliniken lagen lediglich zeitpunktbezogene Auswertungen vor. Darstellungen der Entwicklung der Merkmale im Zeitverlauf fehlten dort.
• In s�mtlichen Kliniken und Abteilungen fehlten Vergleiche der Ergebnisse mit anderen Abteilungen des Hauses oder mit anderen fachlich �hnlichen Kliniken.
• Als Fazit ihrer Untersuchung halten die Benchmarking-ForscherInnen zur�ckhaltend fest, dass der "hohe Verbreitungsgrad" derartiger Befragungen mit einer "geringen Umsetzungsqualit�t" einhergeht.

Etwas zu viel Zur�ckhaltung, das verst�ndliche Interesse des privatwirtschaftlichen Instituts an m�glichen Beratungsauftr�gen oder eine enorme Untersch�tzung der Gr�nde f�r diese durchgehenden Umsetzungs- und Nutzungsm�ngel verbergen sich allerdings hinter der Formulierung, die mangelnde Qualit�t sei mit "geringem Aufwand � steigerbar".
Die Pr�sentation der M�ngel und die Darstellung von Best practice und der dabei hilfreichen technischen �nderungen sind sicherlich notwendige und �berf�llige Voraussetzungen f�r die Verbesserung des Instruments Patientenzufriedenheitsbefragungen, hinreichend ist dies aber mit Sicherheit nicht. Um welche Dimensionen es sich handelt, sollte dann mit gekl�rt werden, wenn noch etwas mehr und auch repr�sentative Transparenz �ber den Status quo dieser Befragungen geschaffen wird.

Eine vierseitige Zusammenfassung der Ergebnisse "Patientenzufriedenheits-Befragungen im Krankenaus: Ein Qualit�tsmanagement-Instrument mit Anwendungs-schw�chen - Best-Practice-Studienergebnisse" steht kostenlos zur Verf�gung.

Bernard Braun, 9.12.10


Schweinegrippe im (Rück-)Spiegel einer EU-weiten Bevölkerungsumfrage.

Artikel 1769 Der Winter auf der Nordhalbkugel ist vorbei und die hartnäckig von manchen bis heute aufrecht erhaltene Bedrohungskulisse (so scheint es, dass die WHO nie offiziell die höchste Pandemiestufe 6 zurückgenommen hat) erwies sich als modernes Potemkinsches Dorf.
Bis zum 23.03. 2010 wurden dem Robert-Koch-Institut für Deutschland maximal 226.018 Erkrankungsfälle von Schweine- oder Neuer Grippe gemeldet und bis 15.00 Uhr an diesem Tag waren es 250 Todesfälle.
Im "Influenza Wochenbericht" des RKI für die 11. Kalenderwooche 2010 wird das Bild durch einige Strukturdaten und eine Prognose abgerundet:

• 80 % der Todesfälle (199) von 250) waren jünger als 60 Jahre. Von den 230 Todesfällen, bei denen Angaben zum Vorliegen von Risikofaktoren ausgewertet werden können, hatten 196 (85 %) einen Risikofaktor und damit eine höhere Wahrscheinlichkeit für einen schweren Krankheitsverlauf.
• "Es wird als wahrscheinlich angenommen, dass das Neue Influenzavirus A/H1N1 weiter zirkulieren wird und auch kleinere Ausbrüche können nicht ausgeschlossen werden, jedoch wird eine weitere Frühjahr-Sommer-Welle als unwahrscheinlich angesehen. Für die kommende Saison wird erwartet, dass das Neue Virus A/H1N1 dominant sein wird."

Nicht nur als Nachklapp, sondern als Beispiel für eine Reihe von Wirkungen dieses bisher einmaligen und zumindest finanziell folgenreichen Pandemie-Bedrohungs-Hypes in Europa und Nordamerika, liegen nun die Ergebnisse einer im Rahmen des EU-"Eurobarometer" im November 2009 zum Thema Schweinegrippe durchgeführten Befragung von 28.00 zufällig ausgewählten BürgerInnen im Alter ab 15 Jahren aus den 27 EU-Mitgliedsstaaten plus Norwegen, die Schweiz und Island vor.

Einblicke gewinnt man dort u.a. in folgende Einstellungen und Verhaltensweisen, die auch dort, wo dies nicht ausdrücklich erwähnt wird, sich zwischen den Ländern deutlich unterscheiden:

