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"Peer review": Nachdenkliches zu einem angesehenen Standard, Forschungsanträge und andere Texte zu bewerten

Artikel 2613 Die anonyme Bewertung von Anträgen zur Finanzierung von Forschungsprojekten und wissenschaftlichen Manuskripten durch jeweils mehrere so genannte "peers" im jeweiligen Fachgebiet, gilt als eine hochwertige und verlässliche Methode - auch im Bereich der Gesundheitsforschung.
Dass es möglicherweise bald "galt" heißen muss, folgt aus dem Ergebnis einer kleinen Studie, das am 5. März 2018 in den "Proceedings of the National Academy of Sciences of the United States of America (PNAS)" veröffentlicht wurde.

Trotz der milliardenschweren Bedeutung der Auswahl von zu finanzierenden Projekten oder der Bedeutung dieser Methode für akademische Karrieren, gibt es bislang wenig Forschung über ihre Qualität und Verlässlichkeit. Die für die hier vorgestellte Studie verantwortlichen WissenschaftlerInnen betraten also Neuland.

Dafür wählten sie 25 Forschungsanträge aus, die finanzielle Zuschüsse für gesundheitsbezogene Projekte von den "National Institutes of Health (NIH)" erhalten wollten. Diese Anträge sollten 43 im jeweiligen Fachgebiet anerkannte Personen ("peers") oder Experten schriftlich qualitativ und auf einer einheitlichen Skala quantitativ bewerten.

Das Ergebnis sah so aus:

• Zur Qualität der Anträge gab es keine oder nur geringe Übereinstimmung zwischen den Reviewern.
• Obwohl alle Reviewer dieselben Anweisungen erhielten wie sie die Anträge im Einzelnen bewerten und ihre schriftlichen Kritiken verfassen sollten, gab es keine oder nur geringe Übereinstimmung.
• Dies traf auch für die Übertragung der zu bewertenden Stärken und Schwächen der Anträge in einen quantitativen Wert auf einer einheitlichen Bewertungsskala zu.

Nach Meinung der AutorInnen hängt das Ergebnis des Reviewprozesses mehr vom jeweiligen Reviewer ab als von den Inhalten der Forschungsanträge.

Ob und was dieses Ergebnis praktisch bedeutet, hängt sicherlich noch von der Replikation der Studie mit mehr Anträgen und Reviewern in verschiedenen Forschungsbereichen ab. A priori der inhaltlichen Zuverlässigkeit und Reliabilität der Methode des "peer review" zu vertrauen fällt nach dieser Studie aber schwer.

Der Aufsatz Low agreement among reviewers evaluating the same NIH grant applications von Elizabeth L. Pier, Markus Brauer, Amarette Filut, Anna Kaatz, Joshua Raclaw, Mitchell J. Nathan, Cecilia E. Ford und Molly Carnes - fast alle am Center for Women's Health Research der University of Wisconsin-Madison tätig - ist vor Drucklegung veröffentlicht. Ein Abstract ist kostenlos erhältlich.

Bernard Braun, 12.3.18


"Böckler Impuls" - Informationen über arbeitswelt- und gesundheitsbezogene Forschung

Artikel 2548 Wer sich vierzehntäglich über Ergebnisse der arbeitsorientierten Forschung über ökonomische, soziale und gesundheitliche Verhältnisse informieren will, findet in dem regelmäßig erscheinenden Newsletter "Böckler Impuls" der gewerkschaftsnahen Hans Böckler Stiftung wichtige Hinweise.

In dem gerade erschienenen Heft 16/2016 wird u.a. über folgende von der Stiftung geförderten Forschungsvorhaben berichtet:

• Corporate Governance. Einer verdient wie 57: Vorstände von Dax-Unternehmen erhalten im Schnitt ¬57-mal so viel Geld wie die übrigen Beschäftigten. Der Corporate-Governance-Kodex sollte den Aufsichtsrat auffordern, die Verdienstrelationen schriftlich zu begründen
• Arbeitszeit. Fremdbestimmt ist ungesund Wenn Beschäftigte länger arbeiten müssen als erwünscht, leidet die seelische Gesundheit. Das zeigen Auswertungen für Deutschland und Australien.
• Arbeitszeit. Überstunden sind die Regel Beschäftigte in Deutschland sind mit ihrer Arbeitszeit häufig unzufrieden. Viele würden gern selbstbestimmter arbeiten, können aber nicht
• Arbeitsbedingungen. Leistungslohn geht auf die Knochen Arbeiten bis der Arzt kommt: Wenn Betriebe erfolgsabhängige Gehälter zahlen, steigt der Krankenstand.

Das Abo des NewsletterBöckler Impuls ist kostenlos.
http://www.boeckler.de/Impuls_2016_16_gesamtausgabe.pdf

Bernard Braun, 23.10.16


Erster Evaluierungsbericht des DEval erschienen

Artikel 2408 Obwohl Entwicklungshilfe bzw. Entwicklungs-zusammenarbeit seit je her in Deutschland und anderswo eine untergeordnete Rolle spielt, gerät auch sie unter zunehmenden Rechtfertigungszwang. Die wachsende Unterordnung des Politischen unter das Ökonomische macht auch vor komplexen sozialen, politischen und sozialpolitischen Wirklichkeit nicht Halt. Ganz im Sinne des weltweit um sich greifenden Neo-Neo-Positivismus hat das deutsche Bundesministerium für Wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung im November 2012 das Deutsche Institut für Entwicklungsevaluierung ins Leben gerufen, auf dessen Homepage es heißt: "Übergeordnetes Ziel des Deutschen Evaluierungsinstituts der Entwicklungszusammenarbeit (DEval) ist die unabhängige Beurteilung des Erfolges von Maßnahmen der deutschen Entwicklungszusammenarbeit." Der Nachweiszwang für ihre Wirksamkeit hat nun auch die deutsche Entwicklungszusammenarbeit erfasst: "Durch seine unabhängige und externe Gesamtsicht hilft das Institut, Methoden und Standards von Evaluierungen aufzuarbeiten und damit die Qualität von Erfolgsbewertungen zu erhöhen."

