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Wie viele Jahre kostet das Leben oder welche sozialen Faktoren tragen zur ungleichen Chance bei, ein hohes Alter zu erreichen?

Artikel 1392 Eine mit Daten des "Sozioökonomischen Panels (SOEP)" im Auftrag des "Verbandes der Forschenden Arzneimittelhersteller (VFA)" durchgeführte aktuelle Studie des Rostocker "Max Planckinstituts für demographische Forschung" zeigt dreierlei Grundtrends: Die durchschnittliche Lebenserwartung beträgt im Jahre 2006 77 Jahre für Männer und 82,3 Jahre für Frauen. Bei beiden Geschlechtern hat sich damit die Lebenserwartung seit 1998 erhöht. Von der Verlängerung der Lebenserwartung profitieren Männer mehr als Frauen: Der Anstieg bei Männern betrug 2,62 Jahre während er sich bei Frauen "nur" auf 1,78 Jahre belief.

Auf derselben Datenbasis führten die Rostocker Demographen noch differenziertere Analysen durch und kamen zu interessanten Ergebnissen.

Zum einen zeigt eine Analyse der oben genannten Zuwächse der Lebenserwartung, dass sich diese vor allem aus dem Rückgang der Sterblichkeit im höheren Alter ergeben und kaum mehr aus Faktoren, Interventionen und Bedingungen in jüngerem Alter. So liegt bei den Männern der relativ höchste Beitrag zum Überleben mit 0,40 Jahren in der Altersgruppe von 65 bis 69. Bei den Frauen ist dies mit 0,32 Jahren die Gruppe 80 bis 84.

Zum anderen steigt die Lebenserwartung aber nicht in gleicher Weise für jeden. Es wird deutlich, dass das bisherige Leben einen erheblichen Einfluss darauf besitzt, wie viele Lebensjahre Menschen mit 50 Jahren noch zu erwarten haben. Das Sterberisiko ab diesem Alter erhöht sich durch ein Bündel von gesundheitsgefährdenden Verhaltensweisen, chronischen Erkrankungen, Arbeitslosigkeit, Familienformen oder eine niedrige Bildung. Viele Risikofaktoren fallen vor allem bei sozial benachteiligten Bevölkerungsgruppen ins Gewicht. Auch bei der Lebenserwartung gibt es also soziale Ungleichheit. Zu einem gewissen Maße hängen diese Faktoren voneinander ab, verstärken oder schwächen den Einfluss anderer Faktoren und tragen insgesamt zu einem "Risikoprofil der Sterblichkeit" bei.

Dass es sich bei vielen dieser Einflussfaktoren nicht um Bagatellwirkungen auf die Sterblichkeit handelt, zeigen folgende Risikoindikatoren: Bei den Männern mit 50 verringert sich die Lebenserwartung im Falle einer vorausgegangenen Scheidung um 9,3 Jahre, durch geringe Bildung um 7,2 und durch Arbeitslosigkeit um 14,3 Jahre. Männer, die mit ihrem Gesundheitszustand nicht zufrieden sind, leben durchschnittlich 18,9 Jahre weniger. Starker Tabak- aber auch Alkoholkonsum reduzieren die Gesamtlebenszeit um 18,2 bzw. 16,2 Jahre. Die stärkste Verschlechterung des Risikoprofils, nämlich um 21,4 Jahre, findet sich bei Personen, die an Diabetes mellitus erkrankt sind. Kleinere, aber immerhin noch spürbare Auswirkungen auf die Lebenszeit nach dem 50. Lebensjahr hat auch noch das Bundesland der über 50-jährigen Männer: Wer in Mecklenburg-Vorpommern wohnt, den "kostet" dies 2,7 Jahre. Wer aber dagegen in Baden-Württemberg wohnt, "gewinnt" 3,1 Lebensjahre.

Bei Frauen wirken sich dieselben Faktoren zum Teil ähnlich aber auch an einigen Stellen völlig anders aus: So verlieren allein lebende Frauen 4,9 Lebensjahre, während dieselbe Lebensform Männern weder positiv noch negativ etwas "kostet". Wesentlich höhere Sterberisiken haben als Männer haben Frauen, wenn sie stark rauchen (-22 Jahre) oder stark dem Alkohol zusprechen (-23,1 Jahre). Auch Bluthochdruck wirkt sich bei Frauen um mehrere Lebensjahre schwerer auf ihre Lebenserwartung aus als derselbe Risikofaktor bei Männern. Die Autoren weisen darauf hin, dass es vielfältige Wechselwirkungen von sozialen Faktoren wie etwa Bildungsstand, gesundheitlichen Verhaltensweisen, Erkrankungshäufigkeiten und Sterblichkeitsrisiken gibt, die differenziertere Interventionen und zielgruppenspezifische Programme erforderlich machen.