• 17% der befragten EuropäerInnen hatten sich zu dem Befragungszeitpunkt bereits gegen die siaisonale Grippe impfen lassen und 14% beabsichtigten sich impfen zu lassen. 65% verneinten eine derartige Absicht.
• 57% der Befragten glaubten nicht (mehr), dass es sich bei Schweinegrippe um eine ernstzunehmende Infektion handele.
• Ebenfalls 57% der Befragten waren der festen Meinung, es sei völlig unwahrscheinlich, dass sie an der Neuen Grippe erkrankten. Dieser Anteil schwankte aber z.B. zwischen 82% in Österreich und 69% in Deutschland.
• 19% der Befragten fühlten sich sehr gut über die Schweinegrippe informiert, 56% charakterisierten ihren Informationsstand als gut.
• Interessant sind die gravierenden Unterschiede des Vertrauens in verschiedene Informationsquellen: Während immerhin 81% den Gesundheitsprofis wie Ärzten und Apothekern als Informationsquelle komplett oder meistens trauten, waren dies gegenüber den nationalen Gesundheitsautoritäten wie Ministerien etc. nur noch 61%, gegenüber den Europaautoritäten 52%, gegenüber den traditionellen Medien vom Fernsehen bis zu den Tageszeitungen noch 35% und gegenüber dem Internet nur noch 29%.
• 50% der EU-BürgerInnen meinten, die Medien hätte der Schweinegrippe zu viel Aufmerksamkeit gespendet. Zu wenig Aufmerksamkeit sahen lediglich noch 9%.
• Auf die Bitte, spontan ihr Wissen zu offenbaren was man als einzelner Bürger präventiv gegen die Schweinegrippenerkrankung tun kann, gaben 33% regelmäßiges Händewaschen an, 11% hoben die Bedeutung der Nasenputzhygiene hervor, ebenfalls 11% empfehlen öffentliche Plätze und Räume zu meiden, 8% wollten Kontakt mit bereits Infizierten vermeiden, 13% hielten eine spezifische Impfung für einen Schutzfaktor und 2% hielten die Impfung gegen die saisonale Grippe für ein gutes Mittel. Nur 1% sahen in der Einnahme von antiviralen Medikamenten wie Tamiflu oder Relenza ein geeignetes Mittel.
• Ebenfalls interessant ist das enorme Gefälle, das zwischen den EU-Staaten besteht, wenn man beispielsweise nach der spontanen Relevanz von regelmäßigem Händewaschen fragt. Während 52% der Finnen sofort und vorrangig das Händewaschen einfiel, passierte dies in Deutschland bei 37%, in Polen bei 15% und beim Schlusslicht Litauen nur noch bei 7% der Befragten.
• 24% der Befragten erklärten, sie hätten ihr Verhalten umgestellt, um eine Erkrankung zu vermeiden.
• Relativ hoch ist der Anteil von 10% und 55% der Befragten, die mit den jeweiligen nationalen Präventionsmaßnahmen sehr zufrieden oder zufrieden waren.
• Für 65% der Befragten stellten TV-Programme, für 36% Artikel in Illustrierten oder Tageszeitungen, für 29% der Arzt, für 25% die Familie, Freunde und Bekannte und für nur 9% die nationale Influenza-Website die hauptsächliche Informationsquelle dar.
• Die Impfung wird von 45% als wirksam und sicher bewertet, 30% bewerteten sie aber genau gegenteilig.

Wer an noch mehr Details interessiert ist, kann sich den 142-Seitenbericht zum Thema "Eurobarometer
on Influenza H1N1"
als Ausgabe 287 der Flash EB Series komplett und kostenlos herunterladen. Ein 16-seitiges Summary gibt es ebenfalls kostenlos.

Bernard Braun, 26.3.10


"Immer an der Spitze!" - Arbeitsbedingungen und Belastungen der Gesundheits- und Krankenpfleger/innen

Artikel 1632 Egal ob es um die Anzahl der Beschäftigten im Gesundheitswesen oder den Beitrag zum gesundheitlichen Wohlbefinden von PatientInnen geht: Krankenpflege und Pflegekräfte sind immer ganz vorne dabei. Wie eine gerade veröffentliche Ausgabe des STATmagazin des Statistischen Bundesamtes mit Daten der Gesundheitspersonalrechnung, der Krankenhausstatistik des Bundes und der Länder und des Mikrozensus zeigt, liegen Pflegekräfte auch bei manchen belastenden Arbeitsbedingungen an der Spitze.

Die wichtigsten Daten zeichnen folgendes Bild der Krankenpflege:

• Mit 712.000 Beschäftigten stellten die Gesundheits- und Krankenpflegerinnen/-pfleger 2007 die größte Berufsgruppe unter den Gesundheitsdienstberufen. 490.000 arbeiteten primär in Krankenhäusern, 98.000 in der ambulanten Pflege.

• Ihre Zahl stieg von 1997 bis 2007 um 5%. Rechnet man aber alle Beschäftigungsverhältnisse in Vollzeitstellen um, war deren Anzahl im selben Zeitraum rückläufig, und zwar von 518.000 auf 512.000. Vollzeitstellen waren um 12% zurückgegangen während Teilzeit- und geringfügige Beschäftigungsverhältnisse um rund 39% zunahmen. Aktuell dürfte sich daran wegen der personellen Aufstockungen in den Jahren 2008 und 2009 etwas verändert haben: quantitativ, aber nicht qualitativ.

• Um Genaueres über die allgemeine Belastung des Pflegepersonals in Krankenhäusern sagen zu können, berechnet das Statistische Bundesamt zwei Pflegedienstbelastungszahlen: die durchschnittliche Zahl der Behandlungsfälle je Pflegevollkraft pro Jahr und die durchschnittliche Zahl der zu versorgenden Betten je Pflegevollkraft pro Jahr.