Die Evaluierung der eigenen Politik im Auftrag der Bundesregierung hebt sich allerdings in interessanter Weise von gängigen Bewertungsansätzen anderer Länder ab, die einfache Gleichungen aus dem eigenen finanziellen Input und veränderten Zielgesundheitsparametern als Beleg für Erfolg anführen. Oder weiterhin vorrangig ökonometrische Wirkungsforschung betreiben. Befördert durch die Fokussierung der internationalen Staatengemeinschaft auf die Millenium Development Goals und teils massive Kapitalspritzen wurde dies zu einem neuen Schwerpunkt in der internationalen Entwicklungsforschung. Die interessante Literaturrecherche The aid effectiveness literature: The sad results of 40 years of research des australisch-dänischen Forscherteams Hristos Douzouliagos und Martin Paldam analysierte bereits im Jahr 2005 rund 100 empirische Studien über die Wirksamkeit der Entwicklungszusammenarbeit und ihre Auswirkungen auf verschiedenen Ebenen der Entwicklung. Das Ergebnis dieser Meta‐Analyse war ernüchternd und zeigte, dass die empirische Evidenz für positive Wirkung der EZ noch höchst brüchig ist. So schlussfolgern Hristos Douzouliagos und Martin Paldam (2005) aus ihrer Metaanalyse zur Frage der Aid Effectiveness Literature (AEL): "We have demonstrated that the AEL has not managed to show that there is a significantly positive effect of aid. Consequently, if there is an effect, it must be small. Development aid is consequently an activity that has proved difficult to do right. When something is difficult, it is of paramount importance that it is transparent, i.e., that it is done by simple, clear and easily controllable rules" (S. 27).

Nun hat das Deutsche Evaluierungsinstitut der Entwicklungszusammenarbeit den Bericht zu seinem ersten Evaluierungsunterfangen vorgelegt. Zwei Jahre dauerte das anspruchsvolle Unterfangen, bei dem sich das DEval der Bewertung von nicht weniger als 30 Jahren ruandisch-deutscher Zusammenarbeit widmet. Dabei verfolgte es einen komplexen, vornehmlich qualitativen Ansatz, der die jeweiligen politischen und sozialen Bedingungen berücksichtigt. Die Analyse bzw. die Studie ist in drei Zeiträume unterteilt, um damit sowohl der phasenweise dramatischen historischen Entwicklung in Ruanda als auch veränderten Schwerpunkten der deutschen Entwicklungshilfe bzw. -zusammenarbeit Rechnung zu zollen. Die erste Phase von 1980 bis 1994 war durch den Einsatz von ÄrztInnen und Pflegekräften als EntwicklungshelferInnen gekennzeichnet und lässt keine nachhaltige Wirkung erkennen, die den Genozid am Ende dieser Periode überlebt hätte. Die zweite Phase 1995-2003 begann eher mit Nothilfe zum Wiederaufbau der weitgehend zerstörten Infrastruktur des Gesundheitswesens, ging aber ab 2000 in die Unterstützung einer grundlegenderen Entwicklungsstrategie des ostafrikanischen Landes über; hier kommt die Evaluierung zu dem Ergebnis, dass die deutsche Entwicklungszusammenarbeit einen wichtigen Beitrag zur Bereitstellung grundlegender Gesundheitsdienste auf lokaler Ebene und zur Qualifikation des Personals leistete. In der letzten Phase 2004-2012, mit der die deutsch-ruandische Zusammenarbeit im Gesundheitsbereich auf Wunsch der ruandischen Regierung zu Ende ging, stand ganz im Zeichen deren wachsenden Engagements im Sozialbereich, einer verbesserten Koordinierung der EntwicklungspartnerInnen sowie der Millenium-Entwicklungsziele. Dabei erwiesen sich die verschiedenen Ansätze der deutschen Entwicklungszusammenarbeit als unterschiedlich wirksam und nachhaltig:
• Die auch von Deutschland unterstützte Budgetfinanzierung, die auf Eigenverantwortung der ruandischen PartnerInnen setzt, durchlebte mehrere Engpässe und ist durch die zunehmende Kooperation der vornehmlich in ganz eigenen Interesse aktiven USA mit Ruanda in seiner Nachhaltigkeit bedroht
• im Bereich der Gesundheitsfinanzierung spielte die technische Unterstützung der deutschen Entwicklungszusammenarbeit eine wichtige Rolle beim erfolgreichen Aufbau anfänglich gemeindebasierter und mittlerweile durch die öffentliche Hand organisierter Krankenversicherung, die mittlerweile die Bevölkerungsmehrheit erfasst haben
• die Ansätze zur Verbesserung der sexuellen und reproduktiven Gesundheit reichte von der Unterstützung der Familienplanungsstrategie über die Bereitstellung erforderlicher Gesundheitsleistungen bis zu peer education, was nach Einschätzung der EvaluiererInnen zur Verbesserung der Zielindikatoren beigetragen hat.

Neben diesen konkreten Befunden bewertet der DEval-Bericht auch gängige indirekte Parameter der Entwicklungszusammenarbeit, die das Direktorat für Entwicklungszusammenarbeit der Organisation für Wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) unter den Begriffen Relevanz, Effektivität, Effizienz, Impact und Nachhaltigkeit vereinheitlicht hat. Die Evaluierung der ruandisch-deutschen Kooperation im Gesundheitssektor kommt bei den verschiedenen Kriterien naturgemäß zu unterschiedlichen Einschätzungen der diversen Ansätze.

Der Auftraggeber der Ruanda-Evaluierung, das BMZ, scheint laut seiner Stellungnahme zum ersten DEval-Bericht mit der Bewertung seiner Aktivitäten und Ansätze zufrieden zu sein. "Die Ergebnisse der Evaluierung sind insgesamt positiv und im Einzelnen sehr differenziert dargestellt. Sie zeigen, dass die deutschen Beiträge vielfach an den richtigen Stellen ansetzten, aber auch aus Erfahrungen gelernt bzw. auf sich verändernde Rahmenbedingungen eingegangen wurde."

