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Eine Zensur findet nicht statt .....

Artikel 1082 ... es sei denn, wissenschaftliche Erkenntnisse widersprechen allzu deutlich politischen und ökonomischen Interessen. Das ist das Fazit einer kürzlich veröffentlichten Studie aus Australien, die GesundheitswissenschaftlerInnen über ihre Erfahrungen mit der Bekanntgabe und Veröffentlichung von Untersuchungsergebnissen befragte. Mehr als ein Fünftel der 302 Befragten gab an, von Fällen zu wissen, in denen Erkenntnisse aufgrund politischen Drucks nicht an die Öffentlichkeit gelangten. In drei von fünf Fällen hatten die AkademikerInnen die Unterdrückung ihrer Forschungsergebnisse am eigenen Leib erfahren, ansonsten beruhte ihre Einschätzungen auf Mitteilungen von KollegInnen.

Die übliche Form der Zensur bestand in zwei Dritteln der Fälle in der "Bereinigung", Verzögerung oder dem vollständigen Verbot von Veröffentlichungen durch die Regierung. Nach Auffassung der betroffenen WissenschaftlerInnen führten fast die Hälfte der verpassten Maulkörbe auf allzu deutliche Hinweise auf Fehler bei der Gesundheitsversorgung zurück, mehr als ein Viertel schreiben sie den Verweisen auf den Gesundheitszustand vulnerabler Gruppen zu, und immerhin noch 11 % auf die Unterdrückung von Bekanntmachungen über Umweltschäden. In fast allen Fällen gelang es den Regierungsstellen, unerwünschte Veröffentlichungen zu unterdrücken. Die Häufigkeit derartiger Behördeninterventionen zeigte im übrigen zwischen 2001 und 2006 eine deutlich steigende Tendenz.

Dass die Publikation dieser Ergebnisse in nahem zeitlichem Zusammenhang mit der Präsidentschafts- und Parlamentswahl in Australien stattfand, war sicherlich kein Zufall. In der Tat fallen die beobachteten Vorfälle ganz überwiegend in die Regierungszeit des konservativen Langzeitpräsidenten John Howard, der sich insbesondere durch seine große Nähe zu George W. Bush und eine sehr restriktive Ausländerpolitik hervorgetan hat. Nun ist er mit Pauken und Trompeten untergegangen und hat nicht einmal mehr einen Parlamentssitz erringen können.

Allerdings wäre es sicherlich zu einfach, allein Howard die Schuld für die Maulkorbpolitik zu geben, schließlich geschahen die Einschüchterungs- und Zensurversuche auch auf regionaler Ebene. Denn in Australien ist es durchaus üblich, dass PolitikerInnen und Behörden die Verfasser unliebsamer Artikel unter Druck setzen. Da erhält schon mal der Dekan eines Fachbereichs, dessen Mitarbeiterin eine Gesundheitsreform in einer Tageszeitung kritisiert, einen Anruf aus dem Ministerium, das Mittelkürzungen für die betreffende Klinik androht, sollten sich MitarbeiterInnen weiterhin öffentlich gegen die politische Entscheidungen äußern.

Bemerkenswert ist wohl vor allem die Offenheit, mit der unliebsame Befunde in einem ansonsten als demokratische akzeptierten Land wie Australien der Öffentlichkeit vorenthalten werden. Zensur für politisch inopportune gesundheitswissenschaftliche Studienergebnisse ist keineswegs auf das Land der Kängurus und Koalas beschränkt. So enthielt auch die deutsche Bundesregierung in den 1980er Jahren lange Zeit den BürgerInnen die Erkenntnisse vor, die in ihrem Auftrag und mit öffentlichen Geldern an den Tag gekommen waren. MitarbeiterInnen des Bundesumweltamtes war es jahrelang untersagt, über die Feinstaubemissionen von Dieselmotoren und deren mittlerweile in mannigfaltigen Untersuchungen nachgewiesenen schädliche Auswirkungen auf den Menschen zu informieren (nachzulesen zum Beispiel auf dieser Homepage unter Abgase machen krank und kränker).

Die systematische Untersuchung über Einschüchterungsversuche gegenüber australischen Gesundheitswissenschaftlern mit dem Titel A survey of suppression of public health information by Australian governments von Boshra Yazahmeidi und D'Arcy Holman aus der Dezemberausgabe des Australian and New Zealand Journal of Public Health 31 (6), S. ist nur das Abstract im Aus N Z J PH oder unter PubMed kostenfrei zugänglich.

Jens Holst, 4.1.2008