• Die Anzahl der zu versorgenden Betten fiel von 504 im Jahr 1997 auf 474 im Jahr 2004 und bewegte sich von diesem Wert auf 479 im Jahr 2007 - was insgesamt einer Verringerung von 5% entsprach.

• Die Zahl der Behandlungsfälle pro Pflegevollkraft nahm im selben Zeitraum von 48 kontinuierlich auf 58 zu - was einer Erhöhung um 21% entsprach.

• Zusätzlich zu dem was der letzte Indikator zur Verdichtung der Pflegearbeit zeigt, stellt das höhere werdende Alter der KrankenhauspatientInnen einen zweiten Verdichtungsfaktor dar. 1997 waren rund 32% von ihnen 65 Jahre und älter, 2007 bereits 43%. Auch wenn nicht automatisch alle älteren Personen multimorbide sind oder weniger Selbstversorgungsfähigkeit haben als Jüngere, nimmt der Anteil der deswegen zeitlich und mental aufwändigeren PatientInnen in jedem Fall zu.

• 2007 arbeiteten nach den Daten des Mikrozensus rund 69% der Gesundheits- und Krankenpflegerinnen/-pfleger ständig, regelmäßig oder gelegentlich im Schichtdienst. Dies traf auf die Beschäftigten in Gesundheitsdienstberufen und in der Gesamtwirtschaft mit rund 17% und 14% wesentlich seltener zu. Pflegekräfte arbeiteten auch besonders häufig an Samstagen (85%), Sonn- und Feiertagen (84%) und nachts (58%).

• Der Anteil der Pflegekräfte mit Überstunden war mit knapp 22% dagegen ähnlich hoch wie bei allen Gesundheitsdienstberufen (21%) oder in der Gesamtwirtschaft (20%). Dies hängt wahrscheinlich direkt mit der höheren Anzahl von Teilzeitbeschäftigten unter den Pflegekräften zusammen.

• Die Frage, ob sie in den letzten 12 Monaten mindestens ein arbeitsbedingtes Gesundheitsproblem gehabt hätten, bejahten 16% der Pflegekräfte aber nur 6,4% und 6,5% der Beschäftigten in allen Gesundheitsdienstberufen und in der Gesamtwirtschaft.

• Als Hauptbelastungsfaktoren nannten alle drei Beschäftigtengruppen schwierige Körperhaltungen, Zeitdruck und Arbeitsüberlastung. Auch hier gab es deutliche Unterschiede zwischen Pflegekräften und den beiden anderen Beschäftigtengruppen. Den 35% der Pflegekräfte, die schwierige Körperhaltungen oder Hantieren mit schweren Lasten als Hauptbelastungen angaben, stehen 15% (Gesundheitsdienstberufe) und 7% (Gesamtwirtschaft) gegenüber. Ein ähnliches Bild ergibt sich bei der Belastung durch Zeitdruck: 33% der Pflegekräfte klagten darüber, aber "nur" 24% bei Beschäftigten in Gesundheitsdienstberufen und 15% in der Gesamtwirtschaft.

Das 4 Seiten umfassende STATmagazin "Krankenpflege - Berufsbelastung und Arbeitsbedingungen" des Statistischen Bundesamtes ist kostenlos erhältlich.

Bernard Braun, 29.8.09


Die Abneigung gegenüber Pflegeheimen, aber auch ambulanter Pflege im Alter ist groß

Artikel 0982 Immer weniger Menschen möchten in ein Pflegeheim, aber auch alternative Wohn- und Pflegeformen erhalten immer weniger Zuspruch in der Bevölkerung. Dieses sind Ergebnisse des Altenpflege-Monitors (APM), einer repräsentativen Umfrage unter 500 Personen der Generation 50plus, die jährlich durchgeführt wird. Dass es mit dem Image der Altenpflege nicht zum Besten steht, ist wohl auch eine Reaktion auf den zweiten Bericht des Medizinischen Dienstes der Spitzenverbände der Krankenkassen zur "Qualität in der ambulanten und stationären Pflege". Dort wurden immer noch erhebliche Mängel in Pflegeheimen festgestellt: Unzureichende Versorgung mit Essen und Trinken, mangelhafte Vorbeugung gegen Dekubitus, zu häufige Verabreichung von Psychopharmaka (vgl.: MDS Bericht deckt immer noch große Missstände in der Pflege auf).

Der Deutsche Altenpflege-Monitor 2007/2008 zeigt aber auch auf, dass das Informationsverhalten der potentiellen Kunden sich geändert hat, viele sind entscheidungsfähiger geworden und treffen Entscheidungen für ein Pflegeheim auf der Basis umfangreicher Informationen. Neben Einstellungen zur Pflege untersuchte der APM auch den Informationsstand und die Vorsorgeplanungen der Bevölkerung ab 50 zu Angeboten und Dienstleistungen rund um die Pflege.