Der in zwei Bänden erschienene Evaluierungsbericht steht kostenfrei in voller Länge auf der Website des Deutschen Evaluierungsinstituts der Entwicklungszusammenarbeit zum Download zur Verfügung: Band 1 und Band 2 bzw. Annexes.

Dort findet sich auch eine kurze Darstellung des DEval.

Jens Holst, 6.10.14


Die Tücken des Wettbewerbs: Sondergutachten 2012 des Gesundheits-Sachverständigenrates

Artikel 2145 Ende Juni 2012 legte der Sachverständigenrat zur Begutachtung der Entwicklung im Gesundheitswesen (SVR-G) Bundesgesundheitsminister Daniel Bahr sein Sondergutachten 2012 vor, das sich dem Wettbewerb an der Schnittstelle zwischen ambulanter und stationärer Gesundheitsversorgung widmet. Zwar sieht nicht nur die FDP in der Einführung von immer mehr Marktelementen im Gesundheitswesen den entscheidenden gesundheitspolitischen Ansatzpunkt, aber unverkennbar drückt die diesjährige Themenstellung die Prioritätensetzung des FDP-Gesundheitsministers aus. So erklärte Bahr bei der Vorstellung des Sondergutachtens 2012, das Thema des Gutachtens habe gerade aus liberaler Sicht große Bedeutung. Er betrachtet das von ihm selbst in Auftrag gegebene SVR-Gutachten denn auch als Bestätigung für den gesundheitspolitischen Kurs der derzeitigen Regierung insgesamt und nicht zuletzt seines eigenen Ministeriums, mehr wettbewerbsorientierte Elemente im Gesundheitswesen zu etablieren. Das stand schließlich schon im Koalitionsvertrag, dessen gesundheitspolitisch relevante Passagen hier nachzulesen sind. Im Forum Gesundheitspolitik hatten wir bereits in einemfrüheren Beitrag den Koalitionsvertrag analysiert.

Als notwendige Voraussetzungen für einen sinnvollen Wettbewerb im Gesundheitswesen fordern die Gutachter echte Wettbewerbsoptionen sowohl für Kostenträger als auch für Leistungserbringer, eine quantitativ und qualitativ hinreichende personelle Ausstattung auf der Versorgungsebene sowie die Fähigkeit von Versicherten bzw. Patienten, im Rahmen des bestehenden Wettbewerbs qualifizierte Wahlentscheidungen treffen zu können. Konkrete Konzepte und Vorschläge unterbreiten sie zum Schnittstellenmanagement, zum Qualitätswettbewerb und zu den erforderlichen wettbewerblichen Rahmenbedingungen in der sektorenübergreifenden Versorgung. Als wesentliche Zielsetzungen benennen sie dabei Effektivitäts- und Effizienzverbesserungen im Gesundheitswesen. Zudem hat sich der Sachverständigenrat im Sondergutachten 2012 mit Selektivverträgen beschäftigt und ist dabei der Frage nachgegangen, inwieweit die bestehenden Rahmenbedingungen einen funktionsfähigen Wettbewerb zulassen und welche Leistungsbereiche sich für die Weiternetwicklung selektivvertraglicher Arrangements anbieten. Außerdem behandelt das Gutachten mögliche Wechselwirkungen, die sich aus dem Verhältnis von Preis- und Qualitätswettbewerb im Leistungsbereich auf der einen und dem Zusatzbeitrag in der gesetzlichen Krankenversicherung auf der anderen Seite ergeben können. Hier verfolgt der Sachverständigenrat in erster Linie die Vorstellung den Qualitätswettbewerb im Leistungsbereich als gleichgewichtige Säule neben dem Preiswettbewerb zu etablieren und zu fördern.

Wie die meisten Gutachten des SVR-G bietet auch das diesjährige Sondergutachten eine gute Bestandsaufnahme der aktuellen gesundheitspolitischen Agenda und hat allein deshalb einen hohen Gebrauchswert, auch wenn man nicht mit allen Analysen und Schlussfolgerungen einverstanden sein muss. Fragwürdig ist z. B. die im Gutachten postulierte Messung der allokativen Effizienz des Gesundheitswesens anhand der Relation von gesundheitlichen Outcomes zu den volkswirtschaftlichen Kosten, ein von Gesundheitswissenschaftlern seit je her stark bezweifelter Indikator. Auch muss man sich fragen, welchen Nutzen die langatmigen, über 30 Seiten umfassenden Ausführungen zu den Auswirkungen des § 116 b SGB V (ambulante spezialfachärztliche Versorgung) auf Basis einer überholten Rechtslage haben sollen. Dennoch bietet das Gutachten einen sehr guten Überblick zu den Diskussionen über so wichtige Themen wie das Wettbewerbs- bzw. Kartellrecht und das Vergaberecht in der GKV oder den Anforderungen an Umfang, Struktur und Qualifikation der Beschäftigten im Gesundheitswesen. Auch die den gesundheitsökonomischen Diskurs seit jeher bestimmenden Informationsasymmetrien auf Gesundheitsmärkten werden mitsamt der daraus folgenden Notwendigkeit von Informations- und Beratungssystemen für Versicherte und Patienten angemessen thematisiert. Unterm Strich macht das Gutachten deutlich, welche Probleme mit dem Wettbewerb im Gesundheitswesen verbunden sind und mit welchen besonderen Komplikationen das deutsche Gesundheitssystem in dieser Hinsicht aufwartet. Eine systematische Debatte über die Grenzen des Wettbewerbs in der GKV vermeidet der SVR-G allerdings.