In dem ebenfalls gerade veröffentlichten und zu der Lebenserwartungsstudie passenden Bericht "Unerreichbares Privileg oder Vorbild für alle? Die Lebenserwartung österreichischer Akademiemitglieder liegt deutlich über dem Schnitt" wird zum einen die herausragend höhere Lebenserwartung dieser speziellen Gruppe akademisch gebildeter Personen dargestellt. Zum anderen wird aber auch der Frage nachgegangen woran dies liegt. Dabei wird vor allem die geistige Aktivität bis weit nach Eintritt ins Rentenalter als wesentliche Erklärung genannt bzw. vermutet. Dies ist insofern plausibel, weil andere akademisch gebildete Berufstätige, die meist mit der Berentung relativ abrupt und umfassend inaktiv werden, nach der österreichischen Studie eine niedrigere Lebenserwartung als die aktiveren und "rüstigeren" Akademiemitglieder aufweisen.

Die Forschungsergebnisse der Demographen Doblhammer, G., Muth, E. und Kruse, A. sind zwar als Report des Rostocker Zentrum zur Erforschung des Demografischen Wandels (157 Seiten) unter dem Titel "Lebenserwartung in Deutschland: Trends, Prognose, Risikofaktoren und der Einfluss ausgewählter Medizininnovationen" angekündigt, liegen aber in dieser Form aktuell noch nicht vor.

Wer dennoch Näheres wissen will, kann dies an mehreren Stellen machen: Eine Kurzdarstellung von "Lebenserwartung in Deutschland" gibt es als Beitrag in der neuesten Ausgabe des wie gewohnt informativen und kostenfrei zum Herunterladen zur Verfügung stehenden Newsletters "Demografische Forschung Aus Erster Hand", der vom Max-Planck-Institut für demografische Forschung, Rostock, in Kooperation mit dem Institut für Demographie der Österreichischen Akademie der Wissenschaften, Wien, und dem Rostocker Zentrum zur Erforschung des Demografischen Wandels viermal jährlich herausgegeben wird.

Zusätzlich gibt eine 24 Seiten umfassende Präsentation der Forschungsergebnisse im Rahmen einer vom VFA veranstalteten Pressekonferenz kostenlos Auskunft zu weiteren Ergebnissen der Studie.

Ebenfalls kostenlos gibt es einen fünfseitigen Text einer Erklärung der VFA-Hauptgeschäftsführerin Frau Yzer zu den für die Pharmaindustrie interessanten Seiten der steigenden Lebenserwartung.
Jenseits einer ziemlich selbstgefälligen und irgendwie am Kern der Studienergebnisse vorbeigehenden Überschätzung des Beitrags der Pharmaindustrie zur steigenden Lebenserwartung, hebt Frau Yzer aber einen wichtigen Gedanken hervor: "Die Frage der Zukunft wird nämlich nicht so sehr sein, wie alt wir werden, sondern wie produktiv wir bleiben. Wenn künftig auch dank moderner Medikamente 70-Jährige durchaus die berechtigte Hoffnung haben dürfen, den Anforderungen ihres Berufes gewachsen zu sein, spricht nichts gegen die Annahme, dass auch eine alternde Gesellschaft insgesamt produktiv bleiben kann."

Auch für die Studie "Unerreichbares Privileg oder Vorbild für alle? Die Lebenserwartung österreichischer Akademiemitglieder liegt deutlich über dem Schnitt" gibt es in dem Newsletter einen kurzen, kostenlos zur Verfügung stehenden Beitrag.
Von dem im "European Journal of Population" 24 (2008) online veröffentlichten Aufsatz "Winkler-Dworak, Maria: The low mortality of a learned society" gibt es leider nur ein Abstract.

Wer dennoch mehr über die Erkenntnisse der österreichischen Forscherin wissen will, findet dies ausführlich und kostenlos in dem bereits 2007 im Vienna Yearbook of Population Research veröffentlichten 25-Seiten-Beitrag "On the age dynamics of learned societies—taking the example of the Austrian Academy of Sciences".

Bernard Braun, 11.11.08