Weitere Einzelergebnisse der Befragung:
• Ablehnung des Pflegeheims: Für alle vorgegebenen Möglichkeiten der Pflege durch ambulante Dienste, stationäre Einrichtungen oder neue Wohnformen zeigen sich nur geringe Zustimmungsraten und überdies ein Rückgang der Zustimmung im zeitlichen Verlauf. Im Falle der Pflegebedürftigkeit würden sich 35 Prozent der Befragten für eine Pflege zu Hause durch ambulante Pflegedienste entscheiden (2005: 43%). Gleichauf mit ebenfalls 35 Prozent liegt die Pflege zu Hause durch Angehörige (2005: 40%). Pflege in betreuten Wohnungen können sich 27 Prozent der Befragten vorstellen (2005: 33%). Ins Pflegeheim wollen die Wenigsten: nur 8 Prozent würden sich für die stationäre Pflege entscheiden. Das sind 5 Prozent weniger als in den Jahren 2005 und 2006 (jeweils 13 Prozent).

• Informationsverhalten: 42 Prozent der Befragten geben an, sich noch gar nicht über das Thema Pflegemöglichkeiten und deren Kosten informiert zu haben (2006: 44 Prozent). Der Anteil derjenigen, die sich über Pflegemöglichkeiten informiert haben, steigt von 53 Prozent im Jahr 2005, über 56 Prozent im Jahr 2006 auf 58 Prozent im Jahr 2007. Diese Zahlen können vor dem Hintergrund der demografischen Entwicklung nachdenklich stimmen, denn nur etwas mehr als die Hälfte der über 50 Jährigen informiert sich über Pflegemöglichkeiten.

• Wenn der konkrete Pflegefall eintritt, ändert sich das Informationsverhalten: Nur wenn es "ernst" wird, d.h. eine Pflegebedürftigkeit tritt im persönlichen Umfeld (Familie) ein, ändert sich das Informationsverhalten schlagartig. Am intensivsten informieren sich diejenigen, die für ihre Angehörigen einen Platz in einem Pflegeheim suchen. 78 Prozent haben sich über Pflegemöglichkeiten informiert. In den meisten Fällen werden die in Frage kommenden Heime vorher besucht. Durchschnittlich 2,6 Heime werden besichtigt, bevor eine Entscheidung getroffen wird. Die Zahl der Pflegeeinrichtungen ist gestiegen. Immer mehr wohnortnahe Kleinheime werden eröffnet, und die Zahl der privaten Anbieter wächst. Der Wettbewerb hat den Pflegemarkt erreicht. So ist zu erklären, dass 70 Prozent der Befragten angeben, die Wahl zwischen mehren Heimen zu haben.

• Anforderungen an ein Pflegeheim: Das wichtigste Kriterium bei der Wahl einer Pflegeeinrichtung ist die "örtliche Nähe", sagen 76 Prozent der Befragten, die aufgrund eines konkreten Pflegefalls, eine Entscheidung zu fällen haben. Danach folgen mit 57 Prozent die "Qualität", dann die "Kosten" (43 Prozent) und schließlich der Träger (11 Prozent). Die letzte Zahl ist insofern interessant, als die Befragten zwar mit 43 Prozent "kirchliche Träger" präferieren würden, wenn der konkrete Fall dann aber eintritt, wird die Frage des Träges uninteressant. Die "Qualität" einer Einrichtung spielt die zweitwichtigste Rolle bei den Entscheidungskriterien. Dabei machen 55 Prozent Qualität an "Klima und Umgang" fest, gefolgt von "guter Pflege und Versorgung" (46 Prozent) und dem "Eindruck, den die Mitarbeiter hinterlassen" (38 Prozent). Abgeschlagen folgt mit 22 Prozent die deutsche Tugend der "Sauberkeit im Haus."

Die komplette Studie mit allen Befragungsthemen (Stationäre Pflege, Ambulante Pflege, Entscheidungskriterien für die Wahl eines Heimplatzes, Betreutes Wohnen, Innovationen in der Pflege, Alternative Wohnformen, Dienstleistungen in der Häuslichen Pflege) kostet 99 EUR
Kostenlos ist eine Übersicht mit einigen wichtigen Ergebnissen (Word-Datei, 7 Seiten mit Grafiken): Deutscher Altenpflege-Monitor 2007/2008

Gerd Marstedt, 26.10.2007


Pflegende Angehörige kritisieren unzureichende Unterstützung durch Politik und Gesellschaft

Artikel 0640 Im deutschen Pflegesystem herrschen nach Meinung pflegender Angehöriger eklatante Missstände. Insbesondere die mangelhafte Unterstützung durch Politik und Gesellschaft wird von pflegenden Angehörigen beklagt. Zu diesem Ergebnis kommt die TNS Emnid-Studie zur "Pflegesituation in Deutschland" im Auftrag der Marseille-Kliniken AG. Dazu sind 1.056 Betroffene und Angehörige von Pflegefällen sowie die Generation 50+ (weitere 1.008 Ältere ab 50) bundesweit befragt worden.