Das wird besonders deutlich in dem wohl interessantesten achten Kapitel des Gutachtens über die Auswirkungen des Zusatzbeitrages auf den Kassenwettbewerb (Ziffern 487 ff. bzw. S. 387ff). Der SVR-G präsentiert eine sehr gute Bestandsaufnahme der vorhandenen empirischen Erkenntnisse zu den Wettbewerbsparametern des GKV-Systems sowie dem Verhalten von Versicherten und Kassen und liefert über eigene Erhebungen neue Informationen. Demnach orientieren sich die Kassen nach wie vor am Preis- und nicht am Qualitätswettbewerb. Das sei, so der Rat, zwar bedauerlich, aber ökonomisch rational, weil der Beitragssatz für die Versicherten eine sehr viel transparentere Größe sei als die schon für Experten schwer messbare Versorgungsqualität. Ein größerer Teil der Versicherten möchte sich am liebsten gar nicht mit dem Thema Krankenversicherungsschutz beschäftigen und begegnet "neuen Wahlmöglichkeiten mit Verunsicherung und Skepsis bis hin zu genereller Ablehnung." (Ziffer 499) Zwischen 2000 und 2009 wechselten im Schnitt 5 % der Versicherten pro Jahr die Versicherung, fast ausschließlich wegen des Beitragssatzes. Dieser Effekt hat sich ab 2010 durch den Zusatzbeitrag zugespitzt. Seitdem waren 90 % der gesamten Netto-Mitgliederverluste bei Kassen mit einem Zusatzbeitrag zu beobachten, die zwischen 9,6 und 28,2 % ihrer Mitglieder verloren. Die Wechselwahrscheinlichkeit liegt bei Kassen ohne Zusatzbeitrag bei 3,5 %, bei solchen mit Zusatzbeitrag bei 10 %. Der SVR-G nennt drei Gründe für diese Wirkung (Ziffer 512):
• Die Versicherten tragen den Zusatzbeitrag allein.
• Er wird nicht automatisch vom Arbeitgeber eingezogen und die Versicherten müssen ihn gesondert zahlen.
• Absolute Beträge wirken stärker als prozentuale.

Die Kassen betreiben vor diesem Hintergrund nach Feststellung des SVR-G eine Schatzbildung zur Risikoabsicherung: "Einige Kassen verfügen über derart hohe Rücklagen, dass sie vermutlich noch über das Jahr 2013 hinaus einen Zusatzbeitrag vermeiden können." (Ziffer 521) Der Zusatzbeitrag führt demnach zu einer Behinderung eines auf die Verbesserung der medizinischen Versorgung abzielenden Wettbewerbs, da die Kassen ihre Überschüsse lieber zur Vermeidung eines Zusatzbeitrages bunkern und überdies risikoscheuer bezüglich Investitionen in neue Versorgungsformen werden. Merkwürdigerweise sieht der SVR-G trotz dieser Erkenntnisse keine Notwendigkeit, den Zusatzbeitrag anders zu gestalten, geschweige denn, ihn abzuschaffen. Wie aber soll dann die von ihm geforderte verstärkte Orientierung des Kassenwettbewerbs auf die Versorgungsqualität zustande kommen? Darauf gibt er keine wirklich befriedigende Antwort. Oder möchte er nur seinen Auftraggeber nicht verprellen?

Das Sondergutachten Wettbewerb an der Schnittstelle zwischen ambulanter und stationärer Gesundheitsversorgung steht auf der Homepage des Sachverständigenrates} als Langfassung sowie als Kurzfassung kostenfrei zum Download zur Verfügung.

Hartmut Reiners, 22.7.12


Abschied von der "Mittelstandshypothese": Zur schwachen Empirie des "Jobmotors" Klein- und Mittelbetriebe.

Artikel 1448 Die finanzielle Stabilität und damit die Leistungsfähigkeit von Sozialversicherungssystemen, die an die Erwerbstätigkeit und die dort erzielten Einkommen gebunden sind, beruhten und beruhen ihrerseits erheblich auf ideell und materiell gesicherten Annahmen über die Stabilität von sozialen, ökonomischen und gesellschaftlichen Rahmenbedingungen und Entwicklungen.

Dazu gehört in der deutschen Sozial- und Wirtschaftsordnung die in vielerlei Hinsicht erwartete und unangefochten verfochten stabilisierende Existenz der kleinen und mittleren Betriebe (alle Betriebe mit bis zu 499 Beschäftigten).

Die wichtige Rolle dieser Größenklasse von Betrieben ergibt sich schon aus der Tatsache, dass im Jahr 2005 69,6 % der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten in Deutschland in kleinen Betrieben mit unter 250 Beschäftigten arbeiteten und dieser Anteil in den letzten 10 Jahren sogar gewachsen ist (1994=65 %). Damit hängen sowohl die Erwerbstätigkeit oder Arbeitslosigkeit als auch das Einkommen und damit die Einnahmenbasis und die Höhe der Einnahmen von Sozialversicherungsträgern in erheblichem Maße vom Geschehen in Klein- und Mittelunternehmen (KMU) ab. Der Anteil aller Beschäftigten, die in KMU arbeiteten lag 2005 bei 79,7 %.

Wegen der historisch gewachsenen besonderen Binnen-Sozialverhältnisse und der spezifischen Produktionsweisen in mindestens einem Teil dieser Betriebe (Stichwort "Betriebsfamilie") galt es bisher für gesichert, dass in ihnen weniger schnell konjunkturellen Impulsen gefolgt und entlassen wird als in Großbetrieben und sogar rascher und mehr neue Arbeitsplätze geschaffen werden als in größeren Betrieben. Es wurde sogar für möglich gehalten, dass Beschäftigungseinbrüche in größeren Betrieben durch kleinere und mittlere Unternehmen kompensiert werden können.

Ein empirischer Beleg dafür ließ sich aber bisher nicht (einfach) finden, aber Zweifel an dieser Funktion nahmen zu.

Für die Jahre 1993 bis 2005 beseitigt diese Ungewissheiten und Erkenntnislücken aber jetzt eine Analyse der Beschäftigungsdynamik in Betrieben unterschiedlicher Größe in allen Sektoren der Wirtschaft, die mit Beschäftigungs-Daten der Bundesagentur für Arbeit (BA) von WissenschaftlerInnen des "Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB)" durchgeführt wurde. Die Datenbasis ist ein Mikrodatensatz auf Betriebsebene, der aus der Grundgesamtheit aller sozialversicherungspflichtig Beschäftigten (ohne geringfügig Beschäftigte) aus der Beschäftigten-Historik der BA gebildet wurde.