Nach den Ergebnissen der Emnid-Studie hat bereits jeder fünfte Deutsche in seinem familiären Umfeld einen Pflegefall. Die Angehörigen, die einen alten Menschen betreuen, fühlen sich von Politik und Gesellschaft im Stich gelassen: Nur 30 Prozent der Befragten, die selbst die Pflege eines Familienmitglieds bzw. Verwandten übernehmen, fühlen sich bei ihrer Pflegeaufgabe von Politik und Gesellschaft stark oder angemessen unterstützt. Hingegen sind 65 Prozent von der Unterstützung von Staat und Gesellschaft enttäuscht.

Fast Dreiviertel der Pflegefälle lebt in den eigenen vier Wänden. Doch nur für ein Drittel reichen die Leistungen der Pflegeversicherung aus, um die Wohnung seniorengerecht anzupassen oder umzubauen - obwohl den Bürgern pro Maßnahme 2.557 Euro von der Pflegeversicherung zustehen. Ein Drittel der Befragten gibt als Grund für eine Versorgung zu Hause Geldmangel an. Die Unterbringung in einer Senioreneinrichtung sei ihnen zu teuer.

Insgesamt ist die Generation 50+ mit der deutschen Altenpflege deutlich unzufrieden: 55 Prozent kritisieren die aktuelle Situation. Am kritischsten sehen die Befragten insbesondere die Qualität und Professionalität von Pflege. Dabei sind qualifiziertes Pflegepersonal, eine ganzheitliche Betreuungsleistung und eine hohe Pflegequalität die wichtigsten Kriterien für die Auswahl einer geeigneten Senioreneinrichtung. Gerade bei der Bewertung dieser drei Faktoren herrscht deutliche Unzufriedenheit. Lediglich 53 Prozent sind mit der Betreuung, 52 Prozent mit dem Ausbildungsstand des Personals und nur 46 Prozent der Befragten sind mit der Pflegequalität allgemein zufrieden. Vor allem die 50-Jährigen reagieren verunsichert auf eine mögliche Pflegebedürftigkeit. Sie sind eindeutig unzufriedener als die 70-Jährigen.

Es zeigen sich klare regionale Unterschiede und ein starkes Süd-Nord- Gefälle bei der Zufriedenheit mit den Pflegeeinrichtungen. In Hamburg, Bremen und Schleswig-Holstein ist nur ein Drittel der Bürger zufrieden, während sich 54 Prozent der Ostdeutschen positiv äußerten. Den privaten Seniorenheimbetreibern trauen 50 Prozent der Bürger mehr Wirtschaftlichkeit zu als staatlichen und gemeinnützigen Trägern (30 Prozent). Bei der Betreuung werden die unterschiedlichen Unternehmen mit 40 Prozent Zufriedenheit nahezu gleich bewertet.

Die Mehrheit der Generation 50+ lebt in Wohnungen, die für den Fall der Pflegebedürftigkeit ungeeignet sind. Jeder Dritte hat sich darüber bislang keine Gedanken gemacht. Über 50 Prozent der Befragten sind im Pflegefall auf die finanzielle Unterstützung der Familie angewiesen. Ein Drittel müsste sogar Sozialhilfe in Anspruch nehmen. Nur jeder Fünfte hat eine private Pflegezusatzversicherung abgeschlossen. Trotzdem glaubt über die Hälfte der Befragten, gut für das Alter vorgesorgt zu haben. "Einzig plausibler Grund für dieses Wunschdenken: 43 Prozent der über 50-Jährigen fühlen sich über die Pflege in Deutschland immer noch ,schlecht' informiert", so Klaus-Peter Schöppner, TNS Emnid-Geschäftsführer. Selbst ein Drittel der über 70-Jährigen hat sich noch nicht mit dem Thema Pflege auseinandergesetzt.

Die komplette Studie und weitere Materialien stehen hier zum Download zur Verfügung: Die Pflegesituation in Deutschland. Ergebnisse einer Repräsentativbefragung unter der Bevölkerung in Deutschland, Februar 2007

Gerd Marstedt, 22.3.2007


Pflege von Demenzkranken: Angehörige kritisieren Versorgungsmängel

Artikel 0451 In der Europäischen Union leiden 5,4 Millionen Menschen an Demenzerkrankungen, allein in Deutschland etwa eine Million. Mit rund zwei Dritteln aller Fälle ist die Alzheimer-Krankheit die häufigste Form der Demenz. Die meisten Erkrankten werden von einem Angehörigen gepflegt, meist Ehefrau, Ehemann, Tochter oder Sohn. Oft verzichten sie auf den Beruf, auf Freizeit und ein normales Alltagsleben, um Erkrankte zu betreuen und zu pflegen. Ihre enormen Belastungen und die Tatsache, dass sie dem Gesundheitswesen gewaltige Kosten ersparen, werden bisher kaum wahrgenommen und gewürdigt, denn immer noch hat weniger als die Hälfte der Betroffenen Zugang zu grundlegenden Unterstützungsleistungen. Das ergab der "Dementia Carers’ Survey", eine Studie in fünf europäischen Ländern, die mit Beteiligung der Deutschen Alzheimer Gesellschaft durchgeführt wurde. Darin werden schwere Mängel in der Versorgung von Alzheimer-Patienten offen gelegt.