Die als "IAB-Kurzbericht 23/2008" auf 6 Seiten veröffentlichten Ergebnisse zeigen ein wesentlich weniger idyllisches Bild der Kompensationskraft kleinerer Betriebe als in den (Selbst)-Inszenierungen mittelständischer Betriebslandschaft von links bis rechts:

• Betriebe mit weniger als 500 Beschäftigten sind am Auf- und Abbau von Arbeitsplätzen, also an den Beschäftigungsbewegungen, überdurchschnittlich beteiligt - sowohl in Zeiten des Aufschwungs als auch in Abschwungphasen und dies stärker als bisher.
• Sie können sich aber - anders als früher - in Jahren des Beschäftigungsrückgangs nicht mehr besser behaupten als große Betriebe.
• In Westdeutschland unterliegen die Anteile der Kleinstbetriebe (1 bis 9 Beschäftigte) und die der Kleinbetriebe (10 bis 49 Beschäftigte) an den Beschäftigungsgewinnen nur leichten Schwankungen. Ihr Anteil an den Verlusten nimmt dagegen im Untersuchungszeitraum tendenziell zu.
• Beschäftigungsverhältnisse sind in Großbetrieben beständiger als in Kleinstbetrieben mit bis zu 9 Beschäftigten: Während ein Arbeitsplatz in einem westdeutschen Großbetrieb mit 500 und mehr Beschäftigten im Zeitraum von 1994 bis 2005 rund 11 Jahre bestand, betrug die Lebensdauer eines Arbeitsplatzes in einem westdeutschen Kleinstbetrieb im selben Zeitraum 2,6 Jahre. Die Arbeitsplatz-Lebensdauer lag in Ostdeutschland in allen Betriebsgrößenklassen unter der vergleichbar großer Betriebe in Westdeutschland.
• Die KMU sind - gemessen durch die jeweilige Veränderung der Nettobeschäftigung bezogen auf die größenklassenspezifische Durchschnittsbeschäftigung - sowohl in Aufschwung- als auch in Abschwungzeiten überdurchschnittlich an den entsprechenden Beschäftigungsbewegungen beteiligt. Im Zeitraum 2002-2005 nahm die Zahl der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten in Großbetrieben um 1,19 % ab, in allen anderen Größenklassen war der Abschwung stärker. Mit -2,27 % lagen hier die westdeutschen Betriebe mit bis zu 9 Beschäftigten an der Spitze (Beschäftigte in ostdeutschen Kleinstbetrieben schrumpften im selben Zeitraum um 4,41 %).
• Anders als oft unterstellt, können mittelständische Unternehmen somit Beschäftigungseinbrüche nicht in erheblichem Umfang kompensieren und die eingangs erwähnte gesicherte Erwartung entsprechender materieller Effekte zielt ins Leere.

Die Autorengruppe fragt sich angesichts der Ergebnisse ihrer Analysen "warum sich das uneingeschränkt positive Bild der KMU als 'Jobmotor' in der Öffentlichkeit und der Politik durchgesetzt hat", ohne selbst eine Antwort oder zumindest Hypothesen zu liefern. Zu Recht heben sie aber hervor, dass eine besondere Förderung der kleinen und mittleren Betriebe wegen einer besonderen Fähigkeit zur Arbeitsplatzsicherung durch ihre Empirie nicht gerechtfertigt werden kann.

Der IAB-Kurzbeitrag "Beschäftigungsbeitrag von kleinen und mittleren Unternehmen. Viel Umschlag, wenig Gewinn" von Thomas K. Bauer, Alexandra Schmucker und Matthias Vorell ist komplett kostenlos erhältlich.

Bernard Braun, 20.12.08


GAZESse - die neue "elektronische Gazette" der Gesundheits-Abteilung des Zentrums für Sozialpolitik

Artikel 1367 Die GesundheitsAbteilung des Zentrums für Sozialpolitik (ZeS) der Universität Bremen mit den Themen-Schwerpunkten Gesundheitsökonomie, Gesundheitspolitik und Versorgungsforschung gibt seit kurzem eine Zeitschrift heraus: Die GAZESse. Informiert wird dort halbjährlich über alle wichtigen Arbeiten der Abteilung, Forschungsergebnisse, Veröffentlichungen und Präsentationen aus laufenden Projekten, Hinweise auf neue Projekte sowie auf kommende Veranstaltungen. Die Ausgaben der GAZESse kann man per E-Mail erhalten, aber auch im Internet betrachten.

In der neuen Ausgabe 2/2008 findet man unter anderem folgende Artikel:
- Gerd Glaeske über zentrale Probleme im Arzneimittelmarkt: "Die Preispolitik der Hersteller - Totengräber unseres Systems"
- Mirella Cacace über Auswirkungen der Präsidentschaftswahlen auf das Gesundheitssystem der USA
- Rainer Unger zum Thema "Macht die Ehe gesund oder heiraten Gesündere häufiger als Ungesündere - Protektion oder Selektion?"
- Rolf Müller über "Die Gefahr der Schließung vieler Krankenhäuser"
- Download eines Gutachtens von Bernard Braun u.a. für das Bundesministerium für Arbeit und Soziales zur "Geschichte und Modernisierung der Sozialversicherungswahlen" (Das Gutachten wird in Kürze auch in einer Buch-Version erscheinen: "Modernisierung der Sozialwahlen und Selbstverwaltung", Baden-Baden (Nomos) 2008

Um jeweils über das Erscheinen einer neuen Ausgabe informiert zu werden, kann man sich hier als Abonnent registrieren: Email-Bestellung und Abbestellung der Bestellung der GAZESse

Online ist die neue Ausgabe hier verfügbar: GAZESse 2/2008

Gerd Marstedt, 20.10.08


Eine Zensur findet nicht statt .....

Artikel 1082 ... es sei denn, wissenschaftliche Erkenntnisse widersprechen allzu deutlich politischen und ökonomischen Interessen. Das ist das Fazit einer kürzlich veröffentlichten Studie aus Australien, die GesundheitswissenschaftlerInnen über ihre Erfahrungen mit der Bekanntgabe und Veröffentlichung von Untersuchungsergebnissen befragte. Mehr als ein Fünftel der 302 Befragten gab an, von Fällen zu wissen, in denen Erkenntnisse aufgrund politischen Drucks nicht an die Öffentlichkeit gelangten. In drei von fünf Fällen hatten die AkademikerInnen die Unterdrückung ihrer Forschungsergebnisse am eigenen Leib erfahren, ansonsten beruhte ihre Einschätzungen auf Mitteilungen von KollegInnen.

Die übliche Form der Zensur bestand in zwei Dritteln der Fälle in der "Bereinigung", Verzögerung oder dem vollständigen Verbot von Veröffentlichungen durch die Regierung. Nach Auffassung der betroffenen WissenschaftlerInnen führten fast die Hälfte der verpassten Maulkörbe auf allzu deutliche Hinweise auf Fehler bei der Gesundheitsversorgung zurück, mehr als ein Viertel schreiben sie den Verweisen auf den Gesundheitszustand vulnerabler Gruppen zu, und immerhin noch 11 % auf die Unterdrückung von Bekanntmachungen über Umweltschäden. In fast allen Fällen gelang es den Regierungsstellen, unerwünschte Veröffentlichungen zu unterdrücken. Die Häufigkeit derartiger Behördeninterventionen zeigte im übrigen zwischen 2001 und 2006 eine deutlich steigende Tendenz.

Dass die Publikation dieser Ergebnisse in nahem zeitlichem Zusammenhang mit der Präsidentschafts- und Parlamentswahl in Australien stattfand, war sicherlich kein Zufall. In der Tat fallen die beobachteten Vorfälle ganz überwiegend in die Regierungszeit des konservativen Langzeitpräsidenten John Howard, der sich insbesondere durch seine große Nähe zu George W. Bush und eine sehr restriktive Ausländerpolitik hervorgetan hat. Nun ist er mit Pauken und Trompeten untergegangen und hat nicht einmal mehr einen Parlamentssitz erringen können.

Allerdings wäre es sicherlich zu einfach, allein Howard die Schuld für die Maulkorbpolitik zu geben, schließlich geschahen die Einschüchterungs- und Zensurversuche auch auf regionaler Ebene. Denn in Australien ist es durchaus üblich, dass PolitikerInnen und Behörden die Verfasser unliebsamer Artikel unter Druck setzen. Da erhält schon mal der Dekan eines Fachbereichs, dessen Mitarbeiterin eine Gesundheitsreform in einer Tageszeitung kritisiert, einen Anruf aus dem Ministerium, das Mittelkürzungen für die betreffende Klinik androht, sollten sich MitarbeiterInnen weiterhin öffentlich gegen die politische Entscheidungen äußern.

Bemerkenswert ist wohl vor allem die Offenheit, mit der unliebsame Befunde in einem ansonsten als demokratische akzeptierten Land wie Australien der Öffentlichkeit vorenthalten werden. Zensur für politisch inopportune gesundheitswissenschaftliche Studienergebnisse ist keineswegs auf das Land der Kängurus und Koalas beschränkt. So enthielt auch die deutsche Bundesregierung in den 1980er Jahren lange Zeit den BürgerInnen die Erkenntnisse vor, die in ihrem Auftrag und mit öffentlichen Geldern an den Tag gekommen waren. MitarbeiterInnen des Bundesumweltamtes war es jahrelang untersagt, über die Feinstaubemissionen von Dieselmotoren und deren mittlerweile in mannigfaltigen Untersuchungen nachgewiesenen schädliche Auswirkungen auf den Menschen zu informieren (nachzulesen zum Beispiel auf dieser Homepage unter Abgase machen krank und kränker).

Die systematische Untersuchung über Einschüchterungsversuche gegenüber australischen Gesundheitswissenschaftlern mit dem Titel A survey of suppression of public health information by Australian governments von Boshra Yazahmeidi und D'Arcy Holman aus der Dezemberausgabe des Australian and New Zealand Journal of Public Health 31 (6), S. ist nur das Abstract im Aus N Z J PH oder unter PubMed kostenfrei zugänglich.

Jens Holst, 4.1.2008


DIeM - Institut für evidenzbasierte Medizin

Artikel 0372 Das Institut für evidenzbasierte Medizin hat sich die Realisierung wissenschaftsbasierter patientenbezogener Medizin zum Ziel gesetzt. Dies beinhaltet die kritische Bewertung der Literatur bezüglich ihrer patientenrelevanten Inhalte und der methodisch-wissenschaftlichen Validität, die Darstellung der Information in einer konkret anwendbaren Form für Ärzte und Patienten sowie ihre Unterstützung in der praktischen Umsetzung dieses Wissens. Aus dem Institut gehen regelmäßig wissenschaftliche Publikationen hervor, z.B. zu den Ergebnissen von Studien, die dort verantwortlich durchgeführt werden. Sehr viele Texte werden als PDF-Dateien zum kostenlosen Download angeboten. Zur Zeit gibt es Publikationen zu den folgenden Themen: Antikoagulation, Diabetes mellitus, Disease Management, EbM-Methodik, Hypertonie, Kardiale Erkrankungen, Nephropathie, Schulungsprogramme, Systematische Reviews und Übersichtsarbeiten, Wissenschaftskritik.

Das Institut verfolgt damit eine ähnliche Zielsetzung wie die vom Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG) herausgegebene Website
gesundheitsinformation.de oder auch die von der GEK herausgegebene Website
therapie.net, auf der in verständlicher Sprache aktuelle, wissenschaftliche Informationen zur Wirksamkeit und zu Vor- und Nachteilen ausgewählter Behandlungs- und Diagnoseverfahren publiziert werden. Erstellt werden die hier veröffentlichten Health-Technology-Assessment-Berichte von der Arbeitsgruppe Technologiebewertung in der Gesundheitsversorgung der Medizinischen Hochschule Hannover (Abteilung Epidemiologie, Sozialmedizin und Gesundheitssystemforschung) in Zusammenarbeit mit Wissenschaftlern unterschiedlicher Forschungsabteilungen.