Auf Initiative der europäischen Dachorganisation Alzheimer Europe (Luxemburg) und mit Unterstützung des Unternehmens Lundbeck (Kopenhagen) wurde eine Umfrage bei mehr als 1.100 Pflegepersonen aus fünf europäischen Ländern (Deutschland, Frankreich, Polen, Spanien und Schottland) von den nationalen Alzheimer Gesellschaften durchgeführt. Der "Dementia Carers’ Survey". Die Ergebnisse verdeutlichen, welch enormer Einsatz den Pflegenden abverlangt wird. So verbringt rund die Hälfte der Befragten mindestens zehn Stunden täglich mit der Pflege, fast immer ohne Urlaub, also bis zu 365 Tage im Jahr. Besorgnis erregend ist auch, dass es vielen Pflegenden an Unterstützung bei der Bewältigung ihrer Pflegetätigkeit mangelt. So zeigt die Umfrage, dass mehr als die Hälfte der Befragten keinen Zugang zu Dienstleistungen wie ambulanten Pflegediensten, Tagespflege oder stationärer Pflege in Heimen haben und dass viele Pflegende, sofern sie solche Einrichtungen nutzen können, dies selbst finanzieren müssen. Insgesamt meinen nur 17 Prozent der pflegenden Angehörigen, dass das Pflegeangebot für ältere Menschen in ihrem Land ein gutes Niveau aufweist.

Die Studie zeigt auch große Mängel bei der Bereitstellung von Informationen auf: Die Hälfte der Befragten gab an, dass sie zum Zeitpunkt der Diagnose nur unzureichende Informationen über die Erkrankung erhalten hatten. Vier von fünf Befragten hätten sich mehr Informationen über Hilfseinrichtungen und Dienstleistungen und fast die Hälfte mehr Informationen über medikamentöse Behandlungsmethoden gewünscht. Die Fragebögen wurden an eine Zufallsstichprobe von pflegenden Angehörigen verteilt, die einer der beteiligten Alzheimer Gesellschaften angehören. Insgesamt wurden 1.181 ausgefüllte Fragebögen zurückgesandt.

Eine Zusammenfassung des Berichts (PDF, 7 Seiten, englisch) kann bei alzheimer-europe heruntergeladen werden: Report on the state of dementia care in Europe

Gerd Marstedt, 5.1.2007


Wohlfahrtsrisiko Pflegebedürftigkeit: Informationsmängel und falsche Erwartungen am Beispiel USA

Artikel 0413 Zu den vielen sozialen und gesundheitlichen Bereichen, über welche die potenziellen Nutzern wenig Transparenz besitzen oder über die sie falsche Erwartungen hegen, gehört die ambulante oder stationäre Pflege im höheren Lebensalter.
Dass dies so ist und wie weit die Erwartungen von der Wirklichkeit entfernt sind, wie groß also der Informations- und Orientierungsbedarf ist, zeigt ein im Auftrag der "AARP", einer der großen Non-Profitorganisationen in den USA, die sich speziell mit Fragen der Menschen über 50 beschäftigt, 2006 zum zweiten Mal (der erste Survey fand 2001 statt) durchgeführter Survey bei 1.456 BürgerInnen im Alter von 45 Jahren und älter. Der Schwerpunkt der Befragung lag beide Male auf den erwarteten Kosten und Optionen der Alters-Pflege.

Die wichtigsten Ergebnissen lauten:

• Anders als erwartet entsprachen die Ergebnisse im Jahre 2006 in den meisten Punkten den im Jahr 2001 gemachten Erkenntnissen - trotz der damals erklärten Nitwendigkeiten und Absichten, etwas gegen die erkannten Informationsdefizite zu tun.
• 60 % der Befragten erklärten, sie wären mit den erhältlichen Pflegeangeboten sehr vertraut oder vertraut.
• Tatsächlich lagen aber die Schätzungen der durchschnittlichen Kosten für den Aufenthalt in Pflegeheimen lediglich bei 8 % der Befragten in einem großzügig bemessenen Bereich von +/- 20 % um den tatsächlichen Wert. Rund ein Fünftel der Befragten, die sich überhaupt eine Kostenschätzung zutrauten, bezeichneten diese als eine gefühlsmäßige. Ähnlich wenige Befragten lagen mit ihren Schätzungen zum Aufwand für betreutes Wohnen oder ambulante Fachpflege in dem genannten Bereich um die tatsächlichen Werte.
• Die allgemein genannte Vertrautheit mit der Pflege im höheren Alter geht außerdem auch nicht mit einem vergleichbar hohen Grad des Wissens über die Pflegeangebote in den verschiedenen Versicherungsmöglichkeiten in den USA (Medicare etc.) einher. Viele Befragten glaubten, sie hätten einen Pflege-Versicherungsschutz und täuschen sich dabei. Wie der folgende Satz zum Ausdruck bringt, liegt dies sicherlich auch an der Vielzahl von Versicherungsmöglichkeiten in den USA: "We suspect that many people are confusing long-term care insurance with other types of coverage, for example disability insurance provided by employers or Medicare." (8)

Abgesehen vom Problem der Unübersichtlichkeit der Anzahl von Angeboten, zeigen erste vergleichbare Befragungen von mittelaltrigen Personen nach ihrem Schutz gegen Pflegebedürftigkeit durchaus vergleichbare Informationsdefizite (vgl. dazu: Marie-Luise Müller (2005): Professionelle Pflege, in: Böcken/Braun/Schnee/Amhof (Hrsg.): Gesundheitsmonitor 2005, Gütersloh: 82-98).