DIeM - Institut für evidenzbasierte Medizin

Gerd Marstedt, 6.12.2006


IPP Institut für Public Health und Pflegeforschung

Artikel 0096 Das IPP Institut für Public Health und Pflegeforschung an der Universität Bremen wurde am 1.1 2005 neu gegründet. Es informiert über Forschungsaktivitäten und Ergebnisse im Bereich Public Health: Pflege, Gesundheitsförderung, Prävention, Epidemiologie, Arzneimittel, medizinische Versorgung. Das Zentrum veröffentlicht halbjährlich das Magazin "zph-info". Im Mittelpunkt jeden Heftes steht ein Schwerpunktthema, daneben finden sich in jeder Ausgabe aktuelle Projekte des Zentrums sowie Veranstaltungs- und Publikationshinweise. Themen der letzten meist 16seitigen Hefte, die auch online als PDF-Dateien heruntergeladen werden können, waren: Heft 7 (Herbst 2004) Gesundheitspolitik, Heft 6 (Frühjahr 2004) Patientenorientierung, Heft 5 (Winter 2003/04) Altern, Heft 4 (Herbst 2003) Ernährung, Heft 3 (Februar 2003) Arzneimittel.

Zentrum für Public Health Bremen

Gerd Marstedt, 14.8.2005


Commonwealth Fund - Noch eine Fundgrube über das US-Gesundheitssystem

Artikel 0073 Eine weitere Fundgrube für gesundheitswissenschaftlich oder -politisch am US-amerikanischen Gesundheitswesen Interessierte ist die Website des philantropisch oder sozialliberal orientierten Commonwealth Fund. Diese Stiftung wurde bereits 1918 von der typisch amerikanischen Stifterfamilie Hackness mit dem Ziel gegründet "to do something for the welfare of mankind." Gestützt auf weitere Familienstiftungen (u.a. 1986 durch die Eigentümerfamilie des gleichnamigen Gesundheitsforschungsinstituts Picker) führt die Stiftung heute in den USA regelmäßig eigene Befragungs-Surveys (z.B. Survey of Older Adults) und Studien zur Situation der gesundheitlichen Versorgung (z.B. das kompakte aber sehr informative Chartbook on Medicare Quality) durch, fördert derartige Studien und verbreitet Forschungsergebnisse und Dokumente von Untersuchungen anderer Einrichtungen, die ins inhaltliche Programm der Stiftung passen.
Ihre inhaltlichen Schwerpunkte liegen auf der Situation der nicht Krankenversicherten in den USA, der Entwicklung von Medicare, der Qualitätsverbesserung, der Gesundheitsversorgung von ethnischen Minderheiten, Alten und Kindern. Dieses Angebot wird durch internationale Vergleiche von Versicherungs- und Versorgungsstrukturen im Gesundheitsbereich (Australien, Großbritannien, Neuseeland, Kanada) abgerundet.

Neben den meist als PDF-Dateien verfügbaren Forschungsberichten und Chartbooks verschickt der Fund auch einen kostenlosen Newsletter zur Gesundheitspolitikforschung und einen Bericht über die "Washington Health Policy Week in Review".

Hier finden Sie den Zugang zur Website des Commonwealth Fund

Bernard Braun, 8.8.2005


Zentrum für Sozialpolitik (Universität Bremen)

Artikel 0066 Das Zentrum für Sozialpolitik (ZeS) ist das bedeutsamste deutsche Forschungsinstitut, das sich mit sozialpolitischen Fragen beschäftigt. Die Themenpalette ist vielfältig, die theoretischen und empirischen Studien haben teilweise auch europäischen oder multinationalen Bezug. Die Zukunft des Wohlfahrtsstaats und der Rentenversicherung, arbeitsmedizinische und gesundheitspolitische Fragen, Geschlechterpolitik und Umbrüche im "Normalarbeitsverhältnis" sind einige der Themen, mit denen sich die Wissenschaftler auseinander setzen. Auf der Homepage des ZeS werden nicht nur die Forschungs-Projekte kurz beschrieben, sondern auch vielfältige Diskussionspapiere und Aufsätze zum Download angeboten. Wer Interesse an sozialpolitischen Themen hat, findet hier außerdem den "ZeS-Report" als PDF-Datei, der mit einer Reihe von Ausätzen "Forschung in progess" dokumentiert. Einige Themen aus dem letzten ZeS-Report:
• Paradoxien der Eigenverantwortung
• Strukturwandel des Erwerbssystems: Modernisierungs- und Professionalisierungsprozesse im Gesundheitswesen
• Zur aktuellen Debatte über die künftige Finanzierung der Pflegeversicherung
• Pflegeverläufe älterer Menschen - erste Ergebnisse einer Längsschnittanalyse

Homepage des Zentrum für Sozialpolitik

Gerd Marstedt, 6.8.2005


Kaiser Family Foundation - Fundgrube zum Gesundheitswesen der USA

Artikel 0064 Egal ob man etwas über die aktuelle gesundheitliche Lage und Versorgung der Indianer, die Anzahl der unzulänglich krankenversicherten Kinder, die Qualität der Krankenhausversorgung oder die Leistungsfähigkeit und Zukunft von Medicare und Medicaid in den USA wissen will: Das Informationsangebot auf der Website der "Henry J. Kaiser Family Foundation (KFF)" hilft garantiert weiter.

Die Stiftung beschreibt sich selber als "a non-profit, private operating foundation focusing on the major health care issues facing the nation. The Foundation is an independent voice and source of facts and analysis for policymakers, the media, the health care community, and the general public. KFF develops and runs its own research and communications programs, often in partnership with outside organizations. The Foundation contracts with a wide range of outside individuals and organizations through its programs. Through our policy research and communications programs, we work to provide reliable information in a health system in which the issues are increasingly complex and the nation faces difficult challenges and choices. The Foundation is not associated with Kaiser Permanente or Kaiser Industries."

Die Stiftung gehört zu der Handvoll vergleichbarer liberaler oder zivilgesellschaftlicher Einrichtungen (z.B. Commonwealth Fund), die massiv auf die vielfachen Ungleichheiten des us-amerikanischen Sozial- und Gesundheitssystems hinweisen und auf Abhilfe drängen. Dazu gehört auch ihr entschiedenes Plädoyer und ihre vielfältigen Überlegungen, die öffentlichen Gesundheitsprogramme Medicare und Medicaid zu stärken und gegen die vielfältigen Vorstellungen (zuletzt auch der Bush-Administration) zu verteidigen, sie als "sozialistische" Restbestände zu privatisieren.

Über einen der zahlreichen Links, "Kaisernetwork.org", kann man sich z.B. kostenlos täglich erscheinende Nachrichtensammlungen aus Politik und Wissenschaft zur US-Gesundheitspolitik im allgemeinen, zu HIV/Aids oder "Reproductive Health" bestellen. Darüber hinaus werden regelmäßig Videoaufzeichungen wichtiger gesundheitspolitischer Debatten oder deren Transkripte angeboten. Hinzu kommen direkte Zugänge zu demoskopischen Datensammlungen, Surveys (z.B. Woman Health Care, Long-Term Care, Employer Health Benefits Annual Survey) und materialreichen Chartbooks (z.B. Medicare Chartbook).

Hier finden Sie Zugang zur Informations-/Materialwelt der KFF

Bernard Braun, 4.8.2005


Landesvereinigung für Gesundheit Niedersachsen

Artikel 0055 Die Landesvereinigung für Gesundheit Niedersachsen entwickelt Konzepte zur Prävention, Aufklärung und Gesundheitsförderung und bemüht sich um deren Umsetzung und Verbreitung. Auf der Website werden darüber hinaus sehr vielfältige Tagungsberichte und Dokumentationen angeboten, die zu spezifischen Schwerpunktthemen einen guten Überblick geben, so zuletzt zum Beispiel zu den Themen "Ageing, Health and Gender", "Patienteninformationen", "Präventionsgesetz" oder "Wie kommt Gesundheit 'in Betrieb'?". Unbedingt erwähnt werden muss der Newsletter der Landesvereinigung "IMPU!SE", der 4mal jährlich erscheint und zu wechselnden Schwerpunktthemen Aufsätze von Wissenschaftlern ebenso wie von Praktikern und Politikern bietet. Die spannenden Themen der letzten Ausgaben waren: Pflege, Adipositas, Gewalt, Sterben, Armut und Krankheit.

Dokumente und Newsletter IMPU!SE der Landesvereinigung für Gesundheit Niedersachsen

Gerd Marstedt, 1.8.2005


WidO - Wissenschaftliches Institut der AOK

Artikel 0016 Forschungsgegenstand des Wissenschaftlichen Instituts der AOK sind die Grundlagen und Aufgabenbereiche der Gesetzlichen Krankenversicherung. Das WidO will nach eigenem Bekunden "die Krankenkassen und andere Akteure im Gesundheitswesen bei der Sicherstellung einer qualitativ hochwertigen und wirtschaftlichen Versorgung der Bevölkerung unterstützen." Auf der Homepage angeboten werden viele Aufsätze, statistische Daten und Umfrageergebnisse zu den Themen Arzneimittel, Gesundheitssystem, Heil- und Hilfsmittel, Krankenhaus, Pflege, Prävention.

Auch aktuelle Kurzinformationen findet man hier. Von Interesse ist zweifellos auch noch das Wissenschaftsforum in Gesundheit und Gesellschaft (G+G), ein Medium für die wissenschaftliche Debatte gesundheits- und sozialpolitischer Fragestellungen. Die Schwerpunktaufsätze einer jeden Ausgabe stehen drei Monate nach Erscheinen kostenlos als PDF-Download zur Verfügung.

WidO - Wissenschaftliches Institut der AOK

Gerd Marstedt, 17.7.2005


Forschungsgruppe Public Health am WZB

Artikel 0014 Die Forschungsgruppe Public Health untersucht nach eigener Aussage Inhalte sowie fördernde und hemmende Umsetzungsbedingungen der mit Public Health beabsichtigen "Sozialen Innovation". Derzeit konzentrieren sich die Arbeiten auf die Themen: Prävention und Gesundheitsförderung durch Organisationsentwicklung (z.B. in Betrieben, Schulen), Interventionen in die Lebensweise (an den Beispielen Aids und Ernährung), Veränderungen im Bereich der Krankenversorgung sowie Steuerung und Finanzierung gesundheitsbezogener Institutionen, in Deutschland vor allem durch die Gesetzliche Krankenversicherung. Von Interesse sind insbesondere die zahlreichen Übersichtsartikel zu relevanten Public-Health-Themen, die als "Discussion Papers" erscheinen und im PDF-Format auch online verfügbar sind.

Discussion Papers der Forschungsgruppe Public Health am WZB

Gerd Marstedt, 17.7.2005


Der Gesundheitsmonitor - Bevölkerungsmeinungen zum Gesundheitssystem

Artikel 0013 Im Gesundheitsmonitor werden seit 2001 in regelmäßigen Abständen Bevölkerungsmeinungen zu ambulanter Versorgung und Medikamenten-Verschreibung, zu Pflege und Prävention, GKV und Gesundheitssystem durch Befragungen von Versicherten und Ärzten erhoben. Die Erhebungen erfolgen halbjährlich bei den Versicherten und jährlich bei den niedergelassenen Ärzten und ermöglichen eine Betrachtung von Veränderungen im Zeitverlauf.

Bis heute wurden 15.000 Versicherte zu weit über 150 gesundheitspolitisch relevanten Themen befragt. Damit ist der Gesundheitsmonitor eines der größten Surveys dieser Art in Deutschland. Befragt werden in jeder Welle (halbjährlich) etwa 1.500 deutsche Bürger/innen im Alter von 18-79 Jahren. Die Stichprobe für die Bevölkerungsbefragung wird von NFO Infratest Gesundheitsforschung aus einem Pool von Adressen befragungsbereiter Haushalte gezogen. Auftraggeber des Projekts ist die Bertelsmann Stiftung, wissenschaftlich verantwortlich das Zentrum für Sozialpolitik (ZeS) der Universität Bremen. Auf der Übersichtsseite gibt es viele Aufsätze zu Ergebnissen der Befragungen als PDF-Datei.

Übersichtsseite des Gesundheitsmonitor

Gerd Marstedt, 17.7.2005