Hier können Sie die 153 Seiten-PDF-Datei des Reports "The Costs of Long-Term Care: Public Perceptions Versus Reality in 2006" herunterladen.

Bernard Braun, 21.12.2006


Nur jeder dritte Deutsche ist für aktive Sterbehilfe

Artikel 0267 Die Deutsche Hospiz Stiftung stellte jetzt Ergebnisse einer Emnid-Studie vor, in der 1000 Deutsche über ihre Haltung zu Sterbehilfe und Palliativmedizin befragt wurden. Ergebnis: Von 1000 Befragten, die man vorab über über Möglichkeiten der Sterbebegleitung aufgeklärt hatte, waren nur 35 Prozent für aktive Sterbehilfe, 56 Prozent plädierten für Alternativen. Die Stiftung klagt im Ergebnisbericht auch darüber, dass viele Umfragen zu falschen Ergebnissen kommen, weil Befragte nicht über Alternativen informiert sind.

Zitat aus dem Ergebnisbericht: "Laut einer Forsa-Umfrage im Auftrag des Magazins 'Stern' beantworten 74% der befragten Personen die Frage, ob es den Ärzten erlaubt werden sollte, unheilbar kranke Menschen, auf deren persönlichen Wunsch hin, ein tödliches Mittel zu verabreichen, mit 'Ja'. Ein eindeutiges Ergebnis - so könnte man meinen. Der genaue Blick auf die Formulierung der Frage allerdings zeigt: Die Antwort ist nicht verwunderlich, denn andere Wege für die letzte Lebensphase werden in der Frage nicht thematisiert und sind allgemein zu unbekannt." Die Deutsche Hospiz Stiftung hat deswegen in ihrer bereits seit 1997 durchgeführten Langzeitstudie eine kurze Information über moderne Formen der Sterbebegleitung in die Frageformulierung integriert. Im Mittelpunkt des Interesses stand, wie sich Menschen nach der Information über die Möglichkeiten der Palliativmedizin und Hospizarbeit entscheiden. Hier zeigte sich nun, dass nach solcher Information nur noch 35% für eine aktive Sterbehilfe sind.

Weitere Ergebnisse der Studie:
• Während sich 40% der Männer für aktive Sterbehilfe aussprechen, sind es bei den Frauen nur 31%.
• Zwischen den Anhängern der großen Parteien zeigen sich keine bemerkenswerten Unterschiede (30-35% für aktive Sterbehilfe). Anhänger der Linkspartei votieren allerdings zu 53% dafür, Anhänger der DVU/Republikaner sogar zu 95%.
• Während in den Jahren von 1997 bis 2000 die Zustimmung zur aktiven Sterbehilfe von 41% auf 36% deutlich zurückgegangen ist, stagniert sie seit 2000 bis heute. Möglicher Grund hierfür: In den 90er Jahren war die Hoffnung auf eine Verbesserung in der Versorgung Pflegebedürftiger, Schwerstkranker und Sterbender noch sehr groß. Diese Hoffnung hat in den vergangenen fünf Jahren abgenommen.
• Von 850 000 Menschen, die in Deutschland jährlich sterben, werden nur 2,0% durch Palliative-Care (umfassende, hochprofessionelle Begleitung von Schwerstkranken und Sterbenden mit Schmerztherapie und Symptomkontrolle) versorgt. Rund 4,1% der Sterbenden werden hospizlich, ehrenamtlich begleitet.

Die Ergebnis der Emnid-Befragung gibt es als PDF-Datei (6 Seiten): Was denken die Deutschen wirklich über Sterbehilfe?

Einen ausgezeichneten Überblick über verschiedliche Umfrageergebnisse zur Sterbehilfe, zum historischen Hintergrund bestehender Normen gibt Wolfgang van den Daele in seinem Aufsatz "Selbstbestimmung am Lebensende - Eliten und Bevölkerung uneins"

Gerd Marstedt, 30.10.2006


Pflege und Versorgung im Alter: Für die meisten Bürger noch kein Thema

Artikel 0255 Der neue Newsletter des "Gesundheitsmonitor" III/2006 der Bertelsmann-Stiftung greift das Thema "Pflege und Versorgung im Alter" anhand von Umfrageergebnissen in Deutschland und einem Sachstandsbericht im internationalen Vergleich auf. Als Fazit der Bevölkerungsumfrage wird u.a. deutlich:

Pflege und Versorgung im Alter sind für den Großteil der Bevölkerung momentan kein Thema. Zwar hat ein Drittel der Bevölkerung bereits mit Angehörigen über eine mögliche Pflegebedürftigkeit gesprochen, für konkrete Angebote der Versorgung und Pflege gesundheitsmonitor interessieren sich jedoch knapp 90 Prozent der Befragten wenig oder gar nicht. Das geringe Interesse spiegelt sich auch in der wahrgenommenen Informiertheit wider: Nur 12 Prozent fühlen sich gut oder sehr gut über Pflege informiert. Die Ergebnisse sprechen jedoch nicht zwangsläufig für einen großen Aufklärungs- und Informationsbedarf in der Bevölkerung. So ist es nachvollziehbar, dass sich nur diejenigen Personen mit Fragen der Versorgung und Unterbringung im Alter und möglichen Hilfe- und Unterstützungsangeboten auseinandersetzen, die momentan oder in naher Zukunft davon betroffen sein werden. In der Volkswirtschaftslehre ist dieses als "Geringschätzung zukünftigen Konsums" bezeichnete Phänomen durchaus bekannt: Güter und Dienstleistungen, die in ungewisser Zukunft einmal nachgefragt werden könnten, spielen im gegenwärtigen Denken und Handeln des Einzelnen eine untergeordnete oder überhaupt keine Rolle.

Im Bedarfsfall wird die Pflege durch Angehörige der professionellen Pflege vorgezogen. Dies korrespondiert mit der gegenwärtigen Situation, wonach rund 70 Prozent aller Bedürftigen in privaten Haushalten von nahen Angehörigen versorgt werden. Je mehr Personen in eigenen Haushalt leben, desto eher wird die Unterstützung und Pflege im Alter als Aufgabe der eigenen Familie gesehen. Allein stehende und kinderlose Personen setzen hingegen häufiger auf kommunale Einrichtungen und Sozialstationen und verlassen sich stärker auf Nachbarn, Freunde und Bekannte. Die durchschnittliche Zahlungsbereitschaft für Pflegeleistungen ist im Vergleich zum Einkommen der Befragten relativ hoch, reicht aber für die tatsächlichen Kosten mit großer Wahrscheinlichkeit nicht aus.

PDF-Datei zum Newsletter "Pflege und Versorgung im Alter"

Gerd Marstedt, 26.10.2006


Altenpflege-Monitor 2005: Erwartungen an die Altenpflege und Altenpflegequalität

Artikel 0144 Obwohl derzeit rund 2 Millionen ältere BürgerInnen pflegebedürftig sind und zumindest absolut die Anzahl der ambulant und stationär pflegebedürftigen Personen in den nächsten Jahren noch kräftig zunehmen wird, gab es bis zum Jahr 2004 nur punktuelle (einige der Studien und ihre Ergebnisse finden sich auch in diesem Forum) aber keine regelmäßige Berichterstattung über die Erwartungen der älteren Bevölkerung an Altenpflege sowie die Qualität der Altenpflege aus Betroffenensicht.
Einen Anfang, dieses Transparenzdefizit zu beseitigen, macht der gerade im zweiten Jahr erschienene "Altenpflege-Monitor". Bei diesem Monitor handelt es sich um ein Gemeinschaftsprojekt der Evangelischen Heimstiftung in Stuttgart, des Marktforschungsinstituts Konzept und Markt in Wiesbaden und des Fachverlags Vincentz Network, Berlin/Hannover. Die dem diesjährigen Bericht zugrundeliegende Befragung von 1111 BürgerInnen ist für die über 50-jährige Bevölkerung in Deutschland repräsentativ.

Zu den Erkenntnissen über die Erwartungen der Bevölkerung in die Altenpflege und das Bild, das sie sich von ihr machen, zählen beispielsweise:
• Lediglich 24 Prozent der Befragten über 50 glauben, dass sie im Pflegefall gut versorgt werden und 70 Prozent halten die Pflege für zu teuer,
• - 81 Prozent sind der Überzeugung, das Pflegepersonal habe zuwenig Zeit für die Betreuung und Pflege der Pflegebedürftigen,
• 75 Prozent teilen die Ansicht, dass Pflegebedürftigen mit Respekt begegnet werde, nicht und
• 50 Prozent sind sich sicher, dass Pflegebedürftige manchmal mit Medikamenten ruhiggestellt werden (2004 waren dies lediglich ein Drittel der Befragten).

Dieser Teil der Befragung wird ergänzt um Fachreihen zum "Betreuten Wohnen", "Ambulanten Diensten" und "Innovationen in der Pflegeversorgung".
Leider muss bereits der/diejenige, der/die "nur" die Basisstudie studieren will, 99 Euro bezahlen. Wer noch alle Fachstudien erwerben will, muss insgesamt 380 Euro bezahlen, was den Leser- und Nutzerkreis auf wenige hauptberufliche Akteure begrenzen dürfte.

Hier finden sich Angaben zur Bestellung des Altenpflege-Monitors

Bernard Braun, 9.10